Einleitung
1. Die Deutsche Messe [1525-1538] (Text S. 565)
Die im Landesarchiv NRW in Detmold überlieferte Deutsche Messe befindet sich in derselben Handschrift,
in der auch eine Fassung der lippischen Kirchenordnung von 15381 sowie die Kirchenordnung des Antonius
Corvinus von 15422 - allerdings in einer Abschrift von 15593 - überliefert sind. Die Textkompilation wurde
von Johann Deterdink zusammengestellt, der zunächst Augustinermönch im Kloster Möllenbeck und nach
seiner Hinwendung zur neuen Lehre Pfarrer in Heiligenkirchen war.4
Die Handschrift der Deutschen Messe, die an zahlreichen Stellen mit Hufnagelnotation versehen ist,5
geht nicht auf Luthers Deutsche Messe, sondern iiberwiegend auf das Erfurter Kirchenamt6 von 1525
zurück. Daneben stammen einzelne Teile aus der Nürnberger Deutschen Messe von Andreas Döber,7 der
Deutschen Messe Thomas Müntzers8, dem Klug’schen Gesangbuch sowie dem Gesangbuch Joachim Slü-
ters.9
Weder ist bekannt, wer das Formular der Deutschen Messe verfasst hat, noch, ob und in welcher Weise
es in den Gottesdiensten lippischer Kirchen verwendet wurde.10 Auch die Datierung des Texts muss offen
bleiben. Aller Wahrscheinlichkeit nach stammt die Deutsche Messe aus der Frühzeit der Reformation in der
Grafschaft Lippe. Da sie in Anlehnung an das Erfurter Kirchenamt von 1525 entstand, wird sie bald darauf
erschienen sein, vermutlich noch vor der lippischen Kirchenordnung von 1538.11
2. Ergänzungen zur Kirchenordnung 1538 (Text in Sehling, EKO XXI, S. 306-343)
Während die lippische Landstadt Lemgo bereits früh evangelisch geworden war und der Rat 1533 die von
Johannes Bugenhagen verfasste Braunschweiger Kirchenordnung eingeführt sowie 1537 eine eigene Kir-
chenordnung mit ergänzenden Punkten erlassen hatte, blieb der Landesherr, Simon V. zur Lippe (1470-
1536), zeitlebens beim alten Glauben. Nach seinem Tod entschlossen sich die Vormünder seines Sohns
Bernhard VIII. (1527-1563) jedoch, die neue Lehre in allen Kirchen des Landes verbindlich zu machen. Auf
Vermittlung des lippischen Lehnsherrn Philipp von Hessen sollte eine Kirchenordnung für das ganze Land
erarbeitet werden. Am 8. Juli 1538 wurden Magister Johann Mentze, Pfarrer in Horn, und Johannes
1 Abdruck in Sehling, EKO XXI, S. 306-343. Die in der
Sammelhandschrift enthaltene Kirchenordnung ent-
spricht unserer Texfassung B, siehe ebd., S. 287f.
2 Abdruck in Sehling, EKO XXI, S. 344-350.
3 Siehe S. 563, Nr. 3.
4 Butterweck, Geschichte, S. 415. Die Zuschreibung der
Sammelhandschrift an Johann Deterdink ergibt sich aus
dessen charakteristischer Handschrift sowie der von glei-
cher Hand stammenden Notiz am Ende der Abschrift der
Buß-, Bet-, Fast- und Danktagsordnung Hermanns von
Wied für das Erzstift Köln und das Hochstift Paderborn:
„Ghescreven des donderdages post exaltationis per me
Johannem Deterdinck eodem anno etc.“. Für den Hinweis
auf Deterdink als Verfasser der Sammelhandschrift sei
Andreas Biermann, Bielefeld, gedankt. Abdruck der Köl-
ner Ordnung oben, S. 41.
5 Abdruck mit Notation bei Capelle, Niederdeutsche
Messe, S. 155-180. Detaillierte Beschreibung der Hand-
schrift ebd., S. 180-185. Vgl. Schierenberg, Hein-
rich, Nachricht von einer handschriftlichen Quelle zur
Kirchengeschichte des Fürstenthums Lippe, in: Lippi-
sches Magazin für vaterländische Cultur und Gemeinwohl
6 (1840), Nr. 16-18.
6 Abdruck in Sehling, EKO II, S. 375-380. Vgl. Mar-
tens, Carl, Die Erfurter evangelischen Messen 1525-
1543, in: Mitteilungen des Vereins für die Gesehichte
Erfurts 18 (1896), S. 91-132.
7 Abdruck in Sehling, EKO XI, S. 51-55.
8 Abdruck in Sehling, EKO I, S. 497-504.
9 Einzelnachweise bei Capelle, Niederdeutsche Messe,
S.186-188.
10 Ebd., S. 194-197.
11 Ebd., S. 197.
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1. Die Deutsche Messe [1525-1538] (Text S. 565)
Die im Landesarchiv NRW in Detmold überlieferte Deutsche Messe befindet sich in derselben Handschrift,
in der auch eine Fassung der lippischen Kirchenordnung von 15381 sowie die Kirchenordnung des Antonius
Corvinus von 15422 - allerdings in einer Abschrift von 15593 - überliefert sind. Die Textkompilation wurde
von Johann Deterdink zusammengestellt, der zunächst Augustinermönch im Kloster Möllenbeck und nach
seiner Hinwendung zur neuen Lehre Pfarrer in Heiligenkirchen war.4
Die Handschrift der Deutschen Messe, die an zahlreichen Stellen mit Hufnagelnotation versehen ist,5
geht nicht auf Luthers Deutsche Messe, sondern iiberwiegend auf das Erfurter Kirchenamt6 von 1525
zurück. Daneben stammen einzelne Teile aus der Nürnberger Deutschen Messe von Andreas Döber,7 der
Deutschen Messe Thomas Müntzers8, dem Klug’schen Gesangbuch sowie dem Gesangbuch Joachim Slü-
ters.9
Weder ist bekannt, wer das Formular der Deutschen Messe verfasst hat, noch, ob und in welcher Weise
es in den Gottesdiensten lippischer Kirchen verwendet wurde.10 Auch die Datierung des Texts muss offen
bleiben. Aller Wahrscheinlichkeit nach stammt die Deutsche Messe aus der Frühzeit der Reformation in der
Grafschaft Lippe. Da sie in Anlehnung an das Erfurter Kirchenamt von 1525 entstand, wird sie bald darauf
erschienen sein, vermutlich noch vor der lippischen Kirchenordnung von 1538.11
2. Ergänzungen zur Kirchenordnung 1538 (Text in Sehling, EKO XXI, S. 306-343)
Während die lippische Landstadt Lemgo bereits früh evangelisch geworden war und der Rat 1533 die von
Johannes Bugenhagen verfasste Braunschweiger Kirchenordnung eingeführt sowie 1537 eine eigene Kir-
chenordnung mit ergänzenden Punkten erlassen hatte, blieb der Landesherr, Simon V. zur Lippe (1470-
1536), zeitlebens beim alten Glauben. Nach seinem Tod entschlossen sich die Vormünder seines Sohns
Bernhard VIII. (1527-1563) jedoch, die neue Lehre in allen Kirchen des Landes verbindlich zu machen. Auf
Vermittlung des lippischen Lehnsherrn Philipp von Hessen sollte eine Kirchenordnung für das ganze Land
erarbeitet werden. Am 8. Juli 1538 wurden Magister Johann Mentze, Pfarrer in Horn, und Johannes
1 Abdruck in Sehling, EKO XXI, S. 306-343. Die in der
Sammelhandschrift enthaltene Kirchenordnung ent-
spricht unserer Texfassung B, siehe ebd., S. 287f.
2 Abdruck in Sehling, EKO XXI, S. 344-350.
3 Siehe S. 563, Nr. 3.
4 Butterweck, Geschichte, S. 415. Die Zuschreibung der
Sammelhandschrift an Johann Deterdink ergibt sich aus
dessen charakteristischer Handschrift sowie der von glei-
cher Hand stammenden Notiz am Ende der Abschrift der
Buß-, Bet-, Fast- und Danktagsordnung Hermanns von
Wied für das Erzstift Köln und das Hochstift Paderborn:
„Ghescreven des donderdages post exaltationis per me
Johannem Deterdinck eodem anno etc.“. Für den Hinweis
auf Deterdink als Verfasser der Sammelhandschrift sei
Andreas Biermann, Bielefeld, gedankt. Abdruck der Köl-
ner Ordnung oben, S. 41.
5 Abdruck mit Notation bei Capelle, Niederdeutsche
Messe, S. 155-180. Detaillierte Beschreibung der Hand-
schrift ebd., S. 180-185. Vgl. Schierenberg, Hein-
rich, Nachricht von einer handschriftlichen Quelle zur
Kirchengeschichte des Fürstenthums Lippe, in: Lippi-
sches Magazin für vaterländische Cultur und Gemeinwohl
6 (1840), Nr. 16-18.
6 Abdruck in Sehling, EKO II, S. 375-380. Vgl. Mar-
tens, Carl, Die Erfurter evangelischen Messen 1525-
1543, in: Mitteilungen des Vereins für die Gesehichte
Erfurts 18 (1896), S. 91-132.
7 Abdruck in Sehling, EKO XI, S. 51-55.
8 Abdruck in Sehling, EKO I, S. 497-504.
9 Einzelnachweise bei Capelle, Niederdeutsche Messe,
S.186-188.
10 Ebd., S. 194-197.
11 Ebd., S. 197.
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