Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Dörner, Gerald [Oth.]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0043
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Einleitung in den Band

Die Kirche in Schleswig-Holstein von ihren Anfängen
bis zum Beginn der Reformation
Die Mission Nordelbiens ging vom Erzbistum Bremen aus. Mit Aarhus (Arhus), Ripen (Ribe) und Schles-
wig / Haithabu entstanden 948 die ersten Bistümer nördlich der Elbe25. Bei diesen Bistümern handelt es
sich noch nicht um festumrissene Sprengel, sondern um „Stützpunkte“, von denen aus die Mission betrieben
wurde26. Sehr viel später als in den übrigen Gebieten des heutigen Schleswig-Holstein faßte der christliche
Glaube in den von Slawen besiedelten Gebieten Ostholsteins Fuß. Mit Oldenburg i. H. für Wagrien (972)
und Ratzeburg für Polabien (1062 vom Oldenburger Sprengel abgetrennt) entstanden zwar auch hier im 10.
und 11. Jh Bistümer, beide gingen aber 1066 im letzten großen Aufstand der Slawen unter27.
Der Plan Erzbischof Adalberts von Bremen (1043-1072) zur Errichtung eines Patriarchats mit zwölf
Suffraganbistümern in Skandinavien und auf Island fand keine Umsetzung28. Vielmehr verlor das Erz-
bistum Bremen unter Erzbischof Friedrich I. (1104-1123) Anfang des 12. Jh. seine Vorrangstellung im
Norden, als der Papst auf Drängen der Könige von Dänemark das Erzbistum Lund errichtete. Die Grenze
zwischen den beiden Erzdiözesen Bremen und Lund bildete fortan der Fluß Eider. Die nördlich davon
gelegenen Bistümer Schleswig, Ripen und Aarhus fielen damit an das Erzbistum Lund29.
Mitte des 12. Jh. wurden die beiden während des Slawenaufstands von 1066 untergegangenen Bistümer
Oldenburg i. H. und Ratzeburg restituiert. Über das Recht der Investitur der beiden Bischöfe kam es zu
heftigen Auseinandersetzungen zwischen dem Bremer Erzbischof Hartwig I. (1148-1168) und Heinrich dem
Löwen. Der Sitz des Bistums Oldenburg wurde 1060/62 von der Halbinsel Wagrien nach Lübeck verlegt.
Die Diözese umfaßte das östliche Holstein von der Linie Lübeck - Segeberg bis nach Kiel hinauf30. Zur
Diözese Ratzeburg gehörten die Gebiete des späteren Herzogtums Sachsen-Lauenburg und Teile des Her-
zogtums Mecklenburg. Den Ratzeburger Dom, dessen Grundsteinlegung im Jahr 1154 erfolgte, stiftete
Heinrich der Löwe31.
Die Diözesangewalt im westlichen Holstein (über die alten Gaue der Dithmarscher, Stormarner und
Holsten) ging in den zwanziger Jahren des 13. Jh. vom Bremer Erzbischof an den Hamburger Dompropst
über. Dieser übte die Aufsicht über das gesamte Kirchenwesen aus, d.h. er setzte die Pfarrer ein, erteilte die
Erlaubnis zur Errichtung neuer Kirchen und nahm auch die geistliche Gerichtsbarkeit wahr32.
Die Grenzen des Bistums Schleswig stimmten über weite Strecken mit denen des Herzogtums Schleswig
überein. Jedoch gehörten größere Gebiete im Nordwesten des Herzogtums zum Bistum Ripen, während im

25 Vgl. Gatz, Bistümer 1, S. 663.
26 Vgl. Historischer Atlas Schleswig-Holstein, S. 138.
27 Vgl. Meier, Schleswig-Holstein im Hohen und Späten
Mittelalter, S. 71f.; Gatz, Bistümer 1, S. 163 und 590;
Hein, Anfang und Fortgang der Slawenmission, S. 110—
127; Helmut Beumann, Die Gründung des Bistums
Oldenburg und die Missionspolitik Ottos d. Gr., in: Fest-
schrift für Karl Jordan, hrsg. von Horst Fuhrmann
u.a., Stuttgart 1972 (= Kieler Historische Studien 16),
S. 54-69; Jürgen Petersohn, Der südliche Ostseeraum
im kirchlich-politischen Kräftespiel des Reichs, Polens
und Dänemarks vom 10. bis 13. Jahrhundert. Mission,
Kirchenorganisation, Kultpolitik, Köln u.a. 1979, S. 17-
27; Albrecht Finck von Finckenstein, Bischof und
Reich. Untersuchungen zum Integrationsprozeß des ot-
tonisch-frühsalischen Reiches (919-1056), Sigmaringen
1989, S. 130-136 und 244f.
28 Vgl. TRE 1, S. 408f.; Lammers, Hochmittelalter, S. 200-

207; Meier, Schleswig-Holstein im Hohen und Späten
Mittelalter, S. 72f.; Herbert Ludat, Die Patriarchats-
idee Adalberts von Bremen und Byzanz, in: AKuG 34
(1952), S. 221-246.
29 Vgl. Lex. d. MA. 6, Sp. 7-9; TRE 8, S. 301f. (s.v. Däne-
mark); Meier, Schleswig-Holstein im Hohen und Späten
Mittelalter, S. 73; Göbell, Christianisierung des Nor-
dens, S. 90-98.
30 Vgl. Lex. d. MA. 6, Sp. 1391; Gatz, Bistümer 1, S. 162f.;
Hein, Anfang und Fortgang der Slawenmission, S. 127-
138.
31 Vgl. Lex. d. MA. 7, Sp. 469; Gatz, Bistümer 1, S. 590f.;
Karl Jordan, Heinrich der Löwe. Eine Biographie
1979, S. 76-80; Otto Kähler, Zur Geschichte des Bis-
tums und Domes in Ratzeburg, in: ZGSHG 74/75 (1951),
S. 244-275.
32 Vgl. Meier, Schleswig-Holstein im Hohen und Späten
Mittelalter, S. 73; Rathjen, Reformation, S. 174.

23
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften