Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

7. Kirchenordnung 1542

gefödet. Yn Summa: Dith erdichtede offer unde gru-
welike vorwandelinge der Ansettinge Christi hefft
alle falsche unde erdichtede hillicheit, ock Secten
der vordamnisse erholden.
Item de vorhen Prester, Bisschoppe unde der Armen
hilligen Diaconi gewesen, ock uthduder der schrifft
unde Meister yn der Theologien, ock Doctorn des
hilligen Evangelii (Alse Paulus tho den Ephesern
am veerden [8] schrifft, dat desse gaven van dem
Heren Christo na syner Hemmelfart der6 Kercken
gegeven sint), de sint doch nu dorch dith un-
godtsalige Offer nicht anders geworden den Miss-
papen548, nicht allene der Christliken Kercken nicht
nütte, Sonder ock seer schedlick. Darumme so moth
men sick hernamals van solcker Missen entholden.
Unde sint darvan geschreven etlike herrlike Tractat
van den, welcker nicht den vordarff des Sacramen-
tes söken, Sondern de hillige ansettingef Christi ger-
ne erholden unde vordedingen wolden, Derhalven se
ock uth der ansettinge Christi geschreven. Den wat
anders geschreven wert, dar schal de Christlike ge-
love yn dessem fal nicht na fragen. Sonder dith
donth, belangende de Misse, syn nu so apenbar ge-
worden Unde van den gelüvigen angenamen, dat ne-
mand seggen kan, he wete ydt nicht. De yd averst
nicht weten wil, | X 4r | de mach ydt laten549. De Here
kendt doch de synen550. So kendt he ock den wech
der gerechten. Averst de wech der Godtlosen, de
wert thonichte werden051. De rechte Christlike
Kercke bekendt van anbeginne, so bekennen ock
alle unser weddersaker mit uns, dat dith Sacramente
dorch dat word Christi uns gemaket und gegeven
wert. Wat wille wy arme lüde uns den understan,
darvan etwas anders tho makende ane dat wort, ya
ock yegen dat wort Christi? Lever, gelöve du dem
Heren Christo; dorch dyne vormetenheit werstu
nichtes uthrichten.
Wenn nu nemands vorhanden, de sick berichten la-

ten552 unde des Heren Avendmal holden wil, Alse
Christus angesettet, de Apostel geleret unde de
Christlike Kercken angenamen, ock geholden hefft
(unser erdom möge uns de barmherticheit Gades
vorgeven), so schal men keinerley wise handeln dat
Sacrament Christi. Denn ydt ys ein apenbar Hon-
spottinge unde belachinge, dat men secht tho an-
dern lüden: Nemet hen, etet, drincket, so doch du
by dy gewisse bist und heffst beschlaten, dat du dat
Sacramente nemande geven wult, dat dar nemandt
Etende edder drinckende werde, den ydt sint keine
geste nicht dar. So kan ydt ock nicht gescheen,
| X 4v | dat dar ethe und drincke de Kercke vorsamlet
tho dem Dische des Heren, de den Dodt Christi vor-
kündigede. Den du vorhandelst dar nicht de ge-
dechtnisse des Dodes Christi mit dyner Kercken,
Sonder vel mer dyn schendtlike und egene stille-
schwigent. Unde darmit desser rede ein ende werde:
So vorköffstu yn der Missen dyne minsschlike an-
settinge vor de ansettinge Christi, wult ock darsul-
vest nichtes don, wat Christus angesettet unde tho
donde bevalen hefft.
Dat willen wy darumme vormanet hebben, Dat
nicht etwan de Mönnecke edder Domheren, welcker
desse Ordeninge annemen, hyruth maken mögen
nye gesette unde dwingen ere BrÜdere, sick vaken
berichten tho latende, Dat se dorch solcke orsake
vele Missen averkamen. Sonder se scholen fryen lü-
den fry lathen dat frye Sacramente. Alse denne wer-
den se erst seen, wo gar nicht lefflick se thovorn dat
Sacramente gesocht hebben, Do se vast alle dage
Misse helden. Den nu thor tidt werden se nicht so
vaken dartho ghande. Unde ys genoch, dat se dat
Avendtmal des Heren des Sondages unde yn den
Festen holden, so verne alse dar ock sint lüde, de
sick berichten laten willen mit dem lyve unde Blöde
des Heren Christi.
Darumme so mach men alle dage, ydt sy yn Festen
edder nicht, wen dar nicht syn, wo thovorn gesecht

e A: edder, B: der. 549 IKor 14,38.
f A, B: ansettige. 550 lTim 2,19.
551 Ps 1,6.
548 Zu Messpfaffen vgl. Luther, WA 3, S. 529. 552 Das Sakrament empfangen.

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