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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0202
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Die gemeinschaftlich erlassenen Ordnungen

woll der hohen landesfurstlichen obrigkeit als Got-
tes schwere Ungnade, zorn und straffe verhüttet
werde.
1. Und alß demnach bey den clöstern es also her-
kommen6, das zu Itzehoe* * 5 ein abbatissin und negst
ihr priorin, | in denn anderen aber nur eine priorin
die obriste und der andern haubt ist, welche jeder-
zeit von der vorsamblungh dazu ist erwehlet wor-
den, cso sollen6 hinfuhro, so offt eine abtissin und
priorin abgehet, die vorsamblung nicht nach gunst
oder aus neidt gegen den andern oder umb geniesses
willen, sondern ohne alle affection einhelligh eine
person ihres mittels6, die des closters gelegenheit
weiß und zu dem ambte dauglich ist und demselbi-
gen wie auch dem closter ersprießlich vord sein kön-
ne, vermuge eines in ihres probstes gegenwarth ge-
leisteten eydts nach altem gebrauch erwehlen,
welche sich dem closter, demselben getreuwlich vor-
zusein, eydtlich vorpflichten soll.
2. Und weiln den jungkfrouwen in den clöstern fur-
nemblich obliget, Gott mit andächtigem gebete für
die obrigkeit und gantze landtschafft anzuruffen,
und zu demselbigen ende ihnen gewisse horae und
regulae vorgeschrieben sein, so wirdt es dabey auch
nicht ohnbilligh gelassen. Und sein zuforderst die
abtissinne und priorinnen schuldig, denselbigen
fleissigh abzuwartten und in ihrem leben sich | gott-
furchtigh, züchtigh und erbarlich sowoll in kleidun-
gen als anderen geberden zuvorhalten, damit sie den
andern jungkfrouwen, die billigh ein äuge auff sie
haben, mit ihren exempeln zu ärgerlichem leben
kein anlaß geben, sondern vielmehr darzu anreitzen
und ursach geben, das sie von ihnen mugen geehret,
geliebet und gefürchtet werden.

B: daß.
d Fehlt in B.
e B: Es.

5 Zum Kloster bzw. Stift Itzehoe vgl. Germania Benedic-
tina 12, S. 268-281; Mehlhorn, Klöster und Stifte,
S. 130-132. Bei der Einführung der Reformation in der
Stadt und im Kloster Itzehoe hatten sich 41 Nonnen für
den neuen Glauben ausgesprochen; 13 wollten dagegen
am alten Glauben festhalten. 1541 wurde das Kloster in

3. Gleichergestaldt sollen auch, so offt ein abtissinne
zu Itzehoe oder priorin in den andern clöstern ge-
wehlet wirdt, alle andere jungkfrouwen und hernach
ein jede, wann sie zu ihrer hebung7 kombt, dem al-
ten gebrauch nach eydtlich angeloben, der abtissen-
nen und priorinnen gehorsamb zu sein und sich der-
selben nicht zuwiedersetzen.
4. Und6 sollen die jungkfrouwen dero ihnen zum ge-
bet und hörungh der predigten und andern got-
tesdiensten angeordneten stunden fleissigh abwar-
ten und bey dem gebet, predigten und verrichtungh
des Gottes dienstes ihre andacht erscheinen lassen,
sich alles geschwetzes und aller anderen ungebühr-
nussen, dadurch jemandt an seiner andacht möchte
verhindert und geärgert werden, wie auch der newen
| arth welttlicher kleidung und dabey fast ohnzimb-
lichen prachtt und uppigkeitt, auch aller kleinodien,
gülden ketten, perlen, sammitten kleider gantz endt-
halten, eussern und mit schwartzen, nicht bunten
kleidungen, dergestaldt wie ihnen das Standes hal-
ber geziemet, sich anthun.
5. Wann auch die jungkfrouwliche adeliche zucht
und sonderlich den geistlichen Standes jungkfrou-
wen nicht zulässet, das sie ihres gefallens aus dem
closter sein, spaciren fahren, so lang es ihnen belie-
bet aussen pleiben und sich wiederumb darin bege-
ben mugen, ob mann woll nicht gemein8, sie gentz-
lich in die closter zuversperren, so soll es doch mit
dem außziehen der jungkfrouwen hinfuhro also ge-
halten werden, das keine, bey Verlust ihrer prö-
ven9, auß dem closter oder ausserhalb landes spa-
ciren zufahren ohne ihrer eitern oder negsten
anvorwandten freunde vorwissen und bewilligungh
erleubet sein soll, und zu dero behuff von der ebtis-

ein Damenstift umgewandelt, behielt aber eine große
Anzahl von klösterlichen Einrichtungen und Gewohn-
heiten bei. Erst nach längeren Auseinandersetzungen
mit König Christian III. war der Konvent zur Annahme
der Kirchenordnung von 1542 (Nr. 7) bereit.
6 Aus ihrer Mitte.
7 Hier: Abgabe der Stimme, Wahl (die durch das Heben
der Hand erfolgte).
8 Im Sinn hat, s. FWb 6, Sp. 845.
9 Klosterpfründe.

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