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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0122
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Die Ordnungen bis zur Teilung der Herzogtümer 1544

unde vordömede lüde, Matthei am XVIII. [15-17],
Se ock thom hilligen Sacramente nicht staden, so
lange unde alle de wille, dat se solcke apenbare la-
ster nicht beruwen edder bote daraver don. Doch
mögen se de Predige hören yn der Middeltid.
Dewile se also yn dem banne sint, schal men nicht
nalaten, se flitich tho vormanende, dat se God
fruchten unde der Prediger ördel aver se, van wegen
der gemene na uthwysinge des Gödtliken wordes
geghan, | H lv| nicht vorachten, darmede se nicht ein
schwaerer gerichte Gades aver sick erwecken Unde
desse möderlike straffe der Kercken yn ere ewige
vordömenisse vorwandeln. Wente allent, wat de
Prediger, so na Gades Worde ördelen unde richten,
Dat wil Godt bestedigen, daraver ock vaste holden.

Doch mach men mit sodanen vorbanden Minschen
alse mit andern naberlick handeln unde wandeln
umme gemeines Fredes willen, Doch nicht also, wo
men wol plecht mit einem Broder umme tho ghande,
up dat solcke böse dadt der Kercken nicht thoge-
meten edder upgelecht werde.
Wat süs mer yegen solcke lüde vorthonemende ys,
dat gheit de Avericheit an. Wente de honspreker,
Eebreker, Junckfrouwen sehender, Kercken röver
unde de sick yn de güder, so tho Kercken gegeven,
weldichlick yndrengen Unde ander Laster, so dar-
van gesecht ys, de hören under dat schwert. Unde de
Avericheit ys so with der Kercken tho denende vor-
plichtet, Dat se dorch ere beschüttinge yn frede le-
ven möge186. | H 2r |

Wo men de Krancken unde Armen Besöken schal187

"Unde dith stücke gehört yn Sonderheit guden Pre-
digern, darumme dat solcke lüde am allermeisten
dat Evangelion annemen.
De Prediger scholen de krancken unde Armen vaken
besöken unde ock dat volck vormanen, dat men ene
tidtlick kundt do, wor solcke lüde tho vindende syn,
up dat se vaken tho ene ghan unde se mit Gades
Worde trösten können. Unde scholen nicht wente up
de uthersten nodt vorthen, ydt sy denne, dat einer
yn der yle unde unvorsichtichlick188 kranck wÖrde.
Wor se den also ein mal hengefordert sint, dar scho-
len se vaken na nodtrofft unde gelegenheit des
krancken sick hen vorfögen, ydt were den sake, dat
de krancke süs genoch lüde by sick hedde, Dardorch
he genochsam underwiset möge werden. Wor men
averst de Prediger nicht henne vordert, dar sint se
genochsam entschüldiget, efft se dar nicht henne ka-
men.
n Visitatio infirmorum.
186 Vgl. lTim 2,2.
187 Ordinatio ecclesiastica, Bl. G 2r: Ritus visitandi infirmos
et pauperes. Vgl. auch die Hadersiebener Artikel 19 und
20 (Nr. 3, S. 67).

Wenn nu de Prester thom krancken kümpt unde ene
berichten wil, so schal he yn Sonderheit anmercken,
wo de krancke yn Gades Worde | H 2v j sy geschickt
gewesen, er he mit der kranckheit bevallen ys,
Darmede he ene deste bequemer underrichten möge.
Darna, wo ydt de gelegenheit189 des krancken liden
kan, schal he uth klaren spröken der schrifft bewi-
sen, dat wy alle sünder syn unde allene dorch den
geloven yn Jhesum Christum vorgevinge der sünde
erlangen190. Darna schal he ene förder vormanen,
wortho de Here Christus syn Avendtmal yngesettet
hefft na den wörden, de vor dem berichten herghan.
Mideler tidt schal me den disch mit einem reinen
doke decken unde ein bernende licht, wor men dat
hebben mach, upsetten, Thom lesten dat brodt up
de patenen leggen unde denn wyn yn den Kelck ge-
ten.

188 Unerwartet.
189 Zustand.
190 Vgl. dazu Bugenhagens Schrift „Ein Underricht deren,
so yn kranckheyten und tods nöten ligen“, Wittenberg
1527 (zu den weiteren Ausgaben vgl. Geisenhof, Bi-
bliotheca Bugenhagiana Nr. 217-225).

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