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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0101
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7. Kirchenordnung 1542

Tho dessem Gades denste erkennen wy uns schül-
dich, dat wy solckes don scholen. Wente Esaias hefft
gewissaget van der hilligen Christenheit, also de
Köninge scholen dyne Veders werden unde de Kö-
| A 3r | ninginnen dyne Ammen7. Unde David ym
Psalfter]: De Dochter Zor (dat ys Tyrus) wert mit
geschencke dar syn. De Riken ym volcke werden
vor dynem Angesicht Bidden etc.8 Paulus, Roma,
am XIII. [4], secht, dat de Werltlike Avericheit Ga-
des Denerynne ys. Godt sy gelavet, dat wy dat we-
ten. Ys nu de Avericheit Gades Denerynne, wenn se
dat Schwerdt recht vöret, tho straffende de bösen
unde tho bescharmended de framen9, so achten wy,
dat de Avericheit van Gade geordent alder erst10
unde recht yn erem Ampte Gades Denerynne ys,
Wenn se vorschaffet gude Christlike Ordeninge, dar-
dorch de Christlike Kercke edder Christenheit, de
lifflick up erden under der Avericheit ys, geistlick
mit Gades Worde und tidtlick mit neringe unde
nodtrofft wert erholden, alse de hilligen Richters
und Köninge (wo gesecht ys) hebben gedan, Gade
tho Eeren unde velen lüden thor Salicheit.
nWy hebben averst desse Ordeninge tho stellende
ersten bevalen unsen gelerden unde Predicanten
unde Pastorn, dartho ock gebeden den Hochgebar-
nen Försten, Heren Johannes Frederiken, Hertogen
tho Sachssen unde Churförsten12, unsen fründtliken
leven Ohmen, Dat syne leve uns schicken wolde eren
Johan Bugenhagen Pomeranum13, der hilligen
Schrifft Doctorn, Derne syne leve ock also gedan
hefft, Unde wy uns des gegen syner leve tho be-
danckende heb- |A3v| ben14. Dessulven Mannes

d A: beschramende, B: bescharmende.
e A, B: tho hopekumpst.

7 Jes 49,23.
8 Ps 45,13.
9 Vgl. IPetr 2,13-14.
10 Zu allererst.
11 Beginn der wörtlichen Übernahme der Ordinatio eccle-
siastica von 1537, Bl. 2r.
12 Johann Friedrich von Sachsen, * 1503 als ältester Sohn
des sächsischen Kurfürsten Johann des Beständigen.
1532-1547 Kurfürst, danach Herzog von Sachsen,
t 1554. Vgl. NDB 10, S. 524; BBKL 3, Sp. 345 f.

Radt und vlith hebben wy neven unsen Andern Re-
den yn desser hilligen Ordeninge anthorichtende ge-
brucket, ock demsulven gevolget, Welcker wy allene
der orsake antögen, up dat nemandt gedencken mö-
ge, alse hedde wy hirynne wrevelick unde unbedech-
tiglick gehandelt, Sonder na rade so veler unde ge-
lerder Lüde hirynne, wes nütte unde förderlick syn
wolde, beschlaten. Alse averst nu desse Ordeninge
dermaten dorch de gelerden tho hope gebracht, heb-
be wy se unsen Reden unde Landtschoppen tho be-
sichtigende und tho lesende averantwerden laten,
De ock recht erkandt unde angenamen hebben, al-
lent wat yn desser Ordeninge vorvattet unde be-
grepen ys15.
Unde weme wolde doch desse Ordeninge nicht ge-
fallen, de sick süst ein Christen leth nömen? Wente
hyr wert yo nicht anders gehandelt den allene de
reine Lere des Evangelii, uthdeelinge der Sacramen-
te na der ansettinge des Heren Jhesu Christi, Senge
unde Lection uth der hilligen Schrifft, eerlike tho-
hopekumpst6 tho der Predinge unde Aventmal des
Heren, underwisinge der Jögent dorch lere, Künste,
dat hillige Wordt Gades unde dorch de hillige
Schrifft, Sorge vor de Dener der Kercken, der armen
unde Scholen, Den ock, dat de Catechismus yn allen
hüsen uthgebreidet unde geleret werde, So dat nu
ock de Buren kinder weten mögen, welck | A 4r |
bethertho nicht allene de Buren, Sonder ock de Ed-
delüde, ya wol Köninge und Försten nicht gewust
hebben, darvan de lüde dem Heren Christo Reken-
schop geven möthen, De sick wente hertho der hil-
ligen Christliken Kercken Hövede unde Avericheit

13 Zu Johannes Bugenhagen aus Wollin im Herzogtum
Pommern (Pomeranus), 1485-1558, vgl. RGG4 1,
Sp. 1852 f.; TRE 7, S. 354-363 und Reformatorenlexi-
kon, S. 74-81; zu den von ihm verfaßten Kirchenordnun-
gen s. TRE 18, S. 679 f. und Sprengler-Ruppen-
thal, Gesammelte Aufsätze, S. 122-152.
14 Vgl. dazu die Einleitung, S. 50; Michelsen, Kirchen-
ordnung, S. 45-70; Hoffmann, Sieg der Reformation,
S. 139-142 und Lausten, Kirchenordnungen, S. 280-
285.
15 Zur Annahme der Kirchenordnung vgl. den Schluß der
Ordnung auf S. 150.

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