Hagenau
des heiligen Apostels geachtet, Dann eines einigen
Menschen Seel seligkeit ist höher dann der gantz
vergencklich Himmel und Erdreich zuachten.
Dargegen aber und widerumb will sich auch gebü-
ren, das niemand die heilsame Lehr schelte, verwerf-
fe oder verdamme, er hab sie dann zuvor gehört,
gegen Gottes Wort und seinem Christlichen Glau-
ben gehalten und nach der Lehr S. Pauli wol pro-
biert: βProbiert alles, spricht er, und, was gut ist,
behaltet. Dann, |B 1r| so es in burgerlichen Sachen
einem übel ansteht, zureden und schelten ein ding,
darvon er doch nichts weist, Noch vil häßlicher
lauttet es in Göttlichen und Geistlichen Sachen, das
einer ein Lehr verwirfft und verdampt, die er nicht
gehört hat, auch nicht hören will, und weist nicht,
was sie ist.
Da aber die starcken im Glauben und schwach-
gleubigen einander hören und freundtlich berichten,
und einer mit dem andern Gedult tregt, der ander
aber sich berichten laßt, da wandelt man nach der
Liebe und gehet nicht one Frucht ab.
Dieweil ich dann auff E[wer] E[rnvesten] W[ohlwei-
sen], durch derselben abgesandten beschehen
ansuchen17 und des Durchleuchtigen, Hochgebornen
Fürsten und Herrn, Herrn Christoffen, Hertzogen
zu Würtemberg und Theck, Graven zu Mümpelgart
etc.18, meines gnädigen Fürsten und Herren, gnädige
Erlaubnuß zu sollichem Göttlichen Werck, wiewol
darzu gantz ringfüg19, ordenlich beruffen und abge-
fertiget20, hab ich mich, neben betrachtung meines
unvermögens und was zu sollichem Werck erfordert,
diser Lehr Christi und S. Pauli durch Gottes Gnad
wol wissen zuerinnern, Demnach auch vermittelst
Göttlicher Gnaden und mit meinem ringfügen
β 1. Tessa. 5 [21].
γ 1. Cor. 5 [richtig: 1. Cor. 3] [11].
δ Grund und fundament der Christlichen Kirchen aller
Predigen.
ε 1. Timo. 2 [5].
ζ 1. Cor. 1 [30].
17 Vgl. Nr. 2.
18 Zu Herzog Christoph I. von Württemberg vgl. Nr. 2,
Anm. 1.
Dienst dahin gearbeitet, auff das mäniglich im
Werck spüren, sehen und greiffen21 möchte, das ich,
nach der Lehr Sanct Pauli, in Christlicher einfalt
γkein andern Grund legete, dann der einmal durch
Gottes gnad bey euch gelegt gewesen ist,
δnämlich Jesus Chri- |B 1v| stus, auff wölches Leiden,
Sterben, Blutvergiessen, Gehorsam und Verdienst
allein all unser Trost, Hoffnung, Gerechtigkeit, Le-
ben unnd Seligkeit stehet, Und das auß unserm all-
gemeinen, Catholischen, Christlichen Glauben, den
auch die aller einfaltigsten unnd sonst nach dem
Fleisch unverstendigen wissen.
Und also E[wer] E[rnvesten] W[ohlweisen] sampt
allen Zuhörern, so in grosser Anzal sich versamlet,
mir zweiffels on gern Zeugnuß geben werden, das ich
euch nicht von Gott auff die Menschen, sonder von
den Menschen allein auff den lebendigen, einigen,
warhafftigen Gott gewisen und also kein newen
Glauben gelehret habe, sonder auff dem Grund und
Eckstein, dem Herrn Christo22, εals dem einigen
Mitler zwischen Gott unnd uns sündigen Menschen,
ζvon dem er uns zur Weißheit, Gerechtigkeit, Heilig-
keit und Erlösung gemacht ist, euch gelehrt, all
ewer Heil und Seligkeit suchen, Darneben aber mit
guttem, bestendigem grund der Warheit auch ange-
zeigt nicht allein die Stupfflen23, wölche auff dises
Fundament gebawen worden, so das Fewr des stren-
gen Gerichts Gottes nicht leiden mögen24, sonder
auch die grossen greiffliche23 Irrthumb und Miß-
breuch, so neben dem grund unsers Glaubens nicht
bestehn mögen, sonder das Fundament und den
grund umbkeren, Und sollichs, meines verhoffens,
mit sollicher Bescheidenheit, das meniglich hat spü-
ren mögen, wie gar dise unsere Lehr auff kein un-
notwendig Gezenck oder Widerwillen der Personen,
19 Geringfügig, s. Grimm, DWb 14, Sp. 1010.
20 (Mit Vollmacht) entsandt, s. DRW 1, Sp. 66.
21 Erkennen, s. FWb 6, Sp. 359f.
22 Vgl. Mk 12,10par.
23 Stoppeln, als Bild für das Vergängliche, Nichtige, s.
Grimm, DWb 20, Sp. 556f.
24 Vgl. Lk 3,17.
25 Erkennbaren, offensichtlichen, s. FWb 6, Sp. 363.
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des heiligen Apostels geachtet, Dann eines einigen
Menschen Seel seligkeit ist höher dann der gantz
vergencklich Himmel und Erdreich zuachten.
Dargegen aber und widerumb will sich auch gebü-
ren, das niemand die heilsame Lehr schelte, verwerf-
fe oder verdamme, er hab sie dann zuvor gehört,
gegen Gottes Wort und seinem Christlichen Glau-
ben gehalten und nach der Lehr S. Pauli wol pro-
biert: βProbiert alles, spricht er, und, was gut ist,
behaltet. Dann, |B 1r| so es in burgerlichen Sachen
einem übel ansteht, zureden und schelten ein ding,
darvon er doch nichts weist, Noch vil häßlicher
lauttet es in Göttlichen und Geistlichen Sachen, das
einer ein Lehr verwirfft und verdampt, die er nicht
gehört hat, auch nicht hören will, und weist nicht,
was sie ist.
Da aber die starcken im Glauben und schwach-
gleubigen einander hören und freundtlich berichten,
und einer mit dem andern Gedult tregt, der ander
aber sich berichten laßt, da wandelt man nach der
Liebe und gehet nicht one Frucht ab.
Dieweil ich dann auff E[wer] E[rnvesten] W[ohlwei-
sen], durch derselben abgesandten beschehen
ansuchen17 und des Durchleuchtigen, Hochgebornen
Fürsten und Herrn, Herrn Christoffen, Hertzogen
zu Würtemberg und Theck, Graven zu Mümpelgart
etc.18, meines gnädigen Fürsten und Herren, gnädige
Erlaubnuß zu sollichem Göttlichen Werck, wiewol
darzu gantz ringfüg19, ordenlich beruffen und abge-
fertiget20, hab ich mich, neben betrachtung meines
unvermögens und was zu sollichem Werck erfordert,
diser Lehr Christi und S. Pauli durch Gottes Gnad
wol wissen zuerinnern, Demnach auch vermittelst
Göttlicher Gnaden und mit meinem ringfügen
β 1. Tessa. 5 [21].
γ 1. Cor. 5 [richtig: 1. Cor. 3] [11].
δ Grund und fundament der Christlichen Kirchen aller
Predigen.
ε 1. Timo. 2 [5].
ζ 1. Cor. 1 [30].
17 Vgl. Nr. 2.
18 Zu Herzog Christoph I. von Württemberg vgl. Nr. 2,
Anm. 1.
Dienst dahin gearbeitet, auff das mäniglich im
Werck spüren, sehen und greiffen21 möchte, das ich,
nach der Lehr Sanct Pauli, in Christlicher einfalt
γkein andern Grund legete, dann der einmal durch
Gottes gnad bey euch gelegt gewesen ist,
δnämlich Jesus Chri- |B 1v| stus, auff wölches Leiden,
Sterben, Blutvergiessen, Gehorsam und Verdienst
allein all unser Trost, Hoffnung, Gerechtigkeit, Le-
ben unnd Seligkeit stehet, Und das auß unserm all-
gemeinen, Catholischen, Christlichen Glauben, den
auch die aller einfaltigsten unnd sonst nach dem
Fleisch unverstendigen wissen.
Und also E[wer] E[rnvesten] W[ohlweisen] sampt
allen Zuhörern, so in grosser Anzal sich versamlet,
mir zweiffels on gern Zeugnuß geben werden, das ich
euch nicht von Gott auff die Menschen, sonder von
den Menschen allein auff den lebendigen, einigen,
warhafftigen Gott gewisen und also kein newen
Glauben gelehret habe, sonder auff dem Grund und
Eckstein, dem Herrn Christo22, εals dem einigen
Mitler zwischen Gott unnd uns sündigen Menschen,
ζvon dem er uns zur Weißheit, Gerechtigkeit, Heilig-
keit und Erlösung gemacht ist, euch gelehrt, all
ewer Heil und Seligkeit suchen, Darneben aber mit
guttem, bestendigem grund der Warheit auch ange-
zeigt nicht allein die Stupfflen23, wölche auff dises
Fundament gebawen worden, so das Fewr des stren-
gen Gerichts Gottes nicht leiden mögen24, sonder
auch die grossen greiffliche23 Irrthumb und Miß-
breuch, so neben dem grund unsers Glaubens nicht
bestehn mögen, sonder das Fundament und den
grund umbkeren, Und sollichs, meines verhoffens,
mit sollicher Bescheidenheit, das meniglich hat spü-
ren mögen, wie gar dise unsere Lehr auff kein un-
notwendig Gezenck oder Widerwillen der Personen,
19 Geringfügig, s. Grimm, DWb 14, Sp. 1010.
20 (Mit Vollmacht) entsandt, s. DRW 1, Sp. 66.
21 Erkennen, s. FWb 6, Sp. 359f.
22 Vgl. Mk 12,10par.
23 Stoppeln, als Bild für das Vergängliche, Nichtige, s.
Grimm, DWb 20, Sp. 556f.
24 Vgl. Lk 3,17.
25 Erkennbaren, offensichtlichen, s. FWb 6, Sp. 363.
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