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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0134
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Die Ordnungen bis zur Teilung der Herzogtümer 1544

scholde, De gedencke, wen he sterve, dat he ynn
syner nagelaten Frouwen dat ock wedderumme be-
kamen wert, wes eme also des vals dorch desse unse
Ordeninge affgheit. Wat hyr van den Kerckheren ys
gesecht, schal ock van den Medepredigern290 tho
vornemende syn291. |L 4v|
Mit der Kerckendener nagelaten Wedewen, so yn
den steden syn, schal also ock geholden werden des
soldes halven van dem Jare, yn welckem de Kerck-
here edder Caplan stervet, gelick alse van den Dorp-
parners Wedewen gesegt ys. Unde so ydt de
nodtrofft erfordert, Dat men er ychteswes uth der
gemenen Kisten292 geve.
Tho underholdinge der armen vorordene wy alle ge-
wüntlike ynkumpste van oldinges unde willen, dat
se darby bliven scholen. Desgeliken ock, wat en süst

willichlick gegeven edder yn den festen, ock süs yn
andern dagen, gesamlet wert, dat schal en alles tho-
gestelt werden. Hyraver schal men setten twe vür-
stendere, de diaken genümet werden293, edder mer,
darna alse ydt geraden ys, vornufftige, Godfrüchti-
ge lüde, de solck gudt upheven yn den festen, mit
der armen büdeln ummeghan unde datsulvige, wat
se entfangen, den armen na eines ydtliken nodtrofft
getruwlick unde mildichlick uthdelen, Ock alle yar
van upbüringe0 unde uthgifft294 yn bywesende der
Kercken Dener unde der Avericheit rekenschop don.
Wy willen ock, dat hyrnamals alle Kerckheren ock
kusch leven, yn dem ydt en van Gade gegeven, ed-
der eelick werden scholen295. Wo yemand dar gegen
handeln würde, wen he ein- edder twemal vormanet
ys unde sick nicht betern wil, schal men en affset-
ten. IM Irl

Van den Hospitalen296

Vor allen dingen wille wy, dat tho den Hospitalen
bliven schal alle Dürper, Lanste, Ackere, Vischerii,
Wiske, Müllen, HÜltinge unde wat süs van oldinges
tho underholdinge der Armen gegeven ys. Wor
averst de Hospitalia na nodtrofft nicht vorsorget
syn mit den Güdern, wo vorgemelt, Dar willen wy
van dem unsen tho leggen, wat ene feilet. Denn wy
weten dat Wordt Christi: Dat gy einem van mynen
geringesten hebben gedan, dat hebbe gy my ge-
dan297.
Tho dessem denste scholen ock Diaconi, so vele der
nüdich werden syn, gewelet werden, de ock don
scholen yn aller mate, wo vorgemelt298.

Inn einem ytliken Hospitale schal ein Huswert syn
eines guden levendes299, de under sick hebbe Knech-
te unde Megede na gelegenheit der krancken, so dat
den krancken müge wol gedenet werden. Desulvige
Huswert schal mit syner Frouwen und kindern, ock
andern der Armen Denern uth den gemeinen güdern
des Hospitals syne underholdinge nemen, Doch also,
dat he de also anstelle, dat de Armen darynne be-
dacht wer- | M lv | den, dat de underholdinge nicht
thom averflode gedye. Desgeliken mach ock desse
husswert einen Wagen hebben, den he na older ge-
wanheit utsende, almissen den armen ym Lene300
tho biddende. Unde wor de wagen yn ein Dürp

0 A, B: uppüringe.

290 Mitprediger; gemeint sind die Kapläne.
291 Der letzte Satz hat keine Entsprechung in der Ordinatio
ecclesiastica.
292 Zum Gemeinen Kasten (im niederdeutschen Bereich:
kiste) s. unten S. 115.
293 Vgl. Apg 6,1-7. Zur Übernahme dieses Begriffs in den
Kirchenordnungen s. z.B. Sehling, EKO V, S. 531 f.;
VII,2,2,2, S. 467.
294 Einnahmen und Ausgaben.

295 Vgl. IKor 7,9.
296 Ordinatio ecclesiastica, Bl. L 3v: De hospitalibus.
297 Mt 25,40.
298 Siehe im vorhergehenden Kapitel.
299 Hier: Lebensführung (Ordinatio ecclesiastica, Bl. L 4r:
vitae pietatisque probatae).
300 Mit lene ist hier nach Göbell, Kirchenordnung, S. 179
das Amt (Ordinatio ecclesiastica, Bl. L 4v: praejectura)
gemeint, zu dem der Ort gehörte, in welchem sich das
Hospital befand.

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