Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0173
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
8. Schulordnung 1544

nicht dögen, de junfer unde dirncke schole tho hol-
den, so mag der parherr des ordes eine andere lehr-
licke wedfruw utsöken, wehlen unde bestellen, dat
se by dat lehrend blive. Unde dewyle se anders nicht
wat vorwarben kann, so skal se fry sitten ahne utt-
gifft18. Unde wo der dirnckens veel worden, mag se
eine schikliche junfer effte dirne by setten, de ere
helpen kan. Unde schal de scholfru vor de armen
kinder ut de armen casten19 ere betalung unde, bet
sick ein legatum find, alle 2 mahnd 1 rdr.20 thor hus
huer van dat armen geld baven yn hebben, wenn se
gut schrivet unde rechnet unde sonsten flytig unde
ardig byen kinderken yss.
Ock schal se de altyds ins catechismus verhör thor
kerken, wenn se gesund syn, hinbringen, woran de
eldern se met nichten behindern schölen. Unde so
wol jemands dat dede, so schal de kerckhere by der
avrichkeit ere helpen, alse em ock thokomt aver alle
scholen sülvest alle vierdel jahre upsicht tho dohn
unde, wat nödig unde got is, tho ordeneren.
6. In groten steden, wo mehr caspel kercken, mögen
der twe scholfruwens wesen. Unde alle nebenscholen
mohten afgeschaffet werden21, darmet solcke lüde
by eren suer tho verdenenden betgen22 brodt, de eine
alse de ander, ordentlicke wise leven kond.
[7.]23 Wy wollen ock unsen General Superintenden-
ten und Pravesten over der kerken hiedorch gnä-
digst anbefahlen hebben, uns underdanig up ere
plichten, eyd und gewetend an tho deenen, wat vor
düchtige lüde und catechetere van capellanen sick
under se befindt, so wol in steeden alse up den lan-
den, wente wy kort uth nicht lyden möget, dat an-
dere, junge candedaten sülcken wohl verdehnenden
männern in kerke unde scholen vorthotheen.
8. Unde da wy denn met veelen gnädigen wolgefal-
lend unde vergnögend erfaren, dat so wol de cap-

18 Freie Wohnung haben.
19 Vgl. Nr. 7, S. 115 f.
20 Reichstaler.
21 Vgl. Nr. 7, S. 107: De winckel Scholen scholen affgedan
werden.

pellane in steden als up den lande, inglicken etlike
schol-collegen in groten unde middelmatigen steden,
na unser Visitatoren anordninge ock wisse, erwasse-
ne junge lüde in erem huse tho samen uth sunder-
bare leeve thom Christendohm in gewissen newen-
stunden uth egen besundern bedrief nüttlick unde
tho degen anwysen, by ryken unde by armen lyke
dorch jahr uth jahr in ere amt met catecheserend
umme Gades unde der armen seelcken halben wö-
ckentlick 2 mahl dohn, davor se wenig effte nichtes
tho genehten hebben24, vornehmlicken averst die
jungen lüde, so tho Gades dische gähn, darby her-
lick angewiest werden, also scholen de letzte alle 1 ß
utdohn, vor yeglick armen averst uth den armen ca-
sten so veel ock geben werden, wenn se uthgelehrt
unde eren catechismus thom letzten mahle bedend.
9. So schal ock ere vlith by uns nicht vergeten, be-
sondern gnädig vergeldt unde up des General Su-
perintendents edder Pravesten eidmätigen tügnisse,
ut deren register alltydes der oldeste, so am längsten
catechisiret, vorgetrocken unde, so andern em nicht
uthwelen, thor andern tyd van uns sülvest eine an-
sehnlickere bestallinge fry uthgeven werden. Unde
so wölen wy met unsere nafolgern ym rike unde re-
girung ymmerdar dit geholden hebben, up dat ydt
uns samt unsen underdanen an gohden, dögen
kerckheren, capellanen unde schol-collegen nym-
merdags25 fehle, noch de truwen lyde umsünsten ar-
beiden, dat gedyliche catechiseren averst nicht in
kercken unde scholen nablive noch gar int steken
gerade.
Darby wy denn nicht twifeln, dat dorch Gades see-
gen, dewelcken wy van harten wünschen unde ha-
pen, wy met unsen leven nakamen an thokomst
Christlicke, frame unde getrue undersaten bekamen,
ock dat wy, de wylen de gadsaligheid tho allen din-
gen nütte ys, welcke ere thosage des levendes hefft,
althosamen leven unde seegen arven werden.
22 (Kleiner) Bissen.
23 Die Zahl 7 scheint in der Handschrift ausgefallen zu sein.
24 Vorteil bzw. Gewinn haben.
25 Niemals, s. Grimm, DWb 13, Sp. 851.

153
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften