8. Schulordnung 1544
8. Schulordnung3
25. Mai 1544
Wy, Christian, van Gades gnaden tho Dennemar-
cken, Norwegen, der Wenden unde Gotten konig,
hertog tho Schleswig, Holsteen, Stormarn unde de
Dithmarschen, graven tho Oldenborch unde Dell-
menhorst, entbeeden unsern groth thovoren.
Wy erindern uns, dat unse commissarien, dewelcke
wy thom besten unser kerken unde caspel lüde yn
dessen unsen förstendohmen, bleken unde landen
tho visiteren utgeschickt, uns underdanigh bericht
unde apenbaret, dat under de gemene lüde hen unde
wedder sick in staden unde up den landen by unsen
underdanen noch eine schrecklig grote unwetenheit,
erdome unde averglove des lydigen pavesdoms be-
funnen, unde up unsen beveel allerley jamerlike und
vorderfflike unordninge an uns, neven unsen reden
unde landtschop, vorgedragen unde averantwerden
laten.
Alse averst nu in kercken, scholen unde armen hu-
sen Gades wort unde de catechismus uthgebredet
werden kann, unde des ende papistischen hupens
lappichte1 logen Statuten unde regeln, missen, aflath
unde ydele ceremonien, so withe hertho brucklick
gewesen, wy nicht von don hebben, unde wat in
unse vor wenigen tyden utgegevene kerken ordninge
under den vornemliken söss stücken thom ersten
unde andern von den catechismus recht uth tho dü-
den2, in glicken von gewisser art yn alle oerder de
a Textvorlage (Abdruck): Rendtorff, Schulordnungen,
S. 25-29 (nach den Angaben von Rendtorff soll die Vor-
lage aus dem RA Kopenhagen stammen und sich dort in
einer Sammlung „Removenda“ befunden haben. Leider
ließen sich die Ordnung und die Sammlung im RA Ko-
penhagen nicht mehr nachweisen).
1 Törichte, s. FWb 9,1, Sp. 282.
2 Der erste Teil der Kirchenordnung behandelte die Lehre
und Auswahl der Geistlichen, de dat Evangelion Recht le-
ren, de Sacramente recht uthdeelen unde den Catechismum
recht uth duden, der zweite die Schulen und Lehrer (vgl.
Nr. 7, S. 84).
jöget tho underwisen, wy nicht alles utförliken tho
samen fügen können, gelickwol, wat thor beteringe
edder gemeinen besten gedyt, billig tho befördern,
ock dat in verdesterten Pavesdohme dat arme, blin-
de gemeine volck verführt, dat se van Gade unde
sienen worde tho eren Christendohm nicht under-
wyst, dewelckes wy vor Gade in unsen gewetende
nicht verantworden köndt, daher wy datsülvige af-
tostellen der maten gnädigst beschlaten:
[1.] Der halven, damet van nu an de olden unde jö-
get volghafftig, alle junge kinder unde densten3 van
lütje up4 rechtfarig thor forcht des Herren ange-
wyst, Gade in Christlichen geloven recht tho erken-
nende und ein levende Gott salig tho denende unde
anthoropende vlitig unde stedes uppetrocken wer-
den, so wölen unde befehlen wy hermede genädigst,
dat de parherren in eren predigen edder sermonen
jeder tyds des Sundages antögen und dat im ingange
edder hovt lehre effte gebrück des verklareten tex-
tes5 melden, worhen de sermon ut sinen artickeln
unde puncten höre, ut gesett edder evangelium, in
welck hovtstück in den catechismus alldermeist dar-
up seht, darmet se ere lehr vast gründen6, ock in
eren reden nicht von dem enen up dat ander vallen,
wente dat catechiseren so ordentlick, kortlick unde
luter geschieht, nevest de proving7 hehl krafftig to
erbuende.
3 Gesinde.
4 Von klein auf.
5 Gemeint ist hier: Bei der Einleitung in die Predigt (Ex-
ordium), bei der eigentlichen Textauslegung und bei der
Erklärung, wie der Text praktisch umgesetzt werden
kann. Vgl. Rendtorff, Schulordnungen, S. 206.
6 Vgl. Nr. 7, S. 92.
7 Das Aufsagen des Katechismus durch die Kinder bei der
Prüfung, ob sie den Inhalt kennen. Vgl. Rendtorff,
Schulordnungen, S. 206.
