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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0533
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1. Kirchenordnunga
21. Mai 1564
Kerckenordeninge der Christliken Gemeine tho Niggen Rade, Angehaven im Jar unses Heren Dusent
viffhundert veerundsestig, up Pingsten.
Gedruckt tho Ddrtmünd dürch Albert Sartor1 M.D.LXIIII |lv leer, 2r|

Korte verinneringe van der waren Religion

De einige, ewige, allmechtige God, Vader, Son und
hillige Geist, ein einich wesen in dren Personen, heft
dat menschlike geslechte darümme geschapen, dat
he ein Creatur hedde, dem he syne wißheit unde
güde mitdeilde und van dem he erkant und gepresen
würde hy in düssem thijtliken leven und darna in
ewicheit, welkes in vollkomener freude und selicheit
ewiglik by em were.
Und is de mensche im anfang also geschapen ge-
wesen, dat he van natur uth eigen kreften dat wesen
und den willen Godes genochsam wuste, konde em
ock in allem gehorsam syn, beth so lang he dürch
radt und vorfüringe des düvels und dürch sinen ei-
gen fryen willen ungehorsam geworden is, van Gode
afgefallen, de gave und güder, damit he van Gode
getzirt was, |2v| vorloren, in Gades torne, in sünde,
Dodt und ewige verdamnisse gefallen2. Do hefft sick
Godt wedderüm 6ver en erbarmet, en getrüstet und
wedder up geholpen dürch de thosage van sinem le-
ven Son, dat de der slangen solde den kop thotre-
den3, dat is, dat he solde mensche werden, liden,
sterven und van den doden upstan, also den torne

a Textvorlage (Druck): SBB Dr 13144. Digitalisat:
http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht/
?PPN=PPN793145147 [20.10.2016]. Abdruck: Sten-
ger, Quellen, S. 100-112 (gekürzt, nach dem Exemplar
des PfarrA Neuenrade); Teilabdruck: Nelle, Wilckens
Kirchenordnung, S. 112-138 (nach dem Exemplar der
HAB Wolfenbüttel), siehe oben, S. 513 Anm. 69.

Godes versünen und der gerechticheit Godes vor uns
genoch don, dem Düvel, de uns gefangen helt, sine
gewalt nemen, syn ryke verstüren und uns erlüsen.
Und alle, de datsülvige verdenst und woldat des
Sons Godes würden mit warem geloven annemen, de
solden, vam düvel und ewigem dod erreddet, wed-
derüm in Godes ryke und int ewige leven gesat wer-
den. Düsse thosage is van anbegin der werlt jümmer
im menschliken geschlechte gebleven und vorkün-
diget, und sint allethijt etlike gewesen, de se ange-
nomen hebben, sick darup verlaten im leven und im
sterven und sint dardorch ewig selig geworden.
Neven düsser thosage oder Evangelio oder vor-
kündiginge der gnade heft althijt 13r | müten gepre-
diget und gelert werden dat Gesette, welckes is de
lere van den gaven und güdern, de God im anfang in
uns geschapen heft und se derhalven billik van uns
fordert, und is de lere van dem gehorsam, den wy
Gode schüldich syn. Wente of eth uns wol unmüglik
is van wegen unser verdorvene natur, dat wy so syn
und dat wy dat don, wat dat Gesette van uns for-
dert, so moth eth glikewol vorkündiget werden, dat

1 Zu Albert Sartor siehe Reske, Buchdrucker, S. 161;
Gryczan, Melanchthonschüler, S. 200 Anm. 29.
2 Gen 3.
3 Gen 3,15.

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