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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0339
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Einleitung

1. Die Grafschaft Rietberg
Die ostwestfälische Grafschaft Rietberg lag an der oberen Ems, nördlich von Lippstadt und nordwestlich
von Paderborn. Im Osten wurde das kleine Territorium vom Hochstift Paderborn, im Westen von dem zum
Hochstift Osnabrück gehörenden exemten Amt Reckenberg begrenzt, im Norden stieß Rietberg an die
Grafschaft Ravensberg.1
1237 überließ Graf Gottfried III. von Arnsberg seinem Neffen Konrad (1237-1264) die arnsbergischen
Giiter nördlich der Lippe. Konrad, der neben seinem Arnsberger Grafentitel den Zusatz „dominus de Ret-
berg“ gefiihrt hatte, nahm nun den Titel „comes de Retberg“ an.2 1353 wurde das kleine Land reichsun-
mittelbar, 1456 trug Graf Konrad V. (reg. 1428-1472) es den Landgrafen von Hessen zu Lehen auf.3
Rietberg gehörte zum Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis, kirchlich unterstand es dem Bistum
Osnabriick.4 Die Grafschaft umfasste lediglich zwei Pfarrkirchen, zum einen die Stadtpfarrei St. Johannes
Baptist in Rietberg5, die als gräfliche Eigenkirche gegriindet worden war, zum anderen die Landpfarrkirche
St. Margareta in Neuenkirchen6, deren Patronatsrecht beim Kollegiatstift St. Aegidius in Wiedenbrück lag.
Daneben gab es noch zwei Kapellen, eine in Mastholte und eine in Verl7.
Graf Otto III. (1516-1535) war seit 1523 in zweiter Ehe mit Anna (Onna)8 von Esens verheiratet und
hatte damit die Anwartschaft auf das Harlingerland9 erworben. Dieses im nordöstlichen Teil Ostfrieslands
gelegene und aus den drei Herrschaften Esens, Stedesdorf und Wittmund bestehende Territorium fiel 1540
an Ottos Witwe und ihren Sohn Johann II.

2. Die Einführung der Reformation
Für die Grafschaft Rietberg sind aus dem 16. Jahrhundert nur wenige Quellen erhalten, so dass der Gang
der reformatorischen Ereignisse nur lückenhaft nachgezeichnet werden kann. Einige Informationen sind
ausschließlich im Bericht des Chronisten Hermann Hamelmann (1526-1595) überliefert, dem die Forschung
zwar durchweg folgte, dessen Glaubwürdigkeit in jüngerer Zeit jedoch angezweifelt wurde.10

1 Leesch, Grafen, S. 286-288; vgl. Hanschmidt, 750
Jahre, S. 56 und die Karte S. 58.
2 Leesch, Grafen, S. 284f. und die Regentenliste S. 296-
298 sowie Stammtafeln I und II nach S. 352; Beine/
Austermann, Ostfriesland, S. 41; Schröer, Reforma-
tion 1, S. 134; Fahlbusch, Burg, S. 48f.
3 Flaskamp, Zur Kirchengeschichte der Grafschaft, S. 29;
Wolf, Einfluß, S. 44; Hanschmidt, 750 Jahre, S. 55;
Schwede, Münzwesen, S. 21-23.
4 Flaskamp, Zur älteren Kirchengeschichte, S. 367-371.
5 Zur Pfarrkirche Rietberg siehe Flaskamp, Zur Kirchen-
geschichte der Grafschaft, S. 38-51; Hanschmidt, Pfar-
rei St. Johannes Baptista, S. 9-34; Fahlbusch, Burg,
S. 61f.

6 Zur Reformation in Neuenkirchen siehe Flaskamp, Zur
Kirchengeschichte der Grafschaft, S. 34-38.
7 Flaskamp, Zur Kirchengeschichte der Grafschaft, S. 22-
29, zur Reformation in den beiden Kapellen ebd., S. 52-
55; ders., Zur älteren Kirchengeschichte, S. 372f.; ders.,
Hagemann, S. 113-115.
8 Zu Anna von Esens siehe Leesch, Grafen, S. 326f. Vgl.
den Heiratsvertrag vom 26. Sept. 1523, ebd., S. 361.
9 Zum Harlingerland siehe Smid, Menno, Ostfriesland,
in: Schindling/Ziegler, Territorien 3, S. 163-180 und die
Karte S. 162; Beine/Austermann, Ostfriesland,
S. 42f.; König, Verwaltungsgeschichte, S. 251-257.
10 Brandt/Hengst, Bistum Paderborn 2, S. 63-66.

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