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Wy, Christian, van Gades gnaden tho Dennemar-
cken, Norwegen, der Wenden unde Gotten konig,
hertog tho Schleswig, Holsteen, Stormarn unde de
Dithmarschen, graven tho Oldenborch unde Dell-
menhorst, entbeeden unsern groth thovoren.
Wy erindern uns, dat unse commissarien, dewelcke
wy thom besten unser kerken unde caspel lüde yn
dessen unsen förstendohmen, bleken unde landen
tho visiteren utgeschickt, uns underdanigh bericht
unde apenbaret, dat under de gemene lüde hen unde
wedder sick in staden unde up den landen by unsen
underdanen noch eine schrecklig grote unwetenheit,
erdome unde averglove des lydigen pavesdoms be-
funnen, unde up unsen beveel allerley jamerlike und
vorderfflike unordninge an uns, neven unsen reden
unde landtschop, vorgedragen unde averantwerden
laten.
Alse averst nu in kercken, scholen unde armen hu-
sen Gades wort unde de catechismus uthgebredet
werden kann, unde des ende papistischen hupens
lappichte1 logen Statuten unde regeln, missen, aflath
unde ydele ceremonien, so withe hertho brucklick
gewesen, wy nicht von don hebben, unde wat in
unse vor wenigen tyden utgegevene kerken ordninge
under den vornemliken söss stücken thom ersten
unde andern von den catechismus recht uth tho dü-
den2, in glicken von gewisser art yn alle oerder de
a Textvorlage (Abdruck): Rendtorff, Schulordnungen,
S. 25-29 (nach den Angaben von Rendtorff soll die Vor-
lage aus dem RA Kopenhagen stammen und sich dort in
einer Sammlung „Removenda“ befunden haben. Leider
ließen sich die Ordnung und die Sammlung im RA Ko-
penhagen nicht mehr nachweisen).
1 Törichte, s. FWb 9,1, Sp. 282.
2 Der erste Teil der Kirchenordnung behandelte die Lehre
und Auswahl der Geistlichen, de dat Evangelion Recht le-
ren, de Sacramente recht uthdeelen unde den Catechismum
recht uth duden, der zweite die Schulen und Lehrer (vgl.
Nr. 7, S. 84).
jöget tho underwisen, wy nicht alles utförliken tho
samen fügen können, gelickwol, wat thor beteringe
edder gemeinen besten gedyt, billig tho befördern,
ock dat in verdesterten Pavesdohme dat arme, blin-
de gemeine volck verführt, dat se van Gade unde
sienen worde tho eren Christendohm nicht under-
wyst, dewelckes wy vor Gade in unsen gewetende
nicht verantworden köndt, daher wy datsülvige af-
tostellen der maten gnädigst beschlaten:
[1.] Der halven, damet van nu an de olden unde jö-
get volghafftig, alle junge kinder unde densten3 van
lütje up4 rechtfarig thor forcht des Herren ange-
wyst, Gade in Christlichen geloven recht tho erken-
nende und ein levende Gott salig tho denende unde
anthoropende vlitig unde stedes uppetrocken wer-
den, so wölen unde befehlen wy hermede genädigst,
dat de parherren in eren predigen edder sermonen
jeder tyds des Sundages antögen und dat im ingange
edder hovt lehre effte gebrück des verklareten tex-
tes5 melden, worhen de sermon ut sinen artickeln
unde puncten höre, ut gesett edder evangelium, in
welck hovtstück in den catechismus alldermeist dar-
up seht, darmet se ere lehr vast gründen6, ock in
eren reden nicht von dem enen up dat ander vallen,
wente dat catechiseren so ordentlick, kortlick unde
luter geschieht, nevest de proving7 hehl krafftig to
erbuende.
3 Gesinde.
4 Von klein auf.
5 Gemeint ist hier: Bei der Einleitung in die Predigt (Ex-
ordium), bei der eigentlichen Textauslegung und bei der
Erklärung, wie der Text praktisch umgesetzt werden
kann. Vgl. Rendtorff, Schulordnungen, S. 206.
6 Vgl. Nr. 7, S. 92.
7 Das Aufsagen des Katechismus durch die Kinder bei der
Prüfung, ob sie den Inhalt kennen. Vgl. Rendtorff,
Schulordnungen, S. 206.
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