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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0306
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Die Ordnungen des königlichen Anteils

9. Altercatio
Den Dingstag, Morgens zu 7 Uhr, wirdt zur Predige
geleutet. Alsdan gehett der Herr Probst mit seinem
Assessore nach der Kirchen; die Anderen folgen bei
Pahren nach. Da setzet sich der Herr Probst nebst
dem Königlichen] Herren Statthalter und Herren
Amptman oder dero ein, so da sein kan.
Bald wird gesungen: Veni, Sancte Spiritus, wie den
vorigen Tag, mit seinen collectis. Darauff folget das
Teutsche Credo: Wir gläuben etc. Wen das geendi-
gett, so sticht der Novitius auff den Predigstuel,
thut einen Sermon, wie gebräuchlich. Wen der Ser-
mon aus ist, fahett er einen Psalm an; den singen die
andern zum Ende.
Darnach wirdt alles Volk aus den Kirchen verwie-
sett, die Thüren zugemachett und fahett der Herr
Probst an, den Königlichen] Herrn Statthalter undt
Amptman oder beyde zu grüßende und danket Ih-
nen, daß I[hre] G[nädigen] E[rn] sich bequemett,
dem löblichen Calande beyzuwohnende. Wirdt da-
bey angezeigett, wie man den vorigen Tag mit den
Herren Pastoren Sprach gehalten. Undt dieweiln
noch gute Einigkeitt in Lehr und Lebent befunden,
bitten wir solches nach Gelegenheit I[hro] Kö-
niglichen] Majestät] in aller Untertänigkeit anzu-
melden. Bitten auch daneben, das I. G. E. unse
großgünstige Patronen undt Herren wollen sein
undt 11281 bleiben.

15 Etwas bewirkt haben, s. Grimm, DWb 1, Sp. 1019.
16 Vgl. dazu Kön Nr. 1, mit Anm. 3; Kön Nr. 6, S. 279;
Kön Nr. 12, Anm. 2.

Wen auch sonderliche gravamina, dem Calande oder
sonst einem Pastoren bedrepende, werden dieselben
angezeigett, I. G. E. Rath begerett undt also damitt
beschlossen undt gebeten, Es wolle nun I. G. E.
günstiglich geruhen undt im Nahmen Gottes die
Ehesachen zu entscheiden helfen anfahen und voll-
enden.
Werden also die Thüren wieder eröffnet undt die
streitigen parten, nachdem die citationes ergangen
undt ausgewirkett15, ordentlich eingeruffen. Kläger
proponirt, Beklagter antwortett. Wen sie nun or-
dentlich gehörett, wirdt in ihrem Abweichen die Sa-
che fleißig ponderiret undt bewogen, per sententiam
mit gleichstimmenden votis durch den Ambtschrei-
ber von der Steinburg16 verfasset undt zu Papier ge-
bracht, enscheidett undt Ihnen öffentlich vorgele-
sen.
Wen nun alle Sachen zum Ende sein, dankett man
dem frommen Gott mit dem Gesänge: Da pacem,
Domine, etc., wie den vorigen Tag, mit den collecten
etc.
So gehett man nach dem Calandeshause. Undt man
bittet die Herren KÖnigl. Räthe: Es wollen I. G. E.
sich verdemütigen17, mitt einkehren undt vorlieb
nehmen.

17 Sich herablassen (s. im Glossar vordemödigen).

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