Got 15. Zuchtordnung für Nordstrand 1605
Die hochzeiten aber sollen nicht lenger allß den Son-
tagh unnd Montagh gehaltten unnd den Dingstag
hernacher nicht mehr allß die aller negesten bludt-
freunde und auffwarterec zur abendtmhallzeitt ge-
fordert werden, bey 50 thaler brüche, davon 40
unns, 10 aber dem staller unnd rhatleuten zuzule-
gen.
Eß sollen auch auß bewegenden uhrsachen die trum-
meten auf hochzeiten, kindelbieren unnd andern
gestereyen genzlich verbottend unnd bey willkürli-
cher straffe abgeschaffett sein. |
Unndt dieweill vermerckett wirdt, daß biß anher
mit großer, unser underthanen beschwer unnd un-
kostung die arbeitsleute, taglöhnere, auch woll
boelbeseßene haußwirte, sich unverschambt in sol-
che unnd dergleichen hochzeiten unnd andere ge-
stereyen ungebeten eingedrungen, dadurch dan den
jenigen, die solche hochzeiten außgerichtett, merck-
licher verdrieß, ungelegenheitt unnd unnötiger un-
kost nicht allein verursachett, sondern auch auf sol-
che ungebetene geste mehr alß auff die gebetene
verspildet15 worden, so sollen, demselbigen zubegeg-
nen unnd damit auch die frembden bettler so viell
bequemer von dem kosthause abgetrieben16 werden
müegen, in jederm carspell zwey starcke kerlß ver-
ordnet, denselbigen die thure zu waren, taglöhnere,
arbeides volck unnd die streifende, auch außerhalb
carspelß eingelauffene bettler, welchen dan gahr
nichtes gegeben werden soll, und andere ungebetene,
mit ernste unnd, do es die noturft erfurdern würde,
mit guten starcken knebelspießen17 abzuhalten, an-
bevholen, unnd einem jeden vor sothane auf Wartung
des tags neben eßen und trincken 4 Schilling] lü-
bisch18 gegeben werden. Sonsten wirdt gleich-1 woll
billig den haußarmen carspelleuten nach eines jeden
c Korr, aus: auffwartung.
d Gestr.: sein.
15 An Mitteln aufgewandt, s. Grimm, DWb 25, Sp. 1426.
16 Vertrieben, s. FWb 1, Sp. 447.
17 Ein mit einer Querstange unter der Spitze (Knebel) ver-
sehener Spieß. Vgl. Adelung 2, Sp. 1656.
18 Zum Lübecker Schilling vgl. Schleswig-Holstein Lexi-
guten willen und vermügenheit gegeben, wormit sie
allßdan fort abzuweisen.
Nachdem auch die tägliche erfahrung bezeugett,
daß durch die brauttgaben, so den nehesten freun-
den des breutigams von der brautt biß daher gege-
ben worden, nicht allein die jungen eheleute an ih-
rem vermüegen zum hohesten erschöpffett, sondern
auch dahero zwischen den freunden großer unwille
erwachsen, so sollen die brautgaben, außerhalb was
sich breutegam und brautt verehren, genzlich abge-
schaffett unnd bey straffe 50 thaler, worvon unns
40, dem staller und rathleuten 10 geburen, unnach-
leßig zuerlegen, verbotten sein.
[3.] Zum dritten: Dieweill bey den kindelbieren19 al-
lerhandt vielfältiger, unnötiger Unkosten aufge-
wandt, bißweiln mitt einem kindelbier zwey, drey,
ja vier tage zugebrachtt unnd darüber nichtt ein ge-
ringes verzehrt unnd verunkostet20 worden, sezen,
ordnen unnd wollenn wir, das zu den kindelbieren
nichtt | mehr dan die gevattern, deren zu einem je-
den kinde nur drey zubitten21, und sonsten zwey
pfar [sic] gueter freunde und nach eines jeden gefal-
len etwa die prediger oder an ihre statt zwey andere
persohnen eingeladenn werden, und solche kindel-
biere nicht lenger dan einen tag wehren, auch nicht
mehr dan eine mhalzeit und nur alleine drey oder
vier gerichte, neben butter und kese, gegeben wer-
den sollen. Würde aber gegen diese unsere Ordnung
gehandelt und mehr geste gebeten, auch solche
gestereyen mit mehren gerichten unnd auf mehr
tage continuieret werden, sollen die ubertretere da-
für ohne alle gnade einhundert thaler, allß benent-
lich22 unß 70, dem staller unnd rathleuten auch 30,
zu geben schüldig sein.
kon, S. 414 f.; Dummler, Geldwesen in Lübeck,
S. 26-33.
19 Vgl. oben Anm. 3.
20 Ausgegeben, aufgewendet, s. Grimm, DWb 25,
Sp.2034.
21 Zur Zahl der Paten vgl. Got Nr. 8b, S. 371 und Nr. 11,
S. 379 f.
22 Nämlich.
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Die hochzeiten aber sollen nicht lenger allß den Son-
tagh unnd Montagh gehaltten unnd den Dingstag
hernacher nicht mehr allß die aller negesten bludt-
freunde und auffwarterec zur abendtmhallzeitt ge-
fordert werden, bey 50 thaler brüche, davon 40
unns, 10 aber dem staller unnd rhatleuten zuzule-
gen.
Eß sollen auch auß bewegenden uhrsachen die trum-
meten auf hochzeiten, kindelbieren unnd andern
gestereyen genzlich verbottend unnd bey willkürli-
cher straffe abgeschaffett sein. |
Unndt dieweill vermerckett wirdt, daß biß anher
mit großer, unser underthanen beschwer unnd un-
kostung die arbeitsleute, taglöhnere, auch woll
boelbeseßene haußwirte, sich unverschambt in sol-
che unnd dergleichen hochzeiten unnd andere ge-
stereyen ungebeten eingedrungen, dadurch dan den
jenigen, die solche hochzeiten außgerichtett, merck-
licher verdrieß, ungelegenheitt unnd unnötiger un-
kost nicht allein verursachett, sondern auch auf sol-
che ungebetene geste mehr alß auff die gebetene
verspildet15 worden, so sollen, demselbigen zubegeg-
nen unnd damit auch die frembden bettler so viell
bequemer von dem kosthause abgetrieben16 werden
müegen, in jederm carspell zwey starcke kerlß ver-
ordnet, denselbigen die thure zu waren, taglöhnere,
arbeides volck unnd die streifende, auch außerhalb
carspelß eingelauffene bettler, welchen dan gahr
nichtes gegeben werden soll, und andere ungebetene,
mit ernste unnd, do es die noturft erfurdern würde,
mit guten starcken knebelspießen17 abzuhalten, an-
bevholen, unnd einem jeden vor sothane auf Wartung
des tags neben eßen und trincken 4 Schilling] lü-
bisch18 gegeben werden. Sonsten wirdt gleich-1 woll
billig den haußarmen carspelleuten nach eines jeden
c Korr, aus: auffwartung.
d Gestr.: sein.
15 An Mitteln aufgewandt, s. Grimm, DWb 25, Sp. 1426.
16 Vertrieben, s. FWb 1, Sp. 447.
17 Ein mit einer Querstange unter der Spitze (Knebel) ver-
sehener Spieß. Vgl. Adelung 2, Sp. 1656.
18 Zum Lübecker Schilling vgl. Schleswig-Holstein Lexi-
guten willen und vermügenheit gegeben, wormit sie
allßdan fort abzuweisen.
Nachdem auch die tägliche erfahrung bezeugett,
daß durch die brauttgaben, so den nehesten freun-
den des breutigams von der brautt biß daher gege-
ben worden, nicht allein die jungen eheleute an ih-
rem vermüegen zum hohesten erschöpffett, sondern
auch dahero zwischen den freunden großer unwille
erwachsen, so sollen die brautgaben, außerhalb was
sich breutegam und brautt verehren, genzlich abge-
schaffett unnd bey straffe 50 thaler, worvon unns
40, dem staller und rathleuten 10 geburen, unnach-
leßig zuerlegen, verbotten sein.
[3.] Zum dritten: Dieweill bey den kindelbieren19 al-
lerhandt vielfältiger, unnötiger Unkosten aufge-
wandt, bißweiln mitt einem kindelbier zwey, drey,
ja vier tage zugebrachtt unnd darüber nichtt ein ge-
ringes verzehrt unnd verunkostet20 worden, sezen,
ordnen unnd wollenn wir, das zu den kindelbieren
nichtt | mehr dan die gevattern, deren zu einem je-
den kinde nur drey zubitten21, und sonsten zwey
pfar [sic] gueter freunde und nach eines jeden gefal-
len etwa die prediger oder an ihre statt zwey andere
persohnen eingeladenn werden, und solche kindel-
biere nicht lenger dan einen tag wehren, auch nicht
mehr dan eine mhalzeit und nur alleine drey oder
vier gerichte, neben butter und kese, gegeben wer-
den sollen. Würde aber gegen diese unsere Ordnung
gehandelt und mehr geste gebeten, auch solche
gestereyen mit mehren gerichten unnd auf mehr
tage continuieret werden, sollen die ubertretere da-
für ohne alle gnade einhundert thaler, allß benent-
lich22 unß 70, dem staller unnd rathleuten auch 30,
zu geben schüldig sein.
kon, S. 414 f.; Dummler, Geldwesen in Lübeck,
S. 26-33.
19 Vgl. oben Anm. 3.
20 Ausgegeben, aufgewendet, s. Grimm, DWb 25,
Sp.2034.
21 Zur Zahl der Paten vgl. Got Nr. 8b, S. 371 und Nr. 11,
S. 379 f.
22 Nämlich.
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