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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0098
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Wittgenstein

undermischen, auch mher leuth von der reinen lehr
abhalten dan darin erbauhen, welchem, so in rechter
zeit nit statlich begegnet wurde, zuletzt anderst
nicht dan ein zerruttong |5| unnd unordnong, ja selen
verderbens und neuhe babsthumb geberen. Nach-
dem aber unß als disses ortts von Gott gesetzter ob-
rigkeit (die dan nit allein uffs eusserliche regiment,
sonder auch, ja vurnemblich, uffsehens zu haben
schuldig ist, das Gottis wort rein, lauter unnd clar
im schwange gehe, demselbigen gelebt und alles das-
jenige, so daran verhinderonge thun mochte, abge-
schaffet werde) mit nichten solchs zugedulden ste-
het, so hat uns dasselbig nit unpillich ursach
gegeben, dissen dingen weiter, dan anfangs besche-
hen ist, nachzudencken, auch mittel und wege an die
handt zunemen, wie und welcher gestalt alle bebst-
liche lehren und greuhel grontlich mochten ausge-
reuttet und dagegen Gottis wordt und die erkente
warheit zu unsern zeitten nit allein mochte gehegt,
sonder auch uff die nachkommen rein, lauter und
clar gebracht werden. Und wiewol wir vor uns selbst
in dem kein muehe, vleis und arbeit an uns erwinden
zulassen, seit der zeit hero gemeint gewesen, wie
auch noch, so haben wir doch dis vornemens ohne
unnd sonder unserer graveschafft Witgenstein in-
gesessener, auch anderer auslendiger gotsforchtiger,
gelerter und friedliebender menner stattlichen rath
und bedenckens vor uns |6| selbst und allein nicht
beschliessen, sonder derselbigen christlich bedenck-
ens zuvor anhoeren unnd erlernen wollen, derowe-
gen wir auch nicht underlassen, zu anrichtong und
volnfurung unsers vorhabens die obangezogenen
personen zusamen zuerfordern, wie beschehen, den-
selbigen wir dhan durch unsere geschickte solchs un-
ser anleigens2 der lengde haben vordragen und re-
feriren, auch, das sie unbeschwert sein wolten,
gunstiglichen gesinnen unnd begeren lassen, sambt
und neben unseren darzu abgefertigten thienern uff
kurtze, doch christliche mittel und wege bedacht
und verholffen zusein, domit dis unser gutherzigs
vorhabens in das werck forderlichen gebracht und
gerichtet werden mochte. Auff solchs haben nhun
die erforderten und beschribenen personen sich gut-
b In der Handschrift: keiner keiner.

willig finden lassen, auch, sobald dis nachfolgend re-
formation und ordnong gestellt und uns, dieselbig
zuerwegen unnd zubesichtigen, uberreichen lassen,
welche wir vor uns selbst nit allein mit vleisse bele-
sen und erwogen, sonder auch volgend andern mher
gelerten und gotsfurchtigen mennern zubesichtigen
und zuponderiren uberschickt.
Dweil nhun nit allein wir uns, sonder auch diesel-
bigen sich solch bedenckens als christlich, notwen-
dig und nutz haben gefallen lassen, so uberreichen |7|
wir euch, obgenanten unsern underthanen, allen und
jeden, in was wirden und standts die seint, niemant
ußgescheiden, dieselbige von wordt zu worten her-
nachgesetzte reformation und ordnong, ernstlich ge-
pitend und wollen, das ein jeder obgenante unser
underthanen disser nachgesetzter reformation und
ordnong sich in alle wege getreulichen halten, der-
selbigen geleben und nachkomen, auch keinerb in
wenigen oder vilem dagegen handlen, thun oder vor-
nemen solle noch wolle. Solchs gereicht zuforderst
zur ehr des almechtigen, volgent aber zu eins jeden
selen heil und wolfart mit disser anhangender er-
clerong: Do jemants, wer der auch were, uber kurtz
oder lanck in wenigem oder vilem hiegegen handlen,
thun oder vornemen werde (als wir uns dessen doch
zu niemants versehen), das wir, unser erben und
nachkomen alsdhan den oder dieselbigen zu jeder
zeit nach gelegenheit der brechenden personen und
nach großheit des excesses ernstlich zustraffen ge-
dencken. Darnach wisse sich ein jeder, schaden zu-
vorkomen, zurichten. Wir behalten auch unß und
unsern erben in alle wege bevor, disse reformation
und ordnong zumindern und |8| zumheren, wie das
die pilliche notturfft zu jeder zeit, Gottis wort ge-
meß, erfordern wirt.
Des zu urkund haben wir, Wilhelm von Sein,
grave zu Witgenstein etc., obgemelt, unser angeborn
ingesigel an disse reformation und ordnong wissent-
lichen thun drucken den ersten dag des monats Au-
gusti im jaer von Christi, unsers einigen erlosers und
seligmachers, geburt zuzelen funfftzehenhondert
und funff unnd funfftzigk. |9, 10 leer, 11|
2 Anliegen, Vorhaben.

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