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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Dörner, Gerald [Oth.]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0326
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Die Ordnungen des Gottorfer Anteils

Got 5. Katechismus des Paul von Eitzen, 1571 (Text S. 341) / Got 14. Katechismus von Jakob Fabricius
d.Ä., 1. Dezember 1602 (Text S. 388)
Luthers Kleinem Katechismus kommt eine überragende Bedeutung in Dänemark und den Herzogtümern
zu. Bereits vor der Einführung der Reformation in Dänemark veröffentlichte Jorgen Jensen Sadolin im Jahr
1532 mit Zustimmung des altgläubigen Bischofs Knud Henriksen Gyldenstierne eine Übersetzung von
Luthers Kleinem Katechismus. Sadolin hatte in Wittenberg studiert und war zunächst Prediger in Viborg
gewesen, bevor er 1532 nach Odense kam. 1537 wurde er der erste evangelische Bischof bzw. Superintendent
von Odense116. Neben der Übersetzung des Kleinen Katechismus enthielt das Buch eine an den Klerus von
Fünen gerichtete Ermahnung, den Katechismus möglichst häufig zu behandeln, und Anweisungen für des-
sen Verwendung im Gottesdienst. Das Buch „Een Catechismus eher then sande heilige Kirckes gamle
Lerdom“ erschien mit einer Vorrede Bischof Gyldenstiernes117. Die Vorrede Luthers zum Kleinen Kate-
chismus fehlte dagegen. Auch der Name des Wittenberger Reformators fand in dem Buch nirgends Erwäh-
nung118.
Nach dem ersten Erscheinen von Luthers Kleinem Katechismen im Mai 1529 bei Nikolaus Schirlentz in
Wittenberg kam es noch im gleichen Jahr zur Übersetzung ins Niederdeutsche. Sie war von Johannes
Bugenhagen in Hamburg veranlaßt worden119. Die „Christlyke Kercken Ordeninge“ für die beiden Herzog-
tümer sah eine regelmäßige Behandlung dieses Katechismus im Gottesdienst vor. In den Städten sollte das
im Frühgottesdienst geschehen, auf den Dörfern im Hauptgottesdienst am Sonntag neben dem Evangelium
(es war jeweils eine halbe Stunde für die Predigt des Evangeliums und für die des Katechismus vorgese-
hen)120. Zur Vorbereitung für diese Aufgabe schrieb die Kirchenordnung die Anschaffung eines Buches zur
Auslegung des Kleinen Katechismus durch die Landpastoren vor121. Von den Schülern der Lateinschulen
sollten die einzelnen Stücke des Katechismus in lateinischer Sprache während der Mette am Sonntagmorgen
vorgelesen werden. Der Lehrer leitete dabei die einzelnen Stücke jeweils ein: Hec sunt Precepta Domini Dei
nostri; Hi sunt Articuli Fidei nostre etc.122
Die erste katechetische Schrift, die in Schleswig-Holstein entstand, war Frans Alards „De Catechismus
op vrage en andtwoorde“. Frans Alard (Franciscus Alardus) hatte als Dominikanermönch in Antwerpen die
Schriften Luthers kennengelernt und war aus dem Kloster nach Hamburg geflohen. Als Prediger trat er
zunächst in die Dienste des Grafen von Oldenburg; ab 1557 war er dann einige Zeit in Ostfriesland (Norden)
und in Holstein (Kaltenkirchen und Kellinghusen) tätig. 1566 kehrte er nach Antwerpen zurück, um dort
zusammen mit Flacius Illyricus und Cyriakus Spangenberg die lutherische Gemeinde aufzubauen. Ein Jahr
später mußte er jedoch bereits wieder fliehen123. An seiner neuen Wirkungsstätte, dem Pfarramt in Wü-
ster124, entstand dann 1568 sein Katechismus. Bestimmt war der als Gespräch zwischen Vater und Sohn
konzipierte Katechismus für die verfolgte Gemeinde in Antwerpen und die von dort geflohenen Lutheraner.

116 Zu Sadolin vgl. Dansk Biografisk Leksikon 12, S. 565f.;
Holger Frederik Rordam, Mester Jorgen Jensen Sa-
dolin, Fyns Stifts Reformator og forste evangeliske Bi-
skop, Odense 1867; Lausten, Christian d. 3, S. 114-117.
117 En Catechismus eher then sande heilige Kirckes gamle
Lerdom med nogre christelige Raadt om hennes tilborlige
oprettelse oc tractering, forschicked af Knud Gylden-
stiern [...], til sijne Prestemode i Odense, anden Dag Tri-
nitatis 1532. Fordansked aff Jorgen Jensen [Sadolin], Ko-
penhagen 1532. Der Druck von 1532 selbst scheint nicht
mehr erhalten zu sein; er ist aber in einer Abschrift der
KB Kopenhagen überliefert.
118 Vgl. Reu, Quellen zur Geschichte des kirchlichen Unter-
richts 1,3,1,2, S. 514f.
119 Vgl. die Einleitung zur Ausgabe des Kleinen Katechismus

in BSELK, S. 844f. sowie die Bibliographie zum Kleinen
Katechismus in Luther, WA 30,1, S. 666ff.
120 Nr. 7, S. 92.
121 Siehe den Abschnitt „Van den Boken der Kerckhern up
den dorpern“ Nr. 7, S. 117; dazu auch Feddersen, Lu-
therische Konkordie, S. 4.
122 Nr. 7, S. 88 („Van den Ceremonien, wo die kinder in den
Kercken singen unde lesen scholen“). Zu den lateinischen
Ausgaben des Kleinen Katechismus s. Luther, WA 30,1,
S. 671f.
123 Zu Frans Alard (Franciscus Alardus) vgl. ADB 1, S. 171-
173; Biografisch Archief van de Benelux 1,9, S. 325-351;
Controversia et Confessio digital.
124 Vgl. Arends, Gejstligheden 1, S. 4.

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