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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Dörner, Gerald [Oth.]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0126
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Die Ordnungen bis zur Teilung der Herzogtümer 1544

Wo men de kindelbedderschen Frouwen220 underwisen schal221

’däolcke Frouwen sint ein recht wercktüch Gades.
Unde yo se der gebort neger syn, yo se Godt lever
hefft.
Schwanger Frouwen scholen de prediger flitich le-
ren, alle dewile dat se Schwanger syn, dat se Gade,
dem heren, ere frucht vaken bevelen, wenn se allene
sint edder mit erem Manne, mit solcken edder der-
geliken würden: Wy dancken dy almechtiger, ewiger
Godt vor desse dyne Benediynge unde bidden dy,
Here Ihesu Christe, du woldest dy desse frucht
ewichlick laten bevalen syn. Wente du heffst beva-
len, dat men de kinder vor dy bringen scholde222. So
bringe wy ock vor dy desse frucht mit unsem gebe-
de. Darumme willest de annemen unde de frucht
dynes dürbarn Blödes223 eme mededelen yn ewicheit,
Amen.
Sodane kinder, de also na erer gelegenheit dem He-
ren Christo na synem eigen worde vorgeholden wer-
den, Wenn se schone yn Moder lyve sterven, so sint
se doch so weinich thovordömende Alse de, der men
sick erer salicheit gewisslick hefft thovorhapen-
de224. Also ock de kinder under 11 3r I dem Jödeschen

volcke, welcker vor dem achten dage störven, er se
konden beschneden werden225, Darumme nicht vor-
dömet edder vorlaren sint geholden worden, so mö-
then solcke Frouwen ock weten, wenn se ym kindel-
bedde liggen, Dat se nicht yn der gewalt des düvels
sint, Also wol vorhen gemeint ys dorch den unvor-
standt tho Godt Und unsen ungeloven, efft se scho-
ne harder den ander lüde yn demsulven erem leger
vorsogt226 werden. Den dar gheit de Düvel mede
umme, dat he den frouwen ere esschinge vordraten
und unangeneme maken wil, Dardorch se Gade
doch am aller meisten gefallen, yn der ersten Epi-
steln tho Timotheo8 ym andern Capi[tel] [15].
Baven dat, so müthen de frouwen ock weten, wowol
dat se frye sint van dem gesette Mosi und nicht be-
dürven, Dat se de Prester yn de kercken lei-
den227, so scholen se dennoch na gewüntliker wise,
sick yn eren hüsen entholden228. Willen se dat nicht
don umme erer gesundheit willen, so scholen se doch
anseen de erbarheit, de tucht unde gude Policie229
des landes, Dat se nicht den andern böse Exempel
geven und also der gesundheit erer egen kinder övel
denen. 11 3v

Wo men mit den frowen ummeghan schal,
de Ere egen kinder dodt drücken230

Eyne frouwe, de er egen kindt dodt drücket dorch
ere vorsümenisse (darvor de Prediger vlitigen de
lüde yn der Predigen tho warnende hebben), De
schal van erem Kerckheren thom Superattendenten

u Pregnantes [Druck: Prengnantes].

g A: Thimoteo, B: Timotheo.

220 Wöchnerinnen.
221 Ordinatio ecclesiastica, Bl. H 2v: Ritus instituendi [im
Druck: instuendi] puerperas.
222 Mk 10,14par.
223 Vgl. IPetr 1,19.
224 Vgl- auch die in diesem Jahr erschienene Schrift: Der
XXIX. Psalm ausgelegt durch Doctor Johan Bugenha-
gen Pomern. Ein Trost D. Martini Luthers für die Wei-
bern, welchen es ungerat gegangen ist mit Kinder gebe-

gewiset werden mit twen edder dren eerliken tügen,
darsulvest bidden Absolution van eren Sünden.
Unde mach de Supperattendente dersulven Frou-
wen eine gelt straffe upleggen, De se dülden231 kan,

ren. Von den ungeborn Kindern und von den Kindern,
die man nicht teuffen kan, Wittenberg 1542. Die Schrift
ist König Christian III. gewidmet.
225 Vgl. IMos 17,12.
226 Versucht.
227 Gemeint ist der erste Kirchgang nach der Geburt, vgl.
3Mos 12,1-8.
228 Sich in ihren Häusern aufhalten.
229 Ordnung.
230 Ordinatio ecclesiastica, Bl. H 3v: Ritus cum foeminis
proprios liberos opprimentibus observandus.
231 Auf bringen.

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