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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0339
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Einleitung

Got 16a. Mitteilung über den Erlaß eines neuen Predigereides, 4. Januar 1607 (Text S. 415) / Got 16b.
Neuer Predigereid [4. Januar 1607] (Text S. 416)
Siehe hierzu die Erläuterungen unter Got Nr. 6.
Got 17. Revision der Bestallung von Jakob Fabricius zum Generalpropst, [4. April 1608] (Text S. 417)
Jakob Fabricius verstand sich als Nachlassverwalter des Erbes seines Vorgängers Paul von Eitzen und
suchte die konfessionelle Prägung, die der Superintendent der Gottorfer Kirche, vor allem auch durch
seinen Predigereid von 1574 (Got Nr. 6), gegeben hatte, zu bewahren. Dieses Bestreben mußte zum Kon-
flikt mit Herzog Johann Adolf führen, als sich an der Wende vom 16. zum 17. Jh. der Calvinismus am
Gottorfer Hof auszubreiten begann.
Johann Adolf war am Hof des Landgrafen Wilhelms IV. von Hessen erzogen worden, der Sympathien
für das reformierte Bekenntnis hegte und calvinistischen bzw. kryptocalvinistischen Theologen (s. etwa
Christoph Pezel) Zuflucht in Kassel gewährte237. Herzog Johann Adolf selbst holte zahlreiche Räte und
Beamte aus Hessen nach Gottorf. Neben dieser Gruppe gehörte vor allem der aus Dithmarschen stam-
mende Vizekanzler und spätere Kanzler Nikolaus Junge, der an der Universität Heidelberg studiert hatte,
zu den treibenden Kräften des Calvinismus238.
Lange Zeit leistete Jakob Fabricius mit Unterstützung der Gemahlin des Herzogs und mit der Geistlich-
keit des Landes im Rücken der Calvinisierung erfolgreich Widerstand239. So gelang es ihm 1597 anläßlich
der Einsetzung des neuen Superintendenten für das niedersächsische Amt Peine, Jakob Rulichius, die Un-
terschrift des Herzogs unter den Predigereid von 1574 zu erlangen. Rulichius, der durch Fabricius exami-
niert und ordiniert worden war, erhielt ein von Herzog Johann Adolf eigenhändig unterschriebenes und
besiegeltes Exemplar des Eides mit der Weisung, diesen zu prestiren und allen gegenwärtigen und zukünf-
tigen Predigern vorzulegen240. Als Johann Adolf im Jahr 1600 den Kasseler Pfarrer Johannes Strack241 als
Hofprediger nach Gottorf holen wollte, setzte es Fabricius beim Herzog durch, daß auch Strack sich auf den
Predigereid verpflichten mußte. Fabricius hatte Rufe nach Hamburg an St. Katharinen und nach Itzehoe
als Nachfolger des königlichen Propstes Johannes Vorstius242 erhalten und drohte nun damit, Gottorf zu
verlassen. Strack lehnte die Unterschrift unter den Predigereid aber ab und blieb auf seiner Stelle in Kas-
sel243.
Nach Fabricius’ Darstellung markierte das Jahr 1605 einen Einschnitt: Anno 1605 fingen die Sachen an
je lenger je schwieriger zu werden, notierte er in seinen Erinnerungen244. Im Februar dieses Jahres weilten
Graf Johann VI. von Nassau-Dillenburg245 und der „Propagator des Calvinismus in Nord- und Nordwest-
deutschland“ Johann von Münster246 am Gottorfer Hof. Sie drängten den Herzog zu einer raschen Besei-
tigung der noch vorhandenen „papistischen Relikte“ (dazu zählten u.a. die Bilder und Altäre sowie das
Meßgewand) und dürften Johann Adolf auch darin bestärkt haben, den Einfluß des lutherischen General-
propstes und Oberhofpredigers Fabricius zu beseitigen247.
Den entscheidenden Schritt dazu tat der Herzog Anfang 1607: Am gleichen Tag, an dem er den neuen
Predigereid veröffentlichte (4. Januar), änderte er auch die Bestallung des Generalpropsts. Übergeben

237 Vgl. Sehling, EKO IX, S. 34.
238 Vgl. Feddersen, Kryptocalvinismus, S. 349.
239 Vgl. ebd., S. 349; Alwast, Kirchenregiment, S. 30.
240 Vgl. Sehling, EKO VII,2,2,1, S. 764f.; Feddersen,
Kryptocalvinismus, S. 351f.
241 Zu Strack s. das Biogramm in Sehling, EKO IX, S. 84,
Anm. 97.
242 Zu Johann Vorstius vgl. oben S. 249.
243 Vgl. Feddersen, Kryptocalvinismus, S. 352-354; Al-
wast, Kirchenregiment, S. 30f.

244 Jakob Fabricius’ Aufzeichnungen sind in der KB Kopen-
hagen Ms. Thott 1928b erhalten.
245 Zu Johann VI. von Nassau-Dillenburg vgl. NDB 10,
S. 500f.; Sehling, EKO X, S. 32-42.
246 Vgl. Wolgast, Calvinismus und Reformiertentum, S. 32.
247 Vgl. Feddersen, Kryptocalvinismus, S. 356f.; Alwast,
Kirchenregiment, S. 31; Wolgast, Calvinismus und Re-
formiertentum, S. 31f.

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