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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Dörner, Gerald [Oth.]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0441
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Got 18. Täufermandat für Eiderstedt 1608

cleynodt der sehlen bester unser Vermögenheit nach
rhein und unbeschmitzt erhalten5 und auf die liebe
nachkommene durch beystandt seiner gotlichen all-
macht vortpflantzen und doneben unser gehorsa-
men underthanen friedlichs wesen und vorab einig-
keit in der christlichen religion befodern und
handthaben sollen, 1581 welches aber beides an die-
sem wergke hanget, so haben wir aus tragender lan-
desfurstlicher obrigkeitt und veterlicher fursorge für
unsere lande, nachfolgenden befheligh zuertheilen
und öffentlich publiciren zulaßen, kein umb-
gangk6 haben können:
Gepieten und befhelen demnach allen und jeden,
welche sich zu obgemelter der Davidjoristen und der
Wiederteuffer ihrer lehre bekennen, das sie zwischen
hie und Pfingsten7, wofern sie inmittelst8 ihre mei-
nung nit endern werden, sich aus unsern Eyderstet-
schen landen hinwegk machen und mit ihrer heuß-
lichen residentz an enden und orthen, woselbst sie
gelitten werden wollen, wiederumb niederlaßen, al-
dieweill wir numehr gentzlich entschloßen, sie in un-
serm furstenthumben eben so wenigh mehr zugedul-
den, alß wir solches in unserm christlichen gewißen
zuverandtworten.
Wurde sich aber einer oder mehr diesem unsern be-
fhelige zugegen nach verfließung der obbestimpten
zeitt in gedachten unsern landen finden laßen, der
anders lehrete und gleubte, dan die prophetische
und apostolische schrifften und die darauf fundirte
allgemeine glaubens articull außweisen9, benendt-
lich10 und insonderheit, der sich dem gehöer gütli-
ches Wortes entziehen und nicht wie andere Christen

5 Vgl. das Eiderstedter Landrecht von 1591, Teil 1, Art. 2
(Von Wiedertäuffern, Sacramentirern und andren ein-
schleichenden verführischen Secten), § 1: die reine Evan-
gelische Lehre [...] beschmitzen (Löw, Eiderstedter Land-
rechte, S. 236).
6 Ausweg, s. Grimm, DWb 23, Sp. 893 f.
7 4. Juni 1609.
8 Inzwischen, s. FWb 8, Sp. 46 f.
9 Vgl. das Eiderstedter Landrecht von 1591, Teil 1, Art. 1
(Von der Lehre des reinen Göttlichen Worts und Christ-
licher Ordnung), § 1: in ihrer Lehre folgen sollen den

die kirche wöchentlich besuchen und also den got-
tesdienst nebenst anderen verrichten, der seine kin-
der nicht teufen laßen oder sonsten die heiligen sa-
cramenta verechtlich halten, der die ehlige
vertrawungh nicht nach