6. Kirchenordnung 1571
wissen in grosser sicherheit und verachtung des
Worts Gottes und seiner Sacrament liegen und ver-
harren, oder das sie vieleicht iren Catechismum
nicht gelernet haben, verstecken derhalben ire Busse
und bekerung zu Gott bis auffs Todtbette, offt zum
schaden und nachtheil irer Seelen heil und seligkeit.
Diesen sol man, wenn sie darüber in Leibs
kranckheiten fallen und denn allererst zu sich för-
dern die Prediger, nicht leichtfertigen und on Ex-
ploration irer gelegenheit oder langwirigen enthal-
tung vom Sacrament das heilige Abendmal reichen
und mittheilen, Sondern fürs erste mit ernstem fleis
erforschen die ursache, Warümb sie zur Predigt
nicht gekommen, sich vom Sacrament enthalten
und im wüsten, unbußfertigem wandel gelebt haben.
Und wenn sie erdichte, unbescheidene entschül-
digung (wie sie gemeinlich thun pflegen) fürbringen,
Alsdenn sollen die Prediger solche mutwillige Ver-
echter des Worts und Sacrament in irem Gottlosen,
unfüglichem fürnemen in gegenwertigkeit irer
Von Begrebniß
Nachdem durch mannichfeltige Vermanunge, auch
fleissiges anhalten und leren der trewen Diener
Göttliches Worts, bey uns die Kirchhöfe, darauff
man gemeinlich hie zu Lande vieler ursachen halben
die Leich[n]am der Christgleubigen zu begraben
pflegt, fein ehrlich und löblich umb der aufferste-
hung willen gehalten und für allem mißbrauch der
Weltlichen hendel, wie billig, befriediget werden,
Deßgleichen, weil man auch der verstorbenen oder
entschlaffenen Cörper auff den Gottes Acker durch
die Prediger, Schulmeister, Küster und Schüler ne-
ben andern guten freunden und Nachbawren mit
ehrlichen Processen, Christlichen |Ee4v| Ceremoni-
en, Tröstlichen Predigten und aller Erbarkeit zu
iren Schlaffkemmerlein oder Ruhebettlein beleitet
und bringet, Demnach erachten wir, es sey one not,
die Ordnung der Begrebniß in diese Agenden zuver-
fassen.
g Im Druck: löblichen.
Haußgenossen und Nachbawren zum Exempel der
abschew, warnung und besserung der andern aus
heiliger Schrifft trewlich straffen, zur erkantnis irer
sünden füren, das sie rew und leid darü- |Ee4r| ber
tragen, Auch ihnen ehe nicht die Absolution spre-
chen und des Herrn Nachtmal mittheilen, sie geben
denn ware, gnugsame zeichen hertzlicher Poeni-
tentz, Christlicher andacht und sehnliches seufft-
zens nach der gnade Gottes, versprechen darbene-
ben weiter und angeloben, wo sie Gott aus Leibs
kranckheit helffen würde, das sie hernachmals Gott-
seliger leben, sich Christlicher verhalten, die Predig-
te[n] fleissiger hören oder besuchen und zum Tische
des Herrn im Glauben an Christum und besserung
ires sündhafften lebens neben andern frommen Chri-
sten gehen und sich begeben wollen, Auff das die
Perle nicht für die Sew geworffen noch das Heilig-
thumb den Hunden gegeben237, Auch die unwirdige
Niessung des Leibs und Bluts Christi zum Gerich-
te238 verhütet werde.
der Verstorbenen
Wollen aber alle Dorffpfarherrn ernstlich ver-
manen, welche der todten Leichnam entweder aus
faulheit oder unwissenheit ohn Singen, Beten und
Predigen begraben, wider die Schrifft der Heiligen
Väter Exempel, die löblicheg gewonheit der Christen
und alle natürliche Erbarkeit, Dieselbigen wollen
bey einer Ungnedigen Peen und straffe nach der
Christlichen Ordnung, die man in unsern Stetten
bey den Begrebnissen der todten zuhalten pflegt, so
viel möglich und geschehen kan, trewlich verhalten
und, als sichs Ampts wegen gebürt, schicken, damit
der todten Cörper ehrlich, wie Syrach, Cap. 38 [16],
leret, zum Grabe bestattet werden.
Wir haben auch unsern Superintendenten ernst-
lichen befehl gegeben, Ir fleissig auffsehen und nach-
frage zu haben, ob auch noch irgentswo die Kirch-
höfe von den Leuten Unehrlich gehalten, Schweine
und Kühe darauff gehen lassen und, wie an etlichen
237 Mt 7,6.
238 1Kor 11,29.
