Die Ordnungen des königlichen Anteils
Jahr 1556 waren es eine Sonnenfinsternis und das Auftreten eines Kometen, die Christian III. veranlaßten,
vom 29. Juni bis 1. Juli einen Bettag auszurufen45. Am 21. Dezember 1557 ordnete der König dann einen
Bettag für den Februar des darauffolgenden Jahres an wegen des Streits innerhalb des protestantischen
Lagers, der beim Wormser Religionsgespräch zwischen Gnesiolutheranern und Melanchthons Anhängern
eskaliert war (Kön Nr. 3b)46.
Eine wichtige Rolle bei der Einführung der außerordentlichen Bettage in Dänemark und den Herzog-
tümern spielte der Bischof bzw. Superintendent von Seeland (Sjselland) und Professor der Theologie an der
Universität Kopenhagen Peder Palladius. Von ihm dürfte der Anstoß für die Feier der sich über drei Tage
erstreckenden Bettage ausgegangen sein47. Im Auftrag des Königs verfaßte Palladius einen Entwurf für
deren Gestaltung48. Im März 1552 wählte er als Predigttext den Gesang des Mose aus 5Mos 32. Er teilte
den Text auf die drei Tage auf und versah ihn mit entsprechenden Erläuterungen für die Auslegung auf der
Kanzel49.
Peder Palladius gewann auch König Friedrich II. für die Fortsetzung der Bettage. Ein erster Bettag
fand bereits kurz nach Friedrichs Amtsantritt anläßlich des Begräbnisses seines Vaters Christian III. im
März 1559 statt. Nur zwei Monate später folgte ein weiterer Bettag wegen des Krieges gegen die Republik
Dithmarschen00. In den Anfangsjahren des Nordischen Siebenjährigen Krieges (1563-1570, auch als Drei-
kronenkrieg bekannt) nahm die Zahl der außerordentlichen Bettage dann stark zu, da der König bei jeder
neuen Wendung des Krieges die Abhaltung eines Bettages anordnete51.
Nach Palladius’ Tod am 3. Januar 1560 ging die Aufgabe, einen zum Anlaß des Bettages passenden
Predigttext aus dem Alten oder Neuen Testament auszuwählen und eine Auslegung zu verfassen, an seinen
Nachfolger auf dem seeländischen Bischofsstuhl über, der die informelle Führungsposition im dänischen
Episkopat innehatte52. Da die Bettage nicht selten aufgrund kriegerischer Ereignisse angesetzt wurden, fiel
die Wahl oft auf entsprechend martialische Texte aus dem Alten Testament53. Nach dem aus Kön Nr. 10
herzuleitenden Ablauf wurde die vom Seeländer Bischof verfaßte Disposition (sie wurde anscheinend auch
gedruckt) über den königlichen Statthalter in den Herzogtümern an die Pröpste weitergeleitet, die dann für
die entsprechende Verteilung an die Pfarrer ihres Gebietes zu sorgen hatten. Mit dieser Vorgehensweise
sollte ein einheitlicher Ablauf der Bettage in allen Pfarreien des Landes gewährleistet werden54.
Im Durchschnitt wurde bis 1686 alle zwei Jahre ein außerordentlicher Bettag abgehalten. Dann führte
König Christian V. mit seinem Erlaß vom 8. April im Königreich und in den Herzogtümern einen Großen
Bettag (allgemeinen Fast-, Buß-, Dank- und Bet-Tag) ein. Dieser wurde fortan jeweils am vierten Freitag
nach dem Osterfest begangen. Der Tag war arbeitsfrei, und Läden und Wirtschaften blieben geschlossen05.
Neben die außerordentlichen Bettage trat in den zwanziger Jahren des 17. Jh. ein ordentlicher Bettag.
In einem gemeinsamen Erlaß vom 29. März 1623 legten König Christian IV. und Herzog Friedrich III. von
45 Vgl. Damgaard, Ekstraordinasre bededage, S. 104.
46 Zum Wormser Religionsgespräch von 1557 vgl. TRE 28,
S. 661f.
47 Vgl. Martin Schwarz Lausten, Samarbejdet mellem
Christian d. 3. og biskop Peder Palladius om de ekstra-
ordinsere bededage, in: Reformationens konsolidering i de
nordiska länderna 1540-1610, hrsg. von Ingmar Bro-
hed, Oslo 1990, S. 45-56.
48 Vgl. das Schreiben von Palladius an den König vom 6.
März 1552: Scias id a Regia maiestate mihi iniunctum esse,
quantum ad praedicationem in tribus litaniarum diebus at-
tinet, ut consultis meis, dominis et Collegis in Universitatem
conveniens agendae poenitentiae textum eligerem paucisque
summatim explicarem, ut unijormitati quoque in ea re stu-
deamus (Abdruck in Schumacher, Gelehrter Männer
Briefe 3, S 136).
49 Ebd., S. 137: Canticum [Moysis] hoc in tres partes princi-
pales dividatur. Tag 1: 5Mos 32,1-14, Tag 2: 5Mos 32,15-
18, Tag 3: 5Mos 32,19ff.
50 Vgl. Damgaard, Ekstraordinaere bededage, S. 105.
51 Ebd., S. 105 und 133f.
52 Ebd., S. 106f.
53 Siehe die Auswahl von Ps 20 (Gebet des Volkes für seinen
König in Kriegsnot) für das Jahr 1564.
54 Schumacher, Gelehrter Männer Briefe 3, S. 152: iuxta
Regiam voluntatem uniformitas ubique.
55 Abdruck in Cronhelm, Corpus constitutionum Regio-
Holsaticorum 1, S. 314f. In Dänemark ist der „Store be-
dedag“ heute noch ein offizieller kirchlicher Feiertag.
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Jahr 1556 waren es eine Sonnenfinsternis und das Auftreten eines Kometen, die Christian III. veranlaßten,
vom 29. Juni bis 1. Juli einen Bettag auszurufen45. Am 21. Dezember 1557 ordnete der König dann einen
Bettag für den Februar des darauffolgenden Jahres an wegen des Streits innerhalb des protestantischen
Lagers, der beim Wormser Religionsgespräch zwischen Gnesiolutheranern und Melanchthons Anhängern
eskaliert war (Kön Nr. 3b)46.
Eine wichtige Rolle bei der Einführung der außerordentlichen Bettage in Dänemark und den Herzog-
tümern spielte der Bischof bzw. Superintendent von Seeland (Sjselland) und Professor der Theologie an der
Universität Kopenhagen Peder Palladius. Von ihm dürfte der Anstoß für die Feier der sich über drei Tage
erstreckenden Bettage ausgegangen sein47. Im Auftrag des Königs verfaßte Palladius einen Entwurf für
deren Gestaltung48. Im März 1552 wählte er als Predigttext den Gesang des Mose aus 5Mos 32. Er teilte
den Text auf die drei Tage auf und versah ihn mit entsprechenden Erläuterungen für die Auslegung auf der
Kanzel49.
Peder Palladius gewann auch König Friedrich II. für die Fortsetzung der Bettage. Ein erster Bettag
fand bereits kurz nach Friedrichs Amtsantritt anläßlich des Begräbnisses seines Vaters Christian III. im
März 1559 statt. Nur zwei Monate später folgte ein weiterer Bettag wegen des Krieges gegen die Republik
Dithmarschen00. In den Anfangsjahren des Nordischen Siebenjährigen Krieges (1563-1570, auch als Drei-
kronenkrieg bekannt) nahm die Zahl der außerordentlichen Bettage dann stark zu, da der König bei jeder
neuen Wendung des Krieges die Abhaltung eines Bettages anordnete51.
Nach Palladius’ Tod am 3. Januar 1560 ging die Aufgabe, einen zum Anlaß des Bettages passenden
Predigttext aus dem Alten oder Neuen Testament auszuwählen und eine Auslegung zu verfassen, an seinen
Nachfolger auf dem seeländischen Bischofsstuhl über, der die informelle Führungsposition im dänischen
Episkopat innehatte52. Da die Bettage nicht selten aufgrund kriegerischer Ereignisse angesetzt wurden, fiel
die Wahl oft auf entsprechend martialische Texte aus dem Alten Testament53. Nach dem aus Kön Nr. 10
herzuleitenden Ablauf wurde die vom Seeländer Bischof verfaßte Disposition (sie wurde anscheinend auch
gedruckt) über den königlichen Statthalter in den Herzogtümern an die Pröpste weitergeleitet, die dann für
die entsprechende Verteilung an die Pfarrer ihres Gebietes zu sorgen hatten. Mit dieser Vorgehensweise
sollte ein einheitlicher Ablauf der Bettage in allen Pfarreien des Landes gewährleistet werden54.
Im Durchschnitt wurde bis 1686 alle zwei Jahre ein außerordentlicher Bettag abgehalten. Dann führte
König Christian V. mit seinem Erlaß vom 8. April im Königreich und in den Herzogtümern einen Großen
Bettag (allgemeinen Fast-, Buß-, Dank- und Bet-Tag) ein. Dieser wurde fortan jeweils am vierten Freitag
nach dem Osterfest begangen. Der Tag war arbeitsfrei, und Läden und Wirtschaften blieben geschlossen05.
Neben die außerordentlichen Bettage trat in den zwanziger Jahren des 17. Jh. ein ordentlicher Bettag.
In einem gemeinsamen Erlaß vom 29. März 1623 legten König Christian IV. und Herzog Friedrich III. von
45 Vgl. Damgaard, Ekstraordinasre bededage, S. 104.
46 Zum Wormser Religionsgespräch von 1557 vgl. TRE 28,
S. 661f.
47 Vgl. Martin Schwarz Lausten, Samarbejdet mellem
Christian d. 3. og biskop Peder Palladius om de ekstra-
ordinsere bededage, in: Reformationens konsolidering i de
nordiska länderna 1540-1610, hrsg. von Ingmar Bro-
hed, Oslo 1990, S. 45-56.
48 Vgl. das Schreiben von Palladius an den König vom 6.
März 1552: Scias id a Regia maiestate mihi iniunctum esse,
quantum ad praedicationem in tribus litaniarum diebus at-
tinet, ut consultis meis, dominis et Collegis in Universitatem
conveniens agendae poenitentiae textum eligerem paucisque
summatim explicarem, ut unijormitati quoque in ea re stu-
deamus (Abdruck in Schumacher, Gelehrter Männer
Briefe 3, S 136).
49 Ebd., S. 137: Canticum [Moysis] hoc in tres partes princi-
pales dividatur. Tag 1: 5Mos 32,1-14, Tag 2: 5Mos 32,15-
18, Tag 3: 5Mos 32,19ff.
50 Vgl. Damgaard, Ekstraordinaere bededage, S. 105.
51 Ebd., S. 105 und 133f.
52 Ebd., S. 106f.
53 Siehe die Auswahl von Ps 20 (Gebet des Volkes für seinen
König in Kriegsnot) für das Jahr 1564.
54 Schumacher, Gelehrter Männer Briefe 3, S. 152: iuxta
Regiam voluntatem uniformitas ubique.
55 Abdruck in Cronhelm, Corpus constitutionum Regio-
Holsaticorum 1, S. 314f. In Dänemark ist der „Store be-
dedag“ heute noch ein offizieller kirchlicher Feiertag.
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