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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Dörner, Gerald [Oth.]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0427
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Got 14. Katechismus 1602

Sechs kurtze Kindergebetlin
Ah treuwer Gott und vater mein,
Kom zu uns, deinen Kinderlein. 194
Wir bitten auff die zusag dein,
Du wollest unser schirmer sein.

Ach bleib bey uns, Herr Jesu Christ,
Dieweil es Abend worden ist.
Dein Heiligs Word, das Ewig Licht,
Laß ja bey uns verlesschen nicht100.
Der Abend kompt, der Tag sich neigt,
Die Nacht gar schrecklich sich erzeigt.
Satan, der wütet mechtig sehr, 192 j
Darumb, Herr Christ, bey uns einkehr.
Es wird fürwar sehr übel stehen,
So du, Herr, wirst fürüber gehen.
Ah bleib bey uns, erhalt dein Word,
Für Ketzer und Tyrannen Mord.
Der Tag itzt hat geneiget sich,
Der finster Abend schon anbricht.
Christ, Gottes Son, weich von uns nicht,
Laß nicht ausgehn dein Göttlich Licht.
Herr Jesu Christ, uns stets erhalt
Bey dir gefelliger einfalt.
Das wir dein wort verstehen recht
Und on grublen geleuben schlecht101.
Du wilt ja, das jedr Mensch auff Erd
Zum glauben kom und selig werd. j 931
Kein eingen Menschn dein blosser Rath
Von büß und heyl verstossen hat.
Darumb du auch bezalet hast
Für aller Menschen sünden last.
Dein beid Natur in einr Person
Kein zeit, ort, raum, nicht scheiden kan.
Die Tauff warhafftig newgebert,
Dein Wort und Geist die Krafft beschert.
Dein Nachtmal schenckt uns grosses gut,
Im Brod dein Leib, im Wein dein Blut.
Erhalt uns, Herr, bey dieser Lehr
Und allen Schwermereien wehr.

Ah du, Hertzliebes Jesulein,
Dein Blut von sünden mach uns rein.
Send uns dein liebe Engelein,
Das sie stets umb und bey uns sein.
Kom, heilger Geist, ins Hertz hinein,
Vermehr in uns die gaben dein.
Fürm büsen Geist, dem feinde dein,
Behüt uns arme Selelein.

Vater, wir sind dein Kinderlein,
Jesu, wir sind dein Brüderlein,
Heilger Geist, der Tempel dein,
Der lieben Engln Gesellelein.
Laß uns, Herr, dir befohlen sein,
Wir sind ein armes Heuffelein.
Dem Teuffel sind wir viel zu klein,
Ah Herr, bewar dein Arm gemein. 195
Aus Unglück rett die Christen dein,
Bescher ein selig stündelein.
Unsr Seel nim in die hende dein,
Für uns in Himlisch Gartelein.
Da woln wir gut Gesengelein
Mit Hertz, Mund, zung und Hendelein
Singen, springen und frülich sein,
Dir sey Lob, preis und Ehr allein.

100 Zur ersten Strophe vgl. das Kirchenlied „Ach bleib bei 101 Einfach,
uns, Herr Jesu Christ“ von Nikolaus Seinecker (Wa-
ckernagel 4, Nr. 392, S. 287).

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