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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0124
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Die Ordnungen bis zur Teilung der Herzogtümer 1544

Se ock thor erkentenisse der | H 4r | gnade underwiset
mögen werden. Wente na dem male de apenbaren
sünder gemenlick de gnade vorachten, wo se nicht
vaken daran vormanet werden, se können ock up ein
mal kume yn der gnade gründlick genoch underwi-
set werden.
So averst Godt etliken syne gnade geve, dat se
ernstlick eren geloven bekenden unde dat Sacramen-

te begerden, Densulven schal men solckes geven,
doch einen dach edder twe thovören, er se gerichtet
werden. Wor men averst solcke ernstlike bekente-
nisse des gelovens nicht findet, de mag men Gade,
dem Heren, bevelen, doch nichts tho vorsümende,
dat ene tho nütte unde bäte kamen200 möge. Ock
scholen de Prediger se nicht vorlaten, er den dat se
gerichtet syn.

Van der Begreffnisse der Doden201

°Unde wert desse begreffnissec ock under de wercke
der barmherticheit gerekent202. Darumme schal ein
Prediger edder kerckendener sed nicht vorachten,
wen he dartho gefördert wert, Sonder datsulve fli-
tiglick helpen mit uthrichten.
Wen einer van den gelövigen yn God vorscheden ys
und nu schal begraven werden, mach men | H 4v| de
klocken lüden. Unde de solck lüdent begeren, de sint
schüldich, tho underholdinge des kerckengebuwetes
geldt daraver tho gevende, wo van olders eine wise
und gewanheit gewesen ys. Unde geschüth dith lü-

dent nicht den doden tho denste, de des nicht be-
dangen, sonder den levendigen tho nutte, dat se dar-
dorch vormant werden mögen.
Ock laten wy gescheen, wor Scholen syn, dat de
schöler vor dem like herghan. Unde singen yn mid-
deler tidt Benedictus203 effte den Psalmen Domine
Refugium204 edder De Profundis205 edder ock Mise-
rere206 mit der Antiphonae Media vita207, edder ock
ander düdesche gesenge. Wor averst nene scholen
sint, dar scholen des doden Fründe unde Nabern
stilschwigende dem like volgen208.

Wo men de bademömen209 underwisen schal210

TSolcke fruwen moth men hebben, ock darup seen,
dat se eerlick und God früchtich syn, de sick up ere
ampt wol vorstan unde ynn bequemen gelegen ste-
den wanen, Dat se den Armen so wol alse den Riken
denen können. 11 lr | De Prediger scholen de Frouwen
underwisen, so tho dessem Ampte gesettet und er-
welet syn.

ö Sepultura.
T Obstetrices.

c A: begrefftnisse, B: begreffnisse.
d A, B: so.
e A: Antiphena, B: Antiphona.

200 To bäte komen - zu Gute kommen.
201 Ordinatio ecclesiastica, Bl. G 4v: Ritus sepeliendi mor-
tuos.
202 Die Werke der Barmherzigkeit in der Endzeitrede Jesu
in Mt 25,34-46 wurden von Laktanz mit Bezug auf Tob
1,19-20 um die Bestattung der Toten ergänzt.

Int erste, wo se mit den Schwängern Frouwen, Dar-
na ock mit der frucht ummeghan scholen. Unde
thom ersten mit den Frouwen, de dar Schwanger
syn, Is van nöden, dat se up volgende wisen han-
deln: Wen de tidt der gebordt antridt, Dat se alse
denne solcke Frouwen trösten und tho Danckseggin-
ge vormanen können umme des willen, dat ene de
Gnade kinder to teilende van Gade vorlenet

203 Siehe oben Anm. 60.
204 Ps 89 (Vulgata).
205 Ps 129 (Vulgata).
206 Ps 50 (Vulgata).
207 Wackernagel 1, Nr. 141, S. 94 (Antiphona de mor-
te).
208 In der Ordinatio ecclesiastica, Bl. H lr folgt hier noch
ein Absatz über den Akt der Bestattung.
209 Hebammen.
210 Ordinatio ecclesiastica, Bl. H lr: Ritus informandi ob-
stetrices.

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