Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0148
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Minden

dem bevele Christi gelegenj. Wen einer wold seggen,
de Döpe were nicht hillich, de doch hillich ys ewich-
lick tho der vorgevinge der Sünde, Joan. 3 [22-36],
Ephe. 5 [ 1—20]υ, Dem, de se entfanget, So he ym
geloven Christi wente an dat ende blivet edder, so
he afgetreden ys, wedderkumpt tho der erkantenisse
der gnade Gades, yn Christo Hiesu uns gesc[h]enket.
Averst id is over nicht an der hillicheyt, men an dem
water allene gelegen, Dareyn yder myne grunt ock
upvaten schal24. Wen de waterdöpe in dem wercke
geitφ, So is dar idel hillicheit umme Christus wordes
und bevels willen, welcke hillicheit blift bi dem ge-
doften kinde und nicht bi dem water, Welckes darna
water is alse thovören. Dem, de gedoft wert, dem ys
dat water hillich to der döpe umme Christus wordes
und bevels willen. Wen nein döpent dar is, so is wa-
ter water. Wente Cristus heft in sinem bevele neyne
sünderge wörde gespraken aver dat water edder sün-
derlich bevalen, dat water tho wiende, men dat men

mit dem water döpen scal. Dat överst in der döpe de
hillige geist wercket und wi gedoft und ingelivet
werden in Christum, maket nicht de natur des wa-
ters, besünder dat bevell Christi. De averst de wa-
terdöpe wolde vor ringe dink holden, Alse etlyke
wedderdöpers und Swermers dön, de vorachtet den
bevel Christi, wen he sick ock des loven tho dode
vorrömede. Hirumme möte wi süst wol anmerken
dat wort und bevel mit sampt aller gnedigen anne-
mynge des vaders, wylle wy anders van Gade nicht
gestraffet werden. Den anderen und meren |C4v|
grunt van der Döpe hebbe gi uth der Ordeninge van
Brunswick25 wol gelezen. Is nicht nödich wider an-
totekende, welckes yw süst ock up dem predickstole,
wilt Godt, in tokamender tidt wol wert gelert wer-
den. Ock schal de Döpe up wöntliker stede stan bli-
ven, daruth de kinder in enem ydern Caspel up dü-
desck schölen gedoft werden.

Van der Schole unde örer stede

Recht ysset und ock Gödtlyck, datk wy unse kin-
derken tho der Döpe bringen. Averst wen se nu up-
wassen, So dencket dar nemant tho, dat se ym rech-
ten worde Gades und yn allen dögeden müchten up-
getagen werden, dar süth nemant na. De gedofften
kinder leven yn der gnade Gades Alse Adam und
Eva vor den Sünden ym paradyse, weten nycht gu-
des noch böses, wowol se van süntliker natur wegen
tho torne und thom bösen geneget sint26. Se hebben
de tosage Christ entfangen, Marci 10 [14]χ: Sülker is
dat Hemmelrike.
Wen averst de tidt kumpt, dat se vornuftiger
Beginnen tho werden, so kumpt ock de slange alse
tho Adam und Hevam27 und beginnet de kynder tho
lerende alle undöget unde dartho de vornufft darhen
leiden, dat se lastere de artikel des Christlichen
υ Joan. 3; Ephe. 5.
φ Mercke woll an.
χ Genesis 8; Roma. 7; Mar. 10.

j Im Druck: belegen.
k Im Druck: dar.
24 Gemeint ist: meine Gründe verstehen soll.

lovens und vorachten den bunt mit Christo, in der
Döpe gemaket. Denne ys id tydt, |D1r| denne wert
van uns gefördert, dat men leren schal.
Id ys grot wunder, ya ock ein vordömlik wesent
gewesen, do men selemorders und gelt freters, unse
Beelsprester, upteyn konde, do leth men se wol tho
der Schole gan, und ein yder wolde van sinem söne
eynen her Johan heren28 hebben, de öme dat sine
mit horen und schöken ummebröchten und denen-
den örem Gade, dem buke, wo Pau[lus], Philip. 3
[19], secht. Nu se averst yn der rechten grunt der
lere möchten upgetagen werden, ys nemant, de sin
kynt wat leren let, vorhanden. Up dat nu Godt sine
straffe nicht des unvorstandes halven tho uns sende,
heft ein Ersam Radt unde gantze gemeyne nödich
angesen, gude Scholen antorichtende und dartho be-
25 Braunschweiger Kirchenordnung von 1528, Sehling,
EKO VI/1, S. 351-358.
26 Gen 1,8-9.15-17.
27 Gen 3,1-15.
28 In Anlehnung an die Kanoniker des Mindener Stifts
St. Johannes dürften hier generell altgläubige Stiftsgeist-
liche gemeint sein.

130
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften