Edition
1. Kirchenordnunga
3. Juli 1525
Johann1, Hertzouch zo Cleve, zo Guylge, zo dem
Berge, grave zo der Marcke und zo Ravensberg etc.
Nachdeme vill untzemliger ind unlydliger oevonge
ind myßbruch in unnsen furstendomen, landen ind
gebieden ingebrochen ind eyne zitlanck sich erhalten
haven, dardurch sich unnse underdanen ind arme
luydt mircklich beswert ind villerley ergerniß, uney-
nicheit, upspraich ind ungeschicklicheit des voulcks
erwassen, dan sulchem vurzokomen ind upsien zo
haven billich gebueren wille, haven wir as der lant-
furst unsen underdanen ind dem gemeynen manne
ind der sachen zo gude eyne ordenonge ind besseron-
ge in denselven unsen furstendomen, landen ind ge-
bieden vurgenomen ind vur gut angesien, deselven
also ze halden, bis sulchs durch eyn gemeyn cristlich
concilium oder key[serlicher] m[ajestä]t ind stenden
des rychs in desen ader anderen wech gebessert ind
reformert wirdet, dan wir nyt anders dan eyn crist-
lich ind key. mt. gehorsamer furst stedes willen hal-
den ind erfonden werden.
Van den pastoren
So dan nyt der geryngste mangell uyss affwesen ind
ungeschicklicheit der pastoere ind selensorger ent-
standen, haven wir vur gut angesien:
Zom yrsten, dat eyn yeder pastoir in unsen fursten-
domen, |20v| landen ind gebieden dat wort Gotz
a Textvorlage (Handschrift): LAV NRW R, Jülich-
Berg II, Nr. 239a, fol. 20r-26v. Abdruck: Redlich, Jü-
lich-Bergische Kirchenpolitik I, Nr. 227 (Teilabdruck):
Berg, Reformationsgeschichte S. 257-264.
klairlich, oen alle uffrore, ergerniß ader eygen nutz
vorkondige, dem voulck in gudem, erligen, fromen
leven vurgae ind in deme cristligen gelouven, lieff-
den ind heufftarticulen grontlich underwyse ind be-
richte.
Zom andern, dat nyemantz zo begenckeniß, se-
lemissen, jargetzyde ader offeren getzwongen, son-
der alles eynem yedern fry gelaissen werde. So aver
yemantz begenkenyss ader jargetzyde halden wulde,
sall sulchs in eynem eirligen huyse mit zuchtiger ind
meissiger geselschafft sonder groisse becostonge na
eyns yederen gelegenheit geschien. Dergelychen sul-
len brulofften, kyntcristen, kyrmiß, inleydonge alle
sonder groisse bekostonge ind unordentlige gesel-
schafft gehalden werden.
Zom dritten, das de pastoire, kirchmeister ader
begrever van den sacramenten ader begreffniß geyn
gelt nemen noch vorderen, sonder deselvige eym ye-
dern umbsust zo reichen willich ind bereidt syn.
Zom virden, dat eyn yeder pastoir syne kirche in
eygenen personen bediene. Were aver sache, dat eyn
pastoir, so in eygenen personen resideret, de kirche
uyss alder, krankheit ader andere redeliger orsachen
nyt genoichsam bedienen konde, dat er dan eynen
gelerden beqwemen zo sich neme ind demselven
zemliger maissen ind |21r| genoichsam beloene.
Zom vunfften. So stiffter ader cloister kirchen
incorperiert hedten, dat deselvige eynen fromen, ge-
lerten ynd beqwemen pastoir, doch geyne munchen,
1 Johann III. von Kleve (reg. 1521-1539), siehe oben,
S. 31 Anm. 2.
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1. Kirchenordnunga
3. Juli 1525
Johann1, Hertzouch zo Cleve, zo Guylge, zo dem
Berge, grave zo der Marcke und zo Ravensberg etc.
Nachdeme vill untzemliger ind unlydliger oevonge
ind myßbruch in unnsen furstendomen, landen ind
gebieden ingebrochen ind eyne zitlanck sich erhalten
haven, dardurch sich unnse underdanen ind arme
luydt mircklich beswert ind villerley ergerniß, uney-
nicheit, upspraich ind ungeschicklicheit des voulcks
erwassen, dan sulchem vurzokomen ind upsien zo
haven billich gebueren wille, haven wir as der lant-
furst unsen underdanen ind dem gemeynen manne
ind der sachen zo gude eyne ordenonge ind besseron-
ge in denselven unsen furstendomen, landen ind ge-
bieden vurgenomen ind vur gut angesien, deselven
also ze halden, bis sulchs durch eyn gemeyn cristlich
concilium oder key[serlicher] m[ajestä]t ind stenden
des rychs in desen ader anderen wech gebessert ind
reformert wirdet, dan wir nyt anders dan eyn crist-
lich ind key. mt. gehorsamer furst stedes willen hal-
den ind erfonden werden.
Van den pastoren
So dan nyt der geryngste mangell uyss affwesen ind
ungeschicklicheit der pastoere ind selensorger ent-
standen, haven wir vur gut angesien:
Zom yrsten, dat eyn yeder pastoir in unsen fursten-
domen, |20v| landen ind gebieden dat wort Gotz
a Textvorlage (Handschrift): LAV NRW R, Jülich-
Berg II, Nr. 239a, fol. 20r-26v. Abdruck: Redlich, Jü-
lich-Bergische Kirchenpolitik I, Nr. 227 (Teilabdruck):
Berg, Reformationsgeschichte S. 257-264.
klairlich, oen alle uffrore, ergerniß ader eygen nutz
vorkondige, dem voulck in gudem, erligen, fromen
leven vurgae ind in deme cristligen gelouven, lieff-
den ind heufftarticulen grontlich underwyse ind be-
richte.
Zom andern, dat nyemantz zo begenckeniß, se-
lemissen, jargetzyde ader offeren getzwongen, son-
der alles eynem yedern fry gelaissen werde. So aver
yemantz begenkenyss ader jargetzyde halden wulde,
sall sulchs in eynem eirligen huyse mit zuchtiger ind
meissiger geselschafft sonder groisse becostonge na
eyns yederen gelegenheit geschien. Dergelychen sul-
len brulofften, kyntcristen, kyrmiß, inleydonge alle
sonder groisse bekostonge ind unordentlige gesel-
schafft gehalden werden.
Zom dritten, das de pastoire, kirchmeister ader
begrever van den sacramenten ader begreffniß geyn
gelt nemen noch vorderen, sonder deselvige eym ye-
dern umbsust zo reichen willich ind bereidt syn.
Zom virden, dat eyn yeder pastoir syne kirche in
eygenen personen bediene. Were aver sache, dat eyn
pastoir, so in eygenen personen resideret, de kirche
uyss alder, krankheit ader andere redeliger orsachen
nyt genoichsam bedienen konde, dat er dan eynen
gelerden beqwemen zo sich neme ind demselven
zemliger maissen ind |21r| genoichsam beloene.
Zom vunfften. So stiffter ader cloister kirchen
incorperiert hedten, dat deselvige eynen fromen, ge-
lerten ynd beqwemen pastoir, doch geyne munchen,
1 Johann III. von Kleve (reg. 1521-1539), siehe oben,
S. 31 Anm. 2.
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