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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0263
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Had 14. Zuchtordnung für das Amt Rendsburg 1573

Had 14. Zuchtordnung für das Amt Rendsburg und
die Angehörigen des Klosters Bordesholma
18. Februar 1573
Mandat umb abschaffung etzlicher unordenungen in dem
Rendesburgischen ambt1 und closter Borßholm2
Actum Hanspurg den 18. Februarii anno etc. 73

Wir, Johanns etc., embieten unserm ambtman, auch
burgermeistern und rath zu Rendespurg, gleichsfals
auch unsers closters Bordesholm Verwesern, derselb-
ten vogdten und allen und iglichen berurts unsers
ambts und klosters underthanen unser gnadt und
hirmit zuwissen, wie das wir in erfarunge gelangen,
welcher gestalt sich so woll in unser stadt Rendes-
purg als in den carspeln desselbigen unsers ambts
und closters noch allerhandt unordenungen sollen
erhalten, in deme, das uff den heiligen Sontagen und
andern feiertagen, dar man zur kirchen gehen, Gott,
dem allmechtigen, vor seine erzeigte gnade dancken
und sein gottlichs wortt hören und lernen solle, etz-
liche leute sich in die kruge und bierheuser begeben
und daselbst ire gelage anfangen und halten, etzli-
che aber uf den kirchofen spatziren gehen und ihr
unnutze hendel und gewesch3 mit einander treiben,
das auch sunsten an etlichen orten auf den heiligen
hohen festen und sonderlich dem Pfingstdage die
gilden4 angefangen, das es auch mit dem beleuten
der verstorbenen unter der predigte unordentlich
gehalten, dardurch also die heiligen tage verunhei-
liget und in grosser leichtfertigkeit zugebracht wer-
den, wie auch die blutgilden5 noch im gebrauche,
und grosser ubermessiger wucher getriben, das auch

a Textvorlage (Handschrift): RA Kopenhagen, Sonderjys-
ke Fyrstearkiver, Hans den TEldre, A. Kopiboger, 1.
Äbne breve og domme, 1560-1576, Bl. 290r-v. Abdruck:
Andersen, De Hansborgske Registranter 1, Nr. 66,
S. 223-227).

1 Zum Amt Rendsburg vgl. Schleswig-Holstein Lexikon,
S. 502; Georg Reimer, Vom Amt Rendsburg 1540-
1800, in: ZGSHG 78 (1954), S. 139-205.
2 Zum Kloster Bordesholm vgl. Had Nr. 9a und b und die
dazugehörige Einleitung.

an etzlichen enden noch so gar gott- unnd rohelose
leute befunden, die des hochwirdigen sa-1290v | cra-
ments des wahren leichnams und bluts unsers hern
Jhesu Christi nicht gebrauchen, und sunst aller-
handt mehr leichtfertiges, unchristlichs wesen bey
den underthanen gespurt werden solle.
Wan wir nun solches alles zu sonderm misfallen ver-
nommen und solchem leichtfertigem, unchristlichen
wesen keines weges lenger zuzusehende, demnach so
ordnen und wollen wir, das hinfurter uff den Son-
tagen und feiertagen vor den predigten gantz und
gar keine krogereye oder gelage6, es sey mit bran-
tewein, wein, bier oder anderm gedrencke, nicht sol-
len gehalten werden, und do darüber einiger in kra-
gen, wein- oder bier schencken betroffen7, so soll der
kruger oder bierschencke mit 10 mark und der es
gefurdert und geholet mit funff mark brachen8 ver-
fallen sein. So solle auch in unser stadt Rendespurg
burgemeistere und rath etzliche ire diner, die daruff
achtung zuhaben, umbgehen und mit fleis darnach
sehen lassen. Bey den carspeln aber solle unser
vogdt, auch die kirchschworn, daruff achtunge ge-
ben und, was sie befinden, bey ihren eyden von sich
sagen und an unsere ambten9 brengen. Ydoch sollen

3 Geschwätz, s. FWb 6, Sp. 1873 f.
4 Die Gildefeste, s. vorne Had Nr. 5, Anm. 13.
5 Andersen, De Hansborgske Registranter 1, S. 305
vermutet, daß es sich bei den blutgilden um auf ver-
wandtschaftlicher Grundlage basierende Zusammen-
schlüsse handelt. Diese soll es hauptsächlich in Holstein
gegeben haben.
6 Ausschank und Zechen, s. FWb 6, Sp. 688.
7 Angetroffen.
8 Geldstrafe, DRW 2, Sp. 525.
9 Amtleute.

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