Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0082
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Ordnungen bis zur Teilung der Herzogtümer 1544

3. Hadersiebener Artikel3
[1528]

Artickel vor de kerckheren up den dorpern

[1.] “Thom irsten: Eth langet an unns, dat de kerck-
heren unneins und nicht einformich ßeindt in den
ceremonien und sunderlich in dem misholden. Und
wiewol wii ock vormals hebben laten vorteilen eine
wiße, darnha sie scholden eintrechticklich misse hol-
den, seint sie doch tom dele eygensinnigh und willen
erer untidigen fryheit bruken und maken idt, whie
idt ehm gelüstet, welcks denne nicht to einer gerin-
gen ergerunge der schwacken gelanget, de sie, alze
Paulus secht, scholden upnemen und dragen etc.1
Iss derhallven unsse ernste menung und beger, dat
sie, ut christlicker leve und ergernisse to vormi-
den2, altomale eintrechtickliken und up eine wysse
misse holden schalen, ßo alze sie dat vorgeschreven
und vortekent hebben, und dat nicht beter effte
slümmer maken. Sie scholen ock alle gewanlick
missegewandt anthyen und luchter up dem altar
hebben, ock dat sacramenth eleveren effte uphe-
ven3, wen sie de wort Christi dar aver gespraken
hebben4.
[2.] ßSie schalen ock de lüde vlitigen leren und un-
derichten, dat sie weten, wat sie ihm sacrament su-

“ I. De ritu celebrande misse etc.
13 II. De sacramento altari ac confessione.
7 De confessione.

a Textvorlage (Handschrift): RA Kopenhagen D. 40. IV
1575-1579 (Sonderjyske Fyrstearkiver Hans den ZEldre
[Hansborgarkivet XXIII 9 f]). Lateinische Überschrift:
Hii articuli conscripti sunt ex mandato ducis Christiani
3, filii regis Frederici primi, anno 1528, cui arces Haders-
leve et Torning saltem assignate fuerunt vivente patre.
Beschreibung der Handschrift in Hübner, Philologi-
sche Untersuchung, S. 27. Abdruck: Jorgensen, Aeld-
ste lutherske kirkeordinans, S. 218 ff.; Achelis, Ha-
dersiebener Artikel, S. 94-102; Hübner, Philologische
Untersuchung, S. 38-59 (mit hochdeutscher Überset-
zung, Faksimile der Handschrift, hinter S. 59).

ken scholen, nemlicken trost aerer conscientien und
starckinge des gelovens. Wente dat sacrament is ein
gewisse teken van Gade, dat Gades sone vor sie in
den dodt gegeven ist5 und ere sunde mit sinefm] blö-
de betalet und affgewaßken hefft6. Darumb sal ock
niemandt tom sacrament gaen, de sick nicht vor ei-
nein] sunder bekennet und deme sine sunde nicht
leidt sindt wnd dar nicht van laten will.
7Sie schalen ock derhalven dat 121 sacrament nieman-
de reken, de nicht tovorn gebicktet, dat ist reken-
schap sines levendes hefft gegeven. Wente wowoll de
pavestbichte, darinne men alle sunde vorteile7, nicht
van Gade gebaden is, scholen sie doch gelich wol de
lüde vormanen tho der bichte, sunderlich de vele,
darinne sie rades bederven und de sie am meisten
beschweren, und sunderlich um der absolutien wil-
len, darinne sie los van allen sunden gespraken wer-
den, daran sie vaste geloven salen. Wente dewile sie
de denere der kercken los spreken, sint sie gewißlich
los van eren sunden und ewigen dode, ßo alse Chri-
stus secht: Welcken gy ere sunde vorlaten werden,
den scholen sie vorlaten sin etc.8

1 Vgl. Rom 14,1 und 15,1.
2 Vgl. Röm 14,13.
3 Die Elevation, d.h. das Erheben der geweihten Elemente
zur Anbetung durch die Gläubigen, war gegen Ende des
12. Jh. aufgekommen. Ab dem 13. Jh. wurde sie mit ei-
nem Glöckchen angezeigt. Im Spätmittelalter wurde sie
zu einem zentralen Element der Eucharistieverehrung.
Vgl. LThK3 3, Sp. 586 f.; Eisenhofer, Grundriß,
S. 177. Zu Luthers Verständnis der Elevation in der
Deutschen Messe s. WA 19, S. 100.
4 Gemeint sind die Einsetzungsworte zum Abendmahl.
5 Vgl. Jes 53,12.
6 Hebr 9,12; Off 1,5.
7 Zur mittelalterlichen Beichtpraxis und den dahinter ste-
henden Vorstellungen der Buße vgl. Angenendt, Ge-
schichte der Religiosität, S. 647-652.
8 Joh 20,23.

62
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften