12. Hochzeitsmandat 1601
12. Hochzeitsmandata
11. April 1601
Demnach ein ersahmer raht dißer des h. reichs statt
Colmar baugenscheinlichen sehenb, das nun ein zeit
inhero das unzeitige verheüraten witwelicher manns-
und weibspersonen haüffig eingebrochen1, in dem
dieselben inc etwan wenig tag und wochen nach tod-
lichem abschid ihres ehegesellend2, sonderliche aber
die weibs personen in so kurtzer zeitf, in deren sie nit
eigentlich wißen mögen, ob sie von vorigen verstor-
beneng ihren ehemännern geschwängert, anderwerts
ehelichen ingelaßen, solche ihre verlobnußen auch
durch den offentlichen kirchengang solennisie-
ren3 laßen und mit dem beyschlaff vollnzogenh [sic],
alles den natur- und kayserlichen rechten, iauch bur-
gerlicher erbarkheiti zuentgegen4. Damit dan sol-
chen bößen sitten durch gute satzungen beizeiten
fürgebauen und abgewert werden möge, so hat ein
er[samer] raht derentwegen und in betrachtung, das
in ehelichen vermehlungen nit allein was zuleßlich,
sonderen auch erbar und wohlstendig5 seie, fürnem-
lich aber, dasj dergleichen vihische vermischun-
genk und darauß zu mehrmaln ervolgender größerer
unraht6 verhüetet werdel, auß christlichem eyffer
und zu verfüegung gebürender | zimlicheit verord-
net, setzen, ordnen und wollen auch hiemit ernst-
lich, das nunhinfuro kheinm witwer vor verfließung
vier völliger7 monaten und khein witwe vor einem
a Textvorlage (Handschrift): AM Colmar FF 626, Nr. 8
(ohne Blattzählung).
b-b Korr. aus: glaubhchen gesehen.
c Erg. über der Zeile.
d Korr. aus: ehegemechts.
e Korr. aus: sich.
f Gestr.: anderwerts.
g Am Rand ergänzt.
h Korr. aus: bestetigt.
i-i Am Rand ergänzt.
j Gestr.: mit.
k Gestr.: verhüetet.
l Gestr.: als.
m Gestr.: witweliche manns [...]
n-n Korr. aus: und dem verbrechen.
ο Gestr.: Datum im rath zu Colmar.
Von and. Hd.
halben jahr nach ihres vorigen ehemanns oder
-weibs ableiben von den pfarrheren außgeruoffen
oder ihnen der kirchgang und beilager gestattet wer-
den solle, alles bey unnachleßlicher straff gstalten
sachen ngegen den verbrechenn nach ermeßigung8
dagegen vorzunehmen. oUnd damit sich mennigelich
davor zuhuten wiße, so ist solche verordnung nit al-
lein von zünfften zu zünfften zu verkhünden, son-
deren auch beeder religionen predigeren durch son-
derbare, hierzu auß eines erb[aren] rahts mittel ver-
ordnete zu insinuirn9.
Erkhant Sambstags, den 11ten Aprilis, anno etc.
1601.
pSambstags, den 9. Julii, anno 1608 hat ein erbarer
raht umb eingerißenen mißbrauchs willen diße ord-
nung ferner erleütert und erweitert, das in obgesetz-
ter verbottener zeit kein verwitwete manns- oder
weibsperson auch kein verbindlich versprechen der
ehe halben thun, weniger ein hefftgelt10 von sich ge-
ben oder annehmen oder auch offentliche verlöbnuß
und handstreich11 halten solle, bey ebenmeßiger,
willkurlicher straff gegen den verbrechern unnach-
leßlich vorzunehmen.p
1 In Gebrauch gekommen, eingerissen, s. DRW 2,
Sp.1367.
2 Ehegatten, s. DRW 2, Sp. 1220.
3 Feierlich bestätigen.
4 Entgegen, s. Grimm, DWb 32, Sp. 338.
5 Geziemend, wohlanständig, s. Grimm, DWb 30,
Sp.1183.
6 Schaden.
7 Vollständiger, s. Grimm, DWb 26, Sp. 668.
8 Ermessen, s. Adelung 1, Sp. 1920.
9 Hier: mitzuteilen, s. auch FWb 8, Sp. 159.
10 Handgeld zur Sicherung verschiedener Vertragsabschlüs-
se, s. FWb 7, Sp. 863 und DRW 4, Sp. 1413f. (s.v. haft-
geld).
11 Handgebärde zur Bekräftigung des Verlöbnisses, s.
DRW 5, Sp. 135f.
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12. Hochzeitsmandata
11. April 1601
Demnach ein ersahmer raht dißer des h. reichs statt
Colmar baugenscheinlichen sehenb, das nun ein zeit
inhero das unzeitige verheüraten witwelicher manns-
und weibspersonen haüffig eingebrochen1, in dem
dieselben inc etwan wenig tag und wochen nach tod-
lichem abschid ihres ehegesellend2, sonderliche aber
die weibs personen in so kurtzer zeitf, in deren sie nit
eigentlich wißen mögen, ob sie von vorigen verstor-
beneng ihren ehemännern geschwängert, anderwerts
ehelichen ingelaßen, solche ihre verlobnußen auch
durch den offentlichen kirchengang solennisie-
ren3 laßen und mit dem beyschlaff vollnzogenh [sic],
alles den natur- und kayserlichen rechten, iauch bur-
gerlicher erbarkheiti zuentgegen4. Damit dan sol-
chen bößen sitten durch gute satzungen beizeiten
fürgebauen und abgewert werden möge, so hat ein
er[samer] raht derentwegen und in betrachtung, das
in ehelichen vermehlungen nit allein was zuleßlich,
sonderen auch erbar und wohlstendig5 seie, fürnem-
lich aber, dasj dergleichen vihische vermischun-
genk und darauß zu mehrmaln ervolgender größerer
unraht6 verhüetet werdel, auß christlichem eyffer
und zu verfüegung gebürender | zimlicheit verord-
net, setzen, ordnen und wollen auch hiemit ernst-
lich, das nunhinfuro kheinm witwer vor verfließung
vier völliger7 monaten und khein witwe vor einem
a Textvorlage (Handschrift): AM Colmar FF 626, Nr. 8
(ohne Blattzählung).
b-b Korr. aus: glaubhchen gesehen.
c Erg. über der Zeile.
d Korr. aus: ehegemechts.
e Korr. aus: sich.
f Gestr.: anderwerts.
g Am Rand ergänzt.
h Korr. aus: bestetigt.
i-i Am Rand ergänzt.
j Gestr.: mit.
k Gestr.: verhüetet.
l Gestr.: als.
m Gestr.: witweliche manns [...]
n-n Korr. aus: und dem verbrechen.
ο Gestr.: Datum im rath zu Colmar.
Von and. Hd.
halben jahr nach ihres vorigen ehemanns oder
-weibs ableiben von den pfarrheren außgeruoffen
oder ihnen der kirchgang und beilager gestattet wer-
den solle, alles bey unnachleßlicher straff gstalten
sachen ngegen den verbrechenn nach ermeßigung8
dagegen vorzunehmen. oUnd damit sich mennigelich
davor zuhuten wiße, so ist solche verordnung nit al-
lein von zünfften zu zünfften zu verkhünden, son-
deren auch beeder religionen predigeren durch son-
derbare, hierzu auß eines erb[aren] rahts mittel ver-
ordnete zu insinuirn9.
Erkhant Sambstags, den 11ten Aprilis, anno etc.
1601.
pSambstags, den 9. Julii, anno 1608 hat ein erbarer
raht umb eingerißenen mißbrauchs willen diße ord-
nung ferner erleütert und erweitert, das in obgesetz-
ter verbottener zeit kein verwitwete manns- oder
weibsperson auch kein verbindlich versprechen der
ehe halben thun, weniger ein hefftgelt10 von sich ge-
ben oder annehmen oder auch offentliche verlöbnuß
und handstreich11 halten solle, bey ebenmeßiger,
willkurlicher straff gegen den verbrechern unnach-
leßlich vorzunehmen.p
1 In Gebrauch gekommen, eingerissen, s. DRW 2,
Sp.1367.
2 Ehegatten, s. DRW 2, Sp. 1220.
3 Feierlich bestätigen.
4 Entgegen, s. Grimm, DWb 32, Sp. 338.
5 Geziemend, wohlanständig, s. Grimm, DWb 30,
Sp.1183.
6 Schaden.
7 Vollständiger, s. Grimm, DWb 26, Sp. 668.
8 Ermessen, s. Adelung 1, Sp. 1920.
9 Hier: mitzuteilen, s. auch FWb 8, Sp. 159.
10 Handgeld zur Sicherung verschiedener Vertragsabschlüs-
se, s. FWb 7, Sp. 863 und DRW 4, Sp. 1413f. (s.v. haft-
geld).
11 Handgebärde zur Bekräftigung des Verlöbnisses, s.
DRW 5, Sp. 135f.
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