431
wissen in grosser sicherheit und verachtung des
Worts Gottes und seiner Sacrament liegen und ver-
harren, oder das sie vieleicht iren Catechismum
nicht gelernet haben, verstecken derhalben ire Busse
und bekerung zu Gott bis auffs Todtbette, offt zum
schaden und nachtheil irer Seelen heil und seligkeit.
Diesen sol man, wenn sie darüber in Leibs
kranckheiten fallen und denn allererst zu sich för-
dern die Prediger, nicht leichtfertigen und on Ex-
ploration irer gelegenheit oder langwirigen enthal-
tung vom Sacrament das heilige Abendmal reichen
und mittheilen, Sondern fürs erste mit ernstem fleis
erforschen die ursache, Warümb sie zur Predigt
nicht gekommen, sich vom Sacrament enthalten
und im wüsten, unbußfertigem wandel gelebt haben.
Und wenn sie erdichte, unbescheidene entschül-
digung (wie sie gemeinlich thun pflegen) fürbringen,
Alsdenn sollen die Prediger solche mutwillige Ver-
echter des Worts und Sacrament in irem Gottlosen,
unfüglichem fürnemen in gegenwertigkeit irer
Von Begrebniß
Nachdem durch mannichfeltige Vermanunge, auch
fleissiges anhalten und leren der trewen Diener
Göttliches Worts, bey uns die Kirchhöfe, darauff
man gemeinlich hie zu Lande vieler ursachen halben
die Leich[n]am der Christgleubigen zu begraben
pflegt, fein ehrlich und löblich umb der aufferste-
hung willen gehalten und für allem mißbrauch der
Weltlichen hendel, wie billig, befriediget werden,
Deßgleichen, weil man auch der verstorbenen oder
entschlaffenen Cörper auff den Gottes Acker durch
die Prediger, Schulmeister, Küster und Schüler ne-
ben andern guten freunden und Nachbawren mit
ehrlichen Processen, Christlichen |Ee4v| Ceremoni-
en, Tröstlichen Predigten und aller Erbarkeit zu
iren Schlaffkemmerlein oder Ruhebettlein beleitet
und bringet, Demnach erachten wir, es sey one not,
die Ordnung der Begrebniß in diese Agenden zuver-
fassen.
g Im Druck: löblichen.
Haußgenossen und Nachbawren zum Exempel der
abschew, warnung und besserung der andern aus
heiliger Schrifft trewlich straffen, zur erkantnis irer
sünden füren, das sie rew und leid darü- |Ee4r| ber
tragen, Auch ihnen ehe nicht die Absolution spre-
chen und des Herrn Nachtmal mittheilen, sie geben
denn ware, gnugsame zeichen hertzlicher Poeni-
tentz, Christlicher andacht und sehnliches seufft-
zens nach der gnade Gottes, versprechen darbene-
ben weiter und angeloben, wo sie Gott aus Leibs
kranckheit helffen würde, das sie hernachmals Gott-
seliger leben, sich Christlicher verhalten, die Predig-
te[n] fleissiger hören oder besuchen und zum Tische
des Herrn im Glauben an Christum und besserung
ires sündhafften lebens neben andern frommen Chri-
sten gehen und sich begeben wollen, Auff das die
Perle nicht für die Sew geworffen noch das Heilig-
thumb den Hunden gegeben237, Auch die unwirdige
Niessung des Leibs und Bluts Christi zum Gerich-
te238 verhütet werde.
der Verstorbenen
Wollen aber alle Dorffpfarherrn ernstlich ver-
manen, welche der todten Leichnam entweder aus
faulheit oder unwissenheit ohn Singen, Beten und
Predigen begraben, wider die Schrifft der Heiligen
Väter Exempel, die löblicheg gewonheit der Christen
und alle natürliche Erbarkeit, Dieselbigen wollen
bey einer Ungnedigen Peen und straffe nach der
Christlichen Ordnung, die man in unsern Stetten
bey den Begrebnissen der todten zuhalten pflegt, so
viel möglich und geschehen kan, trewlich verhalten
und, als sichs Ampts wegen gebürt, schicken, damit
der todten Cörper ehrlich, wie Syrach, Cap. 38 [16],
leret, zum Grabe bestattet werden.
Wir haben auch unsern Superintendenten ernst-
lichen befehl gegeben, Ir fleissig auffsehen und nach-
frage zu haben, ob auch noch irgentswo die Kirch-
höfe von den Leuten Unehrlich gehalten, Schweine
und Kühe darauff gehen lassen und, wie an etlichen
237 Mt 7,6.
238 1Kor 11,29.
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