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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0357
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Got 3. Bekenntnis der Eiderstedter Geistlichen 1557

de eth und drincket sick sülvest dat gerichte dar-
mede, dat he nicht unterschedet dat Lyff des Heren.
Wi bekennen ock, dat de Lere van dem hilligen Sa-
cramente des Aventmales van dem Erwerdigen und
Gotsaliken Man und Propheten Gades, D. Martino
Luthero, in dem klenen und groten Catechis-
mo20 und in andern velen Schrifften21 recht und war-
hafftigen dorch Gades Gnade und Geest is erkleret
und uthgelegt und tegen der Sacrament schwermer
valsche, erdichte opinion und erpuncte22 verdediget,
und vorplichten uns, dat wi van dissem hilligen Sa-
cramente und dessulven netinge und gebruke nicht
anders willen predigen und leren.
Wi vorwerpen und vordomen de papistiske trans-
substantiation mit dem afgodisken misbruken, so
daruth gefolget. Ock vordomen und vorwerpen wi
alle erdome aller Sacramentschwermer, de tho voren
und itzunder geleret hebben und noch leren und ock

20 Siehe BSELK, S. 888-891 ( Kleiner Katechismus) und
S. 1134-1157 (Großer Katechismus).
21 Hier ist vor allem an Luthers Schrift „Vom Abendmahl
Christi. Bekenntnis“ (WA 26, S. 261-509) aus dem Jahr
1528 zu denken.
22 Argumente.
23 Zu Johannes a Lasco vgl. NDB 13, S. 657 f.; BBKL 4,
Sp. 11190-1192; RGG4 5, Sp. 83; TRE 20, S. 448-451.
24 Bernardino Ochino, * 1487 in Siena, Mitglied zunächst
der Franziskanerobservanten, dann 1534 der Kapuziner
(Generalvikar), floh 1542 vor der Inquisition aus Italien
nach Genf, wo er das Predigtamt der italienischsprachi-
gen Flüchtlingsgemeinde übernahm. In der gleichen
Funktion war er in auch in Augsburg tätig, wohin er
1545 über Basel und Straßburg kam. Nach der Nieder-
lage des Schmalkaldischen Bundes entzog sich Ochino
den Nachstellungen Karls V. durch die Flucht nach Eng-
land. Durch die Unterstützung Thomas Cranmers er-
hielt er ein Kanonikat an der Kathedrale in Canterbury
und eine königliche Pension. Als Prediger betreute er die
italienische Gemeinde in London. Nach der Machtüber-
nahme Maria I. Tudors 1553 erneut zur Flucht gezwun-
gen, wurde er 1555 nach Zwischenstationen in Genf,
Chiavenna und Basel zur Betreuung der Locarneser
Flüchtlingsgemeinde nach Zürich berufen. Die Veröf-
fentlichung der „Dialogi XXX“ führte 1563 zur Aus-
weisung Ochinos durch den Zürcher Rat. Ochino starb
Ende 1564 in Austerlitz. In der theologischen Diskussion
des 16. Jh. tritt er vor allem wegen der Ablehnung dog-
matischer Festlegungen hervor, die ihm den Vorwurf der

noch in thokamenden tiden van dem Satan mochten
erwecket werden, Alse sin Carlstadt, Zwinglius, Oe-
colampadius, Calvinus, Lasco23, Ochinus24, Bullin-
gerus, Micron25, Martyr26 mit erem gantzen Anhän-
ge.
Wi vorplichten uns ock, dat wi mit Gotliker Gnade
und Hulpe alle disse und der geliken erdome willen
na unse Gaven und Vermögen, wanner idt de Nott
und Gelegenheit fordert, helpen straffen und vorleg-
gen27, und dat wi in dissem Lande jemant geistlikes
edder werltlickes Standes wüsten, de mit solken er-
dom behaftet, dat wi demsülven den verordneten
Visitatorn unser Kerken willen antogen.
Dith alles, baven geschreven, bekennen, betügen
und laven wi mit frier guder Conscientien. Und vor-
plichten uns in Krafft disser Confession, mit unsen
eigen Henden underschreven, so wi, dat de gnedige,
barmhertige Gott wille vorhoden, anders worden

Indifferenz und des Antitrinitarismus eintrugen. Vgl.
RGG4 6, Sp. 453; TRE 25, S. 1-6. Zu Ochinos Haltung in
der Abendmahlslehre vgl. Emidio Campi, ‘Concilia-
tione de dispareri’. Bernardino Ochino e la seconda dis-
puta sacramentale, in: Zwing 19/1 (1991/92), S. 77-92.
25 Marten Micron, * 1523 in Gent, kam als Glaubensflücht-
ling aus den Niederlanden nach Basel und Zürich, wo er
in enge Verbindung zu Heinrich Bullinger trat. Der in
Zürich weilende englische Theologe John Hooper ge-
wann Micron als Prediger für die niederländische
Flüchtlingsgemeinde in London. In London entstanden
u.a. der „Cleyne cathechismus“, die Abendmahlsschrift
„Een claer bewijs van het recht gebruyck des Nacht-
maels Christi“ und die Kirchenordnung „De christlicke
Ordinancien der Nederlandscher Ghemeinten“, die sich
eng an Johannes a Lascos „Forma ac ratio“ anlehnte.
Wie Ochino mußte auch Micron nach dem Regierungs-
antritt Marias I. England verlassen. Über Dänemark
kam er zunächst nach Wismar, wo er 1554 mit Menno
Simons über die Menschwerdung Jesu Christi disputier-
te, dann nach Hamburg, das er wegen der Auseinander-
setzung mit Joachim Westphal bald wieder verließ. Als
Pfarrer in Norden veröffentlichte er zusammen mit Vin-
centius Frisius die Abendmahlsschrift „Ein kurt Under-
richt“. 1559 starb er in Norden an der Pest. Vgl. RGG4 5,
Sp. 1211 f.; BLGNP 2, S. 327-330.
26 Zu Petrus Martyr Vermigli vgl. BBKL 12,
Sp. 1264-1271, RGG4 8, Sp. 1031; TRE 34, S. 726-729.
27 Abschaffen.

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