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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0338
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Lippe

Ware christliche kerke
Is ein geistlich lief aller utherweltennn, aver de gant-
zen welt verstrowet, de in Christum geloveno, eines
geloven, dope und sacraments gebruken, der hovet
Christus is, unnd se sin leib sint ahine uthwendig
geprenge unnd ceremonien, nicht ain sunderliche
orde edder personen gebunden, sunderp de
qunsichtlich is unndq ihm geiste gelovet werdt, in
geistlichen sachen nemande dann Christo allei-
ner, 1. Timo 3 [16].
De amptlude der kirchenn sint deners des gotli-
chen worts, 1. Cor. 4 [1], Eph. 4 [11-12], unnd is
midden manck den gotlosen biß ahns ende der welt.
n In B gestrichen, korrigiert: rechtgelovigen. In C nachge-
tragen, D, E: utherweltenn und rechtglovigen.
o Fehlt B.
p Fehlt B.
q-q In C gestrichen, fehlt D, E.
r B, in C nachgetragen, D, E: alleine undergeworpen, eyn
piler und fundament der warheit, welcher ys Christus
und syne hilige worth, Joannis 14 [23-24] et 17 [8.17]
[„welcher ys ... 17“ fehlt B].
s In C nachgetragen, D, E: herden Christi stemmen, ge-
lich och, wo, Joannis 10 [27], Christus sulvest secht.
t B: evangelion geprediget wert lutther und reyn, item.
u-u In C von Melanchthons Hand.
v-v B: Christus worden.
w-w In C gestrichen mit der Bemerkung: Non sint hic deleta,
sed scribantur [vgl. Anm. z die Ergänzung in D],
x-x B: Dar heyfft me mede.
y-y Fehlt B.
z D: gebruket.
Van etlyken fellen, schuldigen personen uppet
weinigeste einmal up der cantzel nomhafftich tho
maken, ehr man se thom gebrucke der sacramente
tholett edder yn de ehe segenet
De gennen, so in falscher lehr gefunden, item, so rovers,
deve, wickers, schentliche slomers und dobbelers synd,
de oich ehre olderen hebben geslagen, in opentlicken
eebrock begreppen werden, se syn mans edder frowes
personen, de erlicke junckfrouwen geschendet hebben
unde ock sunst untuchtige wiver, item, de eynen doet-
slach begangen hebben unde in der graveschopp wedder
ingestadet werden unde dergeliken, mothen de predigers,
so velle en darvan bewust wert syn, nicht lathen thom
sacramente des altars gahn noch by der dope gevadder
staen noch ehelick thosamende geven, idt sy den, dat se
sick vor erst uppet weinigste einmall mit uthgedrucke-
den namen up den predigstoel van erem pastor nomen
lathen unde anzegen, dat se unrecht gedaen hebben, la-
then Godt vor sick bidden, unde dewile dat gantze ker-
spel dorch se geergert is, ock umme vorgevinge gebeden
werde, unde solckes uth volgenden orsaken:

Augustinus, de pastoribus, cap. 1465 secht, man fin-
de de kerchen, war des herden stemmens gehort wer-
de, dat is, dat evangeliont de unitate ecclesiae secht,
men solle de kerchen nicht sokenn in unseren wor-
den, usonderenn in vdenn worten des herren Chri-
stiuv. |
wDes bannes misbruck
xDarmede heft menx unschuldige, fromme lude vor
kettere mede verflocket unnd umbbracht, tynse
unnd andere wertliche sakenn mede ingemanet unnd
ydie ludey gemartert unnd nicht na rechter art ge-
bruketz.
1. Erstlick, dewile de sunde oppentlick is, darmit ider-
man erkenne, dat Gades wort solcke sunde straffe unde
de gefallenen personen tor ernsthafftigen bekeringe vor-
orsaket werden, den sunst gaen erer velle hen und den-
cken nicht ein mall, dat se wedder Godt unde eren ne-
gesten gesundiget hebben, wie mit David, dem bloet-
schender, by den Corinthern unde Theodosio geschach,
unde wy ock dachlikes an vellen erfaren.
2. Thom andern hebben solcke personen dat gantze ker-
spel mit eyner gr[e]wliken sunde geergert, dar synt se
schuldich, syck wedderumme myt tho vorsonen.
3. Thom drudden bederven ja solcke gevallene personen
des gebedes, hefft me sick nu der sunde nicht geschuwet
noch geschemet, so schall me sick billick der gennen ock
nicht schuwen noch schemen, dat tho tidtlicker unnd
ewiger wolfart gereket.
4. Thom veerden. Andern tho eynem affsch[e]w, den me
ock denen schall, wenthe alse solcke lude andern exempel
tho sundigen gegeven hebben, also schollen se nu wed-
derumme ock andern exempel und anreitzunge geven,
sick tho bekeren und van sunden affthoholden.
Solckes gereket ock nicht tho schaden edder schanden
(den me sick bereit tho schanden gemaket), sunder tho
ehren by Godt unde den menschen und tho gedien an lyff
und seele, welckes wy dan ock na unsem ampte alleine
darynne soken. Davids eebrocke hefft mothen in de hil-
ligen schrifft gebrocht werden [2Sam 11,1-27], dat en ein
ider wuste und lerede sick nicht schemen, de sunde tho
bekennen. Idt scholden ock de gennen, de mit solcken
fellen averilet werden, neven eren oldern unde fründen
billick van sick sulvest ock ane solcke kerckenordeninge
darumme bidden. Unnde dit schall van den vorstanden
werden, de syck willichlick begeren tho bekeren, sunst
mothen de nach veller gedanen vorgevelicken vormanun-
ge myt rade der visitatoren eyn und vullenkomen con-
sent der vornemlichsten des kerspels vormoge erer hal-
starricheit im banne gedaen werden, wie volget.

65 Augustinus, Sermo XLVI: De pastoribus, cap. XIV, PL
38, Sp. 288f.

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