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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0158
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Die Ordnungen bis zur Teilung der Herzogtümer 1544

Solck ein anfangent unde gave etliker weiniger
Junckfrouwen hebben hernamals etlike Bisschoppe
unde andere baven mate gelavet474 und also de
wordt Pauli yn vorgetent gestehet. Darvan ys ydt
ock hergekamen, dat solck Junckfrouwen würden
genömet de Brude Christi, So doch desulvige name
ynn tiden der Apostel nicht wart gegeven, den allene
der Christliken Kercken, Welcker ys de Vorsamlinge
der Gelövigen, alse ock Paulus secht tho den Corin-
thern, de sick tho Christo bekert hadden unde weren
erer vele thovorn gewest Horenyegers, Eebrekers
unde unreine Lüde475: Ick hebbe juw vortruwet ei-
nen Mann, Dat gy juw eine Reine Junckfrouwe
Christo bewisen schollen etc.476 Wenn de Text schol-
de vorstanden werden van der Junckfrouwschop,
alse wy darvan reden, So hedde Paulus den Corin-
thern unrecht gedan, Dat he allene umme der
Junckfrouwschop willen eres lyves ene tholede, dat
der gantzen Christliken Kercken billick thogehört,
umme des Gelovens willen yn Christum, alse noch
hütiges dages, wen de Mönneke ere dondt vordedin-
gen schollen. So nemen se seer ungeschicklick uth
der Schrifft tho beweringe eres Ordens de sprÖke,
welcker der gantzen Kercken thogehören; und wat
vam Geloven geredet ys, Dat leggen se tho erer
Mönnekerye.
Dorch datsulvige gelöffte der Junckfrouwen sint
vele Junckfrouwen darhen gereitzet | T 3v j worden,
Dat se sick quantz wyss477 Christo hebben gar unde
gantz tho geegent; unde wer beter gewesen, desul-
vigen hedden gefryget, Alse dat se sick so tho der
unreinen küscheit des Düvels avergeven.
Denn se weren Flesch unde Blodt tho den tiden, so
wol alse nu. Und alse se yn erem Jungfrouwen stän-
de so wyth gekamen, dat se sick bedüncken leten, se
konden unde möchten nu nicht frygen, Alse Paulus
s A: Dioconi, B: Diaconi.
1 A: Gratinus, B: Gratianus.

474 Über die Maßen gelobt.
475 Vgl. IKor 6,9-10.
476 2Kor 11,2.
477 Nur zum Scheine.
478 Eph 4,19.
479 Karnute bzw. kornute ist hier im negativen Sinne zu ver-

secht, hebben se sick dorch vortwiveln avergeven yn
alle unküscheit478. Dann wanner, dat se affgesondert
van eren fründen, Öldern und andern, de acht up se
geven, weneden, als wolden se nicht arbeiden yn erer
öldern Hüse, Sonder Gade, dat ys, erem leddichgan-
ge, allene yn andern Steden denen, So quemen tho
enen de Diaconf3 unde andere, hebben se erwellet
tho eren Geistliken Mödern edder Karnuten479. Dat
ander wil ick nicht seggen, Sondern tho seggende
vorgünnen dem hilligen Martyro Cypriano unde
syne wordt antekenen, Dat du weten mögest, dat de
Historie war sy, darvan ick gesecht hebbe.
So schrifft Cyprianus yn einer Episteln480: Du be-
gerest, ick möge dy weten laten, wat my düncket
van den Junckfrowen, welcker sick ein mal vorge-
settet, dat se eren standt küschlick unde vastichlick
holden wolden, Darnamals entblötet sint unde be-
funden, dat se yn einem Bed-1T 4r j de mit Mennern
gelegen, darunder du sechst, dat einer ein Diacon sy
gewesen. So seen wy doch, dat dardorch vel yn einen
schwären vall kamen, unde dorch solcke unteme-
licke, ock varlike geselschop vele Junckfrouwen ge-
schendet werden, Des wy uns billick tho bedrövende
hebben. So den de Junckfrouwen sick uth gantzem
geloven Christo avergegeven, scholen se ock küsch-
lick unde ane alle narede yn erem stände vorharren.
Wen se also starck unde standthafftich sint, so mö-
gen se dat Lohn der Junckfrouwschop erwachten. So
se averst nicht willen edder können bestendich bli-
ven, So ys ydt beter, dat se fryen den dat se ynt vür
dorch ere wollust vallen scholden481. Vor allen din-
gen scholen se yo eren Brödern edder Süstern keine
ergernisse nicht maken etc. So secht Cyprianus.
Vor solcke unde dergeliken stücke hefft sick vlitich-
lick gewaret Gratianus1, dat he desulvige yn syn
Decret482 nicht mede yntehen wolde, So he doch süs
stehen: Gefährtin, Kumpanin, Buhle, Liebhaberin, s.
auch das Verb kornuten - „buhlerisch sein“.
480 Cypr. ep. 62,1-2: Ad Pomponium, De virginibus (= PL
4, Sp. 364-367).
481 Vgl. IKor 7,9.
482 Zu Gratian und dem zwischen 1125 und 1140 entstan-
denen Decretum Gratiani vgl. Lex. d. MA. 3, Sp. 264-266
und 4, Sp. 1658; TRE 14, S. 124-130.

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