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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (21. Band = Nordrhein-Westfalen, 1): Die Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg - das Hochstift und die Stadt Minden - das Reichsstift und die Stadt Herford - die Reichsstadt Dortmund - die Reichsabtei Corvey - die Grafschaft Lippe - das Reichsstift und die Stadt Essen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30663#0450
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Lippe

örten noch gebreuchlich, mit andern welthendlen,
zum grossen ergerniß und hertzeleid vieler frommen
Leute, entheiliget werden. Und wo ermelte Superin-
tendenten dieß befinden, sollen sie dasselbige ab-
schaffen, die Pfarhern und Zuhörer fleissig ermanen,
das sie der Christen Kirchhöfe oder Schlaffheuser on
verletzung des Viehes, als einen Paradiß und Gottes
Acker seiner Himlischen pflantzen ehrlich unnd
Christlich halten, vonn allem getümel absondern
unnd |Ff1r| Weltlicher handtierung erledigen und be-
frieden wollen, in erwegung, das darauff ruhen und
schlaffen viel fromer Christgleubigen Leibe, so tem-
pel und wonung vel sanctae exuviae Spiritus sancti
gewesen sein und erwarten die frölichen morgenzeit
des Jüngsten tages. Item, Das sie damit beweisen
die hoffnung der künfftigen Aufferstehung von den
Todten, Und das nach diesem Sterblichen Leben ein
Ewiges leben in Christo Jhesu zugewarten und zu-
hoffen sey, welchs der Christgleubigen thewerster,
seligester und entlicher trost ist.
So auch Junge Kindlein durch den Todt ohn die
Heilige Tauffe abgingen, dieselbigen sollen nicht an
einen sonderlichen ort, wie im Bapstumb geschehen
und noch an vielen örtern gewönlich ist, damit sie
anzeigen und zu erkennen geben, das solche Kinder
der seligkeit beraubt sein, Sondern sollen zum Trost
der betrübten Eltern auff die Kirchhöfe oder Sepul-
turn anderer Christen und getaufften Kinder be-
graben werden, Jedoch ohn Glockengeleuth und Ge-
senge der Kirchendiener und Schüler, Nicht der
meinung, das wir die kleinen, ungetaufften Kinder,
insonderheit, so von fromen, Christgleubigen Eltern
im Heiligen Ehestande geboren sein, verdammen,
wie nicht allein die Leute im Bapstumb unwissent-
lich auss Menschentreumen, Sondern auch aus den
alten Lehrern unnd Scribenten ohn grundt der
schrifft gethan haben. Denn weil wir hievon Gottes
außtrückliche Wort nicht haben, sollen wir der Chri-
sten Kinder, so aus unvermeidlicher not entweder in
der Geburt oder in Mutterleib on die Heilige Tauffe
absterben (vieler ursach halben, so |Ff1v| man erzeh-

len könte) nicht verdammen, Sondern Göttlichem
Gerichte, Gnade und Barmhertzigkeit befehlen,
Nach dem mal sie von iren Eltern on zweiffel Gott
dem Allmechtigen, wenn sie noch in Mutterleibe
sind, mit einem warhafftigen und embsigem Gebett
und hertzlichem seufftzen befohlen und zugebracht
sein worden.
Nachdem sichs auch offtmals zutregt, das Excom-
municirte Leuthe ohn versöhnung der geergerten
Kirchen absterben, Item Röchlose, Unbußfertige,
sichere239 Verechter, so ihr leben lang in verachtung
des Göttlichen Worts und der heiligen Sacramente
hingebracht haben, Item, das etliche Gottlose, un-
bußfertige, berüchte Menschen, die in öffentlichen,
groben, ergerlichen Sünden, als Ehebruch, Hurerey,
Diebstal, Wucherey, stettiger Vollerey, Haß, Neid
und dergleichen Notoriis sceleribus liegen und da-
rinnen Mutwilliger, Hartneckischer und Vorsetzli-
cher weise wider alle Brüderliche unterweisung der
Prediger verharren, bis das sie durch den Todt von
dieser Welt abscheiden, Item Ketzer und Verfolger
der Warheit, so in Irthumb und Gotteslesterung
uber alle Christliche erinnerung perseveriren, Deß-
gleichen alle Halstarrige, verstockte hertzen, welche
im Antichristischen Grewel verharren, darüber ver-
manet zur annemung der reinen Lehre Göttliches
Worts, unnd doch nichts geholffen, Sondern darin-
nen beharlich one jenige Bußfertigkeit oder beke-
rung gestorben, Diese Gottlose Verechter des Worts
und Heiligen Sacrament, Auch aller Christlichen
Vermanung, sollen keinesweges wie andere Christen
|Ff2r| ehrlich zur Erden bestattet werden, Sondern
sollen davon, wie in allen Reformirten Kirchen ge-
breuchlich, abgesondert und ohn alle Christliche Ce-
remonien der Begrebniß schlecht240 für das Thoer
oder sonst auff einen Acker, andern zur abschew,
begraben werden, Denn sie sind nicht werd, das sie
auff den gemeinen Kirchhöfen oder Gottes Acker
sollen liegen, da andere fromme Christgleubige
schlaffen und ruhen. | Ff2v|

239 Unbekümmerte, sorglose. 240 Schlicht, einfach.

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