1a. Kirchenordnung 1555
[I.] Die lehre belangendt
Erstlich ordnen und setzen wir, das keine andere
doctrin und lehr dan die scriptura canonica, das ist
die heilige prophetische und apostolische lehre, in
den kirchen in unser graveschafft Witgenstein und
dorin gelegenen ambten, steten, flecken unnd dorf-
fern, geleret und geprediget werden solle. Dweil aber
Confessio Augustana3 uns zu den rechten heubtstuc-
ken der heiligen geschrifft als bei henden fueret, so
sollen alle unsere underthanen und sonderlich die
pfarher und selsorger die ermelte Confessionem Au-
gustanam, das ist Augspurgisch Bekentnis, neben
andern gotlicher geschrifft buchern ser und vleissig
lesen unnd von derselbigen bekentnis in geringen
oder groessen mitnichten abschreiten, angesehen,
das alle stend des reichs, so der christlichen unnd
evangelischen lehre anhengig, dieselbig Augspur-
gisch Bekantnis gestellet und besteitig[t] haben, wie
auch alle evangelische stende dieselbig schrifftlichen
bekentnis der romischen keiserlichen may[estät], un-
serm allergnedigsten herren, ubergeben4, noch dis
|12| heutigs dages vor unbestritten und unwiderlegt
achten und halten.
[II.] Vom synodo, was daruff verhandelt, wie der in das werck und in sein wirckligkeit bracht, auff wes
uncosten der gehalten, auch, wo er, wie offt im jaer und zu was zeit der gehalten, wie ein camerarius erkoren
werden, wie lang einer camerarius pleiben und was dessen ambt sein solle
Dieweil aber disse lehr, in der angezognen Augspur-
gischen Confession oder bekantnis verfasset, fuegli-
cher und stattlicher nicht dan durch anrichtong ei-
nes christlichen synodi bei den minißtris und
kirchenthienern itzo und in konftigen zeiten kan
oder mag erhalten und behalten werden, so ordnen
und setzen wir, das nhun hinfurter eins jeden jaerß
der synodus (so fern sich unser graveschafft Witgen-
stein und dorin gehorige ambte, stette, flecken und
dorffer erstrecken) ein mhalc, nemlich nach dem
Oesterfest, zu des superintendenten gelegenheit,
aber die visitation (davon hernach meldonge be-
schicht) zu zweihen underschiedlichen mhalen, und
nemlich das erst mhal kurtz nach dem heiligen
Oesterfest |13| unnd das ander mhal acht dage unge-
verlich vor oder nach Michaelis [29. Sept.], des ertz-
engels dage, statlich soll volnzogen und gehalten
werden.
[1.] Uffm sinodo aber werden vornemblich diese
hernach gesetzten puncten und dinge verhandelt
Erstlichen die frage der lehr. Nemblichen sollen je-
derzeit superintendenten (des erwhelong dan bei uns
beruhen und stehen soll) mit vleisse befragen, wie
c Gestrichen: zu zweihen underschiedlichen mhalen.
sich die pfarher und kirchenthiener in irer lehr hal-
ten unnd wie sie sich darzu schicken.
Item, ob sie auch ire geburliche predigen nach-
lassen und verseumen.
Item und zum dritten sol der superintendens mit
vleisse erfragen, wie sich ein jeder pastor oder kir-
chenthiener in hantreichong der hochwirdigen sa-
crament halte.
Item und zum virten, wie und ob sie auch die
kirchengebreuche gleichmessig und keiner dieselbige
anderst dan der ander halte.
Item zum funfften, wie sich ein jeder kirchen-|14|
thiener halte in seinem eusserlichen leben, wandel,
wesen, bei weib, kindern, in und ausserhalb seines
hauses.
Item zum sechsten, wie die kirchenthiener die
kirchenguetere und ob sie die auch in gutem bau,
besserong und wesen halten.
Item zum sibenten, ob sie auch irer kirchen gu-
ter der kirchen selbst abhendig machen oder aber
durch ire farlessigkeit usser der kirchen gebrauch
und eigenthumb in frembde hend kommen lassen.
Item und zum letzten soll sich der superinten-
dens vleissig befragen allerlei vorfallender sachen, so
die kirchen bedreffen, als ehesachen und andere
3 Confessio Augustana von 1530, BSELK S. 85-225.
4 Auf dem Augsburger Reichstag von 1530.
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[I.] Die lehre belangendt
Erstlich ordnen und setzen wir, das keine andere
doctrin und lehr dan die scriptura canonica, das ist
die heilige prophetische und apostolische lehre, in
den kirchen in unser graveschafft Witgenstein und
dorin gelegenen ambten, steten, flecken unnd dorf-
fern, geleret und geprediget werden solle. Dweil aber
Confessio Augustana3 uns zu den rechten heubtstuc-
ken der heiligen geschrifft als bei henden fueret, so
sollen alle unsere underthanen und sonderlich die
pfarher und selsorger die ermelte Confessionem Au-
gustanam, das ist Augspurgisch Bekentnis, neben
andern gotlicher geschrifft buchern ser und vleissig
lesen unnd von derselbigen bekentnis in geringen
oder groessen mitnichten abschreiten, angesehen,
das alle stend des reichs, so der christlichen unnd
evangelischen lehre anhengig, dieselbig Augspur-
gisch Bekantnis gestellet und besteitig[t] haben, wie
auch alle evangelische stende dieselbig schrifftlichen
bekentnis der romischen keiserlichen may[estät], un-
serm allergnedigsten herren, ubergeben4, noch dis
|12| heutigs dages vor unbestritten und unwiderlegt
achten und halten.
[II.] Vom synodo, was daruff verhandelt, wie der in das werck und in sein wirckligkeit bracht, auff wes
uncosten der gehalten, auch, wo er, wie offt im jaer und zu was zeit der gehalten, wie ein camerarius erkoren
werden, wie lang einer camerarius pleiben und was dessen ambt sein solle
Dieweil aber disse lehr, in der angezognen Augspur-
gischen Confession oder bekantnis verfasset, fuegli-
cher und stattlicher nicht dan durch anrichtong ei-
nes christlichen synodi bei den minißtris und
kirchenthienern itzo und in konftigen zeiten kan
oder mag erhalten und behalten werden, so ordnen
und setzen wir, das nhun hinfurter eins jeden jaerß
der synodus (so fern sich unser graveschafft Witgen-
stein und dorin gehorige ambte, stette, flecken und
dorffer erstrecken) ein mhalc, nemlich nach dem
Oesterfest, zu des superintendenten gelegenheit,
aber die visitation (davon hernach meldonge be-
schicht) zu zweihen underschiedlichen mhalen, und
nemlich das erst mhal kurtz nach dem heiligen
Oesterfest |13| unnd das ander mhal acht dage unge-
verlich vor oder nach Michaelis [29. Sept.], des ertz-
engels dage, statlich soll volnzogen und gehalten
werden.
[1.] Uffm sinodo aber werden vornemblich diese
hernach gesetzten puncten und dinge verhandelt
Erstlichen die frage der lehr. Nemblichen sollen je-
derzeit superintendenten (des erwhelong dan bei uns
beruhen und stehen soll) mit vleisse befragen, wie
c Gestrichen: zu zweihen underschiedlichen mhalen.
sich die pfarher und kirchenthiener in irer lehr hal-
ten unnd wie sie sich darzu schicken.
Item, ob sie auch ire geburliche predigen nach-
lassen und verseumen.
Item und zum dritten sol der superintendens mit
vleisse erfragen, wie sich ein jeder pastor oder kir-
chenthiener in hantreichong der hochwirdigen sa-
crament halte.
Item und zum virten, wie und ob sie auch die
kirchengebreuche gleichmessig und keiner dieselbige
anderst dan der ander halte.
Item zum funfften, wie sich ein jeder kirchen-|14|
thiener halte in seinem eusserlichen leben, wandel,
wesen, bei weib, kindern, in und ausserhalb seines
hauses.
Item zum sechsten, wie die kirchenthiener die
kirchenguetere und ob sie die auch in gutem bau,
besserong und wesen halten.
Item zum sibenten, ob sie auch irer kirchen gu-
ter der kirchen selbst abhendig machen oder aber
durch ire farlessigkeit usser der kirchen gebrauch
und eigenthumb in frembde hend kommen lassen.
Item und zum letzten soll sich der superinten-
dens vleissig befragen allerlei vorfallender sachen, so
die kirchen bedreffen, als ehesachen und andere
3 Confessio Augustana von 1530, BSELK S. 85-225.
4 Auf dem Augsburger Reichstag von 1530.
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