Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

Got 1. Vertrag zwischen Herzog und Domkapitel 1556

^Es sollen auch s. f. g. des stiffts leuthe mit neuen
Schatzungen, festh44 und broken45 über altten ge-
brauch laut der ordinantzie nicht beschweren46, eß
were dan, das ein gemeiner lanthschatz47 durch alle
stende beider furstenthumben Schleswig und Hol-
stein etc. einheiliglich bewilliget wurde oder das es
der kirchen gebeuwethe notturfft erfoderte sund der
schätz von dem capittel angesetzt wurdes. Es sollen
auch s. f. g. die jarliche pflicht und einkunft uff die
underthanen nith steigern oder dieselben darüber
beschweren.
‘Es sollen s. f. g. die praeposituren11 in ihrer f. g.
ampte Gottorff, lande Eiderstede, Stoppel-
holm48, Angelen, und wie die kirchen gelegen, einer
capittel personen, wie altershero gewonlich gewesen,
wiederumb bevhelen und in allewegen beim capittel
bleiben lassen49.
Es sollen auch s. f. g. den titel und nahmen eines
administrators des stiffts Schleswig fuhren und sich
desselben gnediglich gebrauchen.' |
vUnd im fall unser gnediger herr mit dem capittel zw
handelen hetten von wegen des stiffts, kirchen oder
personen der kirchen, sollichs sollen s. f. g. keines
weges durch amptleute, Schreiber noch sonsten
durch andere werben lassen, sondern es sollen s. f. g.

7 Pro stiffts leute posuit capittels leute in posteriori.
5 Haec immutata, proque iis posita: Capitulum retinebit
ius patronatus an iren kerck und lehnen iuxta ordinatio-
nem.

s"s Omissa.
w Omissa.
u Gestr.: an die.
v_” Omissa.
w Erg. über der Zeile.

44 Gerichtlicher Verfolgung.
45 Strafgelder, Bußen.
46 Vgl. Nr. 7, S. 127.
47 Eine vom Landesherrn erhobene allgemeine Steuer, s.
DRW 8, Sp. 603 f.
48 Landschaft Stapelholm.
49 Zu den von Mitgliedern des Domkapitels besetzten

persönlich, wie einem administratori gezimmet, sol-
liche hendel uff geburlichen ortten, im capittel-
haus50, mit dem capittel verrichten.
Und dieweil der bisschofflicher sitz dem fürstlichen
hause Gottorff nahe gelegen, also das sich der be-
vhelhaber zu Schuabsted in allen fuhr feilen bey un-
serm g. herrn rades erholen können, so sollen s. f. g.
zu Vermeidung schwerer unkostens einen siech-
ten51 vogt mit 2 oder 3 klopffern52 und dienern, der
einem capittel mitgelegen, uff das haus Schuabsted
verordnen und sollichs mit wissen und willen eines
capittels. Unnd sol derselb in allewegen dem capittel
die trewehant53 halten, wie vorgemelt.1'
Es sol auch kein Amptman zw Gottorff mit des
stiffts oder capittels personen, pastorn unnd kir-
chendienern des stiffts Schleswig nichtesw zuschaf-
fen haben, noch in das geistlich ampt greiffen, noch
darinne zw reformieren sich unterstehen. 5Item, das
alle die kirchen, die von alters heer dem capittel ein-
geleibet sein, als Born54, Thonningen50 und alle an-
dere, die unter f. g. gebieten gelegen56, s. f. g. die-
selben dem capittel wiederumb remittiere, wie von
alters heer.
Es sollen auch alle heuser des capittels und der kir-
chen, so in der kirchen freiheit liegen57, mit ihren

Propsteien Barwithsyssel, Withaa, Eiderstedt und
Strand vgl. Harms, Domkapitel, S. 148-152.
50 Zum westlich des Domes gelegenen Kapitelhaus vgl.
Harms, Domkapitel, S. 91; Kunstdenkmäler der Stadt
Schleswig 2, S. 673.
51 Einfachen.
52 Knechte, die durch Klopfen mit einem Stab (z.B. bei
einer Rechtshandlung) ein Zeichen geben, s. DRW 7,
Sp. 1088 f.
53 Vgl. oben Anm. 10.
54 Boren (Borne), vgl. Laur, Ortsnamenlexikon, S. 169 f.;
Arends, Gejstligheden 3, S. 59.
55 Tönning, vgl. Harms, Domkapitel, S. 68.
56 Zu den Kirchen, die dem Stift inkorporiert gewesen wa-
ren oder über deren Patronatsrecht das Domkapitel ver-
fügt hatte, vgl. Harms, Domkapitel, S. 94.
57 Vgl. dazu die Karte in Kunstdenkmäler der Stadt Schles-
wig 2, S. 658.

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