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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0550
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Colmar

13. Gottesdienstordnunga
[zwischen 11. Januar 1601 und 6. Oktober 1603]1
Λειτουργηα ecclesiae

Sontag
In der morgenpredig werdt die dominicalia evange-
lia tractiret. Ante textum hat man nur orationem
dominicam.
Finita concione spricht der minister die offne
schuldt, darnach das gebett für alle stende, in der
kirchenordnung2 begriffen, darauf das Pater noster.
Was zuverkünden ist, wirt verricht finita precatio-
ne. Darauff folgett das gesang und dann der gewon-
lich seegen.
Ist kein kindt zutauffen, so wart der minister auf
der canzel, bis das gesang vollendet worden, und
gibt den sägen von der cantzel. Ist aber ein kind
vorhanden, so steigt er gleich de cathedra, so man
anfangt zu singen. Also wirts mit dem segen obser-
viret in allen predigen.
Kinderbericht
NB. Bißhero hatt man erst zu dreyen wochen ein
mal den cathechismum gehalten. Ich habs dahin
gebracht, das man in hinfüro alle Sontag halten
soll. Und sol allweg den ministris ein schulmeister
und provisor aus der lateinischen und deudtschen
schul mutatis mutandis helffen examinieren. Anno
1601, 1 dominica post Epiphania haben wir den an-
fang gmacht. Das examen weret ein ½ stundt. Dar-

a Textvorlage (Handschrift): BM Colmar Ms Chauffour
Nr. 23.1, Bl. 16r-18r. Eintrag auf der Rückseite der vor-
deren Umschlagsklappe: Autor huis libri est Ambrosius
Socinus, olim ministerii Colmar[iensis] senior, Basilien-
sis.
1 Terminus post quem ist der im zweiten Abschnitt er-
wähnte erste Sonntag nach Epiphanias, der nach dem

nach halt der diaconi ein sermonem ex cate-
chesi. |16v)
Abentpredig
Der Senior ex ministris tractiret materiam continu-
am, die er auch in [der] wochenpredig continuiret.
Dominus Saerinus3, als ich herokam, hatte in Actis
III caputt. Der Iunior tractiret libros biblicos ordi-
ne. Verlist alweg ein gantz caputt und notiret prae-
cipuas doctrinas daraus. Ich hab zu meinem an-
standt hie Ecclesiasten angefangen.
Morgenpredig
Ut supra: Her Särinus hat Acta am Freytag. Ich
hab Danielem am Mittwochen.
NB. Sontags Morgenpredig werdt von beiden
ministris per vites4 gehalten, also auch die abendt-
predigen. Der heutt Sontag am morgen predigt, hatt
den andern Sontag die abendtpredig.
Der diaconus taufft alle kinder. Sol darauff war-
ten. |17r|
Hochzeitt und leichpredigen
Sindt gemein den beiden pastoribus und diacono,
das alweg die dritt an einen kompt. Hochzeiten wer-
den zween Sontag einander nach verkundt.

Julianischen Kalender im Jahr 1601 auf den 11. Januar
fiel. Terminus ante quem ist der 6. Oktober 1603; an
diesem Tag starb Christian Serinus, der in der Gottes-
dienstordnung noch als Colmarer Pfarrer Erwähnung
findet.
2 Vgl. die Einleitung S. 489.
3 Zu Christian Serinus vgl. Nr. 2, Anm. 7.
4 Abwechselnd.

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