Die Ordnungen bis zur Teilung der Herzogtümer 1544
Am dage Johannes des Evangelisten [27. Dezember]
ys tho redende van dem berope edder esschinge ei-
nes ydtliken minschen, Darmit ein yder yn synem
stände getröstet sy, So dat he ene nicht vorlate unde
na einem andern trachte.
Des Sondages Im Vastelavende120 dat van der Döpe
Christi, Matthei Tertio [13-17]; densulven dach
aver tho Predigende vam Sacramente der Döpe,
Dat datsulvige recht vorstanden unde uthgedüdet
werden möge.
Am ersten Sondage na Ostern126, darup dat Evan-
gelion Johannis am lesten gestelt ys127, scholen de
Prediger vor orsake nemen, tho redende van den
Schlötelen11 der Kercken128.
Am guden DÖnnerdage129 tho redende vam Sacra-
mente des lives unde Blödes Christi. |E 4r| Wo sick
den etlike berichten laten willen, mit den schal me
also umbghan, wo thovorn van den Sondagen dar-
van geredet ys worden130. Allene dat me ock de lüde
vormane, dat se nicht uth gewanheit edder ock
umme der tidt willen sick berichten laten131. Am
avende dessulven dages ys ock tho Predigende, wo
de Here Christus synen Jüngern de vöte gewa-
schen132 unde Im garden geseeletaget unde geswetet
hebbe133.
n A: Schotelen, B: Schlotelen.
125 Ordinatio ecclesiastica, Bl. D lr: Dominica Esto mihi.
126 Quasimodogeniti.
127 An dem das letzte Kapitel des Johannesevangeliums be-
handelt wird.
128 Mt 16,19; 18,18; Joh 20,23.
129 Gründonnerstag.
130 Siehe oben S. 90 f.
131 Vom Laterankonzil war 1215 der einmalige Empfang des
Sakraments der Eucharistie als Mindestpflicht für jeden
Gläubigen vorgeschrieben worden. Die meisten Gläubi-
gen begnügten sich daher vor der Reformation damit, zu
Ostern die Kommunion zu empfangen. Vgl. Ange-
nendt, Geschichte der Religiosität, S. 509.
132 Joh 13,1-11.
Am stillen Frydage134, wan de kinder gesungen heb-
ben, so sticht de Prediger up135 und list ordentlick de
Passien, thohope geschreven und vorsamlet van
Doctore Pomerane uth den Veer Evangelisten136,
wente an de Historien van der upstandinge Christi.
Unde hevet also an: Dyth ys dat lident unses Heren
Jhesu Christi, alse geschreven ys van den veer
Evangelisten: Do de Here Christus na dem Avend-
ethende gedancket hadde, ginck he aver dat fleth
Cedron etc.137 Darna mach he eine halve stunde an-
tögen, wo men des lidendes Christi gebruken schole,
unde na der maltidt, wes mer ys yn der Passien,
uthleggen. Wo nu denne ock etlike gefunden werden,
de up den dach sick wolden berichten laten, de mö-
gen ydt don. Doch schal men ock nalaten dat deel
der missen, welcker me plecht vor de predigen tho
holdende138, unde anheven van der vormaninge tho
dem Sacramente. Darna folget dat Vader unse etc.
| E 4v |
Am dage Johannis Baptiste [24. Juni] schal men
Predigen van dem uthwendigen denste des Gödtli-
ken Wördes yegen de Wedderdöpers139, welcker up
dem spröke stan: Se werden alle van Gade gelert
werden140, Darmede se alle Scholen wöste maken.
Hyrby ys thovorhödende, Dat gelick wol ock van S.
Johannes nicht vorsümet werde, Welcker so lanck
ys, dat men se yn einer prediget nicht wol endigen
kan, Nömlick, wo he sy entfangen, gebaren, wo he
geprediget hefft unde tho lesten ock enthövet ys.
133 Mk 14,32-42par.
134 Karfreitag.
135 Steigt auf die Kanzel.
136 Die Historia des leydens und der Aufferstehung unsers
Herrn Jhesu Christi aus den vier Evangelisten, durch
Johannem Bugenhagen Pomer vleyssig zusammen
bracht, Wittenberg 1526. Von diesem Werk erschienen
zahlreiche lateinische, frühneuhochdeutsche und nieder-
deutsche Drucke. Vgl. Geisenhof, Bibliotheca Bugen -
hagiana, S. 105ff, Nr. 67 ff.
137 Zitiert wird hier Joh 18,1.
138 Vgl. oben S. 89 f.
139 Zum Auftreten von Täufern in Schleswig-Holstein vgl.
die Einleitung, S. 165 f. sowie Hein, Spiritualisten und
Täufer, S. 331-336.
140 Joh 6,45.
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Am dage Johannes des Evangelisten [27. Dezember]
ys tho redende van dem berope edder esschinge ei-
nes ydtliken minschen, Darmit ein yder yn synem
stände getröstet sy, So dat he ene nicht vorlate unde
na einem andern trachte.
Des Sondages Im Vastelavende120 dat van der Döpe
Christi, Matthei Tertio [13-17]; densulven dach
aver tho Predigende vam Sacramente der Döpe,
Dat datsulvige recht vorstanden unde uthgedüdet
werden möge.
Am ersten Sondage na Ostern126, darup dat Evan-
gelion Johannis am lesten gestelt ys127, scholen de
Prediger vor orsake nemen, tho redende van den
Schlötelen11 der Kercken128.
Am guden DÖnnerdage129 tho redende vam Sacra-
mente des lives unde Blödes Christi. |E 4r| Wo sick
den etlike berichten laten willen, mit den schal me
also umbghan, wo thovorn van den Sondagen dar-
van geredet ys worden130. Allene dat me ock de lüde
vormane, dat se nicht uth gewanheit edder ock
umme der tidt willen sick berichten laten131. Am
avende dessulven dages ys ock tho Predigende, wo
de Here Christus synen Jüngern de vöte gewa-
schen132 unde Im garden geseeletaget unde geswetet
hebbe133.
n A: Schotelen, B: Schlotelen.
125 Ordinatio ecclesiastica, Bl. D lr: Dominica Esto mihi.
126 Quasimodogeniti.
127 An dem das letzte Kapitel des Johannesevangeliums be-
handelt wird.
128 Mt 16,19; 18,18; Joh 20,23.
129 Gründonnerstag.
130 Siehe oben S. 90 f.
131 Vom Laterankonzil war 1215 der einmalige Empfang des
Sakraments der Eucharistie als Mindestpflicht für jeden
Gläubigen vorgeschrieben worden. Die meisten Gläubi-
gen begnügten sich daher vor der Reformation damit, zu
Ostern die Kommunion zu empfangen. Vgl. Ange-
nendt, Geschichte der Religiosität, S. 509.
132 Joh 13,1-11.
Am stillen Frydage134, wan de kinder gesungen heb-
ben, so sticht de Prediger up135 und list ordentlick de
Passien, thohope geschreven und vorsamlet van
Doctore Pomerane uth den Veer Evangelisten136,
wente an de Historien van der upstandinge Christi.
Unde hevet also an: Dyth ys dat lident unses Heren
Jhesu Christi, alse geschreven ys van den veer
Evangelisten: Do de Here Christus na dem Avend-
ethende gedancket hadde, ginck he aver dat fleth
Cedron etc.137 Darna mach he eine halve stunde an-
tögen, wo men des lidendes Christi gebruken schole,
unde na der maltidt, wes mer ys yn der Passien,
uthleggen. Wo nu denne ock etlike gefunden werden,
de up den dach sick wolden berichten laten, de mö-
gen ydt don. Doch schal men ock nalaten dat deel
der missen, welcker me plecht vor de predigen tho
holdende138, unde anheven van der vormaninge tho
dem Sacramente. Darna folget dat Vader unse etc.
| E 4v |
Am dage Johannis Baptiste [24. Juni] schal men
Predigen van dem uthwendigen denste des Gödtli-
ken Wördes yegen de Wedderdöpers139, welcker up
dem spröke stan: Se werden alle van Gade gelert
werden140, Darmede se alle Scholen wöste maken.
Hyrby ys thovorhödende, Dat gelick wol ock van S.
Johannes nicht vorsümet werde, Welcker so lanck
ys, dat men se yn einer prediget nicht wol endigen
kan, Nömlick, wo he sy entfangen, gebaren, wo he
geprediget hefft unde tho lesten ock enthövet ys.
133 Mk 14,32-42par.
134 Karfreitag.
135 Steigt auf die Kanzel.
136 Die Historia des leydens und der Aufferstehung unsers
Herrn Jhesu Christi aus den vier Evangelisten, durch
Johannem Bugenhagen Pomer vleyssig zusammen
bracht, Wittenberg 1526. Von diesem Werk erschienen
zahlreiche lateinische, frühneuhochdeutsche und nieder-
deutsche Drucke. Vgl. Geisenhof, Bibliotheca Bugen -
hagiana, S. 105ff, Nr. 67 ff.
137 Zitiert wird hier Joh 18,1.
138 Vgl. oben S. 89 f.
139 Zum Auftreten von Täufern in Schleswig-Holstein vgl.
die Einleitung, S. 165 f. sowie Hein, Spiritualisten und
Täufer, S. 331-336.
140 Joh 6,45.
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