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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0290
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B entheim-Tecklenburg

sprechliche gnade und barmhertzigkeit und sonder-
1961 lich für die gnädige vergebung aller unser Sünde
sich danckbar zu erzeigen unnd für dem Angesichte
Gottes die zeit seines lebens auffrichtig zu wandeln,
Ob er auch ohn alle gleißnerey147, alle feindtschafft,
haß unnd neydt von Hertzen absage unnd einen
hertzlichen fürsatz habe, hernachmals in wahrer lie-
be unnd Einigkeit mit seinem Nechsten zu leben.
Die nun also gesinnet sein, die wil Gott gewißlich zu
gnaden annehmen und für würdige Tischgenossen
seines Sohns Jesu Christi halten und erkennen. Da-
gegen aber, die dieses zeugnuß in irem Hertzen nicht
befinden, die essen und trincken ihnen selbst das
Gerichte148. Derhalben wir auch nach dem befehl
Christi und deß Apostels Pauli alle die, 1971 so sich
mit nachfolgenden lastern behafft wissen unnd dar-
inne noch fortzufahren fürhabens seindt, von dem
Tisch deß Herrn abmanen und inen verkündigen,
daß sie keinen theil am Reich Christi haben, Als da
sind alle abgdttische, alle, so verstorbene Heiligen,
Engel oder andere Creaturen anruffen, die Bilder
verehren, Alle Zauberer und Warsager, die Vieh und
Leute sampt andern dingen segnen, Alle verechtere
Gottes und seines Worts und der H. Sacramenten,
Alle gottslästerer, alle, die spaltungen und meuterey
in Kirchen und weltlichen Regimenten begeren an-
zurichten, Alle meineidige, alle, die iren Eltern und
Obrigkeiten ungehorsam seindt, alle Todtschlager,
Balger149, haderer, die in neydt unnd haß wider ih-
ren Nechsten leben, 1981 Alle Ehbrecher, Hurer, Voll-
säuffer, Diebe, Wucherer, Räuber, Spieler, Geitziger
unnd alle, die ein ärgerlich leben führenlo°; diese al-
le, so lange sie in solchen Lasteren beharren, sollen
gedencken und sich dieser Speise, welche Christus
allein seinen Glüubigen verordnet hat, enthalten,
auff daß nicht ir gericht unnd verdamnuß desto
schwerer werde.
Diß aber wirdt uns nicht fürgehalten, lieben
Christen, die zerschlagene Hertzen der Glüubigen

147 Heuchelei, Grimm, DWb 7, Sp. 8314f.
148 lKor 11,29.
149 Zänker, Raufer, Grimm, DWb 1, Sp. 1087f.
160 Vgl. lKor 6,9-10.

kleinmütig zu machen, als ob niemandt zum
Abendtmal deß Herrn gehen möchte denn die ohne
alle Sünde weren. Dann wir kommen nicht zu die-
sem Abendtmahl, damit zubezeugen, daß wir vol-
kommen und gerecht sein an uns selbst, sonder da-
gegen, weil wir unser leben ausserhalb uns in 1991
Christo Jesu suchen, bekennen wir, daß wir mitten
im Todte ligen. Derhalben, wiewol wir noch viele
gebrechen unnd Elends an uns befinden, Als da ist,
daß wir nicht einen volkommenen Glauben haben,
daß wir uns auch nicht mit solchem eiffer Gott zu
dienen begeben, wie wir zu thun schuldig seindt,
Sondern täglich mit der schwacheit unsers Glaubens
und bösen lüsten unsers Fleisches haben zu streiten,
nicht desto weniger, dieweil durch die gnad deß hei-
ligen Geistes solche gebrechen uns von Hertzen leidt
seindt und wir unserm unglauben widerstandt zu
thun unnd nach allen gebotten Gottes zu leben
hertzlich begeren, Sollen wir gewiß unnd versichert
sein, daß keine Sünde noch schwacheit, so noch wi-
der uns in unserm willen ub- 11001 rig ist, hindern
kan, daß uns Gott nicht zu gnaden annehme und
also diser himlischen speise und trancks würdig
unnd theilhafftig mache.
Zum andern. Lasset uns nun betrachten, warzu
uns der Herr sein Abendtmahl hab eingesetzet, nem-
blichen, daß wir solches thun zu seiner gedecht-
nuß151. Also sollen wir seiner dabey gedencken:
Erstlich, daß wir gäntzlich in unsern Hertzen
vertrawen, daß unser Herr Jesus Christus laut der
verheissung, welche den Erzvättern von anbegin der
Welt geschehen, vom Vatter in diese Welt gesandt
sey, unser fleisch unnd blut an sich genommen, den
zorn Gottes, under dem wir ewiglich hetten müssen
versincken, von anfang seiner menschwerdung biß
zum ende seins Lebens auff Erden vor 11011 uns ge-
tragen152 unnd allen gehorsam deß gdttlichen Geset-
zes und Gerechtigkeit für uns erfüllet, Fürnemblich,
da ihme der Last unser Sünden und zorn Gottes
den blutigen Schweiß im Garten außgetrucket

151 Siehe oben, Anm. 137.
152 Vgl. Heidelberger Katechismus, Frage 37, Neuser, Ka-
techismus, S. 184.

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