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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0164
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Die Ordnungen bis zur Teilung der Herzogtümer 1544

In den worden averst Dommine Labia etc. is
desser gebreck, dat de yenne, welcker de wort secht,
De lavet Gade, dat he wil Predigen, leren unde be-
kennen de gnade Gades und vorgevinge der Sünde
ane alle wercke edder vordenst, allene umme süs,
ock den ungelüvigen vorholden, alse he secht: Do-
cebo Iniquos etc.541 Datsulvige wort docebo, Dat ys:
leren unde bekennen, dat willen unser Tiden lese-
re542 nicht don, ya se können ydt ock nicht don, Son-
der vorhatent, vormaledient unde vorfolgent upt al-
ler hügeste. So hebben wy ock beth hertho
genochsam missbruket der schrifft yn einem fröm-
den unde ungerechten Vorstande543.
Scholde wy ock alles dat yennige singen, | X 2v | wat
gudt ys, So würde des singendes kein ende nicht wer-
den. Derhalven lath dy gefallen der Schrifft rechten
gebruck, dat also reiner sy unse gebeth, wenn ydt
uth dem geloven herkumpt.
Van den Vigilien
De Vigilien, wo men se nümet, vor de doden schollen
hernamals nicht gesungen werden, Den se syn nicht
anders dan ein Missbruck der Hilligen Psalmen
unde der wordt Sünte Jobs, Dorch welckeren miss-
bruck der würde Gades doch nergent anders hen ge-
seen wert den yn dat lügenhafftige unde erdichtede
fegefür544. Unde ys beth hertho genochsam gedöd-
delt545 vor solck einen Ion der ungerechtferdicheit
unde vor den Büdel des vorreders Jude546. Herna-
mals willen wy Gade nicht mer thom torne reitzen.
Van der Missen
Hyr schollen alle Christen weten, wo de Here Chri-
stus angesettet hefft ym Sacramente syn liff den ge-
d A: nedderlecht, B: neddergelecht.
541 Ps 50,15 (Vulgata).
542 Leser der Horen (s. Ordinatio ecclesiastica, Bl. Y 2r: ho-
rarii).
543 Die beiden vorhergehenden Absätze sind als Erweite-
rung des ursprünglichen Textes in die Ordinatio ecclesi-
astica (Bl. Y lv-2r) eingefügt und dementsprechend in
die Übersetzung übernommen worden.

lüvigen, se syn Prester edder nicht, tho ethende
unde syn blodt tho drinckende tho syner gedechte-
nisse.
Ock schollen weten alle de yennen, so dar leff heb-
ben eine hillige, gemene, Apostolische Ker- | X 3r |
cken, wat de Aposteln vam Sacramente gelert heb-
ben unde wat de Kercken Christi darvan gelüvet
unde geholden, Nümlick also: Dat dat Sacramente
sy dat liff unde blodt unses Heren Christi, den Chri-
sten nagelaten, Welcker de dat ethen unde drincken.
Unde ys allene dartho dat liff unde blodt Christi,
dat men ydt ethen unde drincken schal thor ge-
dechtnisse Christi, Dat ys so vel geredet, dat allene
Christus geprediget werde, dat he syn lyff gegeven
hefft vor uns yn den dodt unde dat he syn blodt vor
uns uthgestürtet tho vorgevinge der sünde. Alle an-
der dinck, de wy beth hertho angenamen, Alse
scholde dorch dat werck der Missen de sünde vorge-
ven werden, Dat ys nicht anders den unflath unde
lügen des Düvels, uth den leren der Düvele gena-
men, Welcker under gudem schyn lügen reden unde
leren547.
Wy averst hebben dith Evangelion edder gedecht-
nisse Christi tho gelike vorsümet, ock yn minschlike
gerechticheit vorwandelt. Unde uth dem aller hilli-
gesten Sacramente hebbe wy gemaket ein offer vor
de levendigen unde doden, Dardorch de ansettinge
Christi neddergelechtd ys worden. Unde nichtes
desteweiniger so hefft dith erdichtede offer upge-
freten der riken und armen güder, de dar mit um-
meghan. Dat sint GÜdde geworden, Welcker de Für-
sten desser werlt anbeden mosten. So hebben wy
den Mammon ock under dem namen der Armoth
geeret unde | X 3v | fule, müssige Buck knechte under
dem namen des Hilligen fastendes unde kastiynge

544 Vgl. Angenendt, Geschichte der Religiosität,
S.706-708.
545 Geschwatzt, geklatscht, s. Rheinisches Wörterbuch 1,
Sp. 1383 (s.v. doddeln). In Lasch / Borchling 1,
Sp. 437 ist dödelen nur in der Bedeutung „langsam sein“,
„mit einer Sache nicht fortkommen“ überliefert.
546 Vgl. Joh 13,29.
547 Vgl. lTim 4,1-2.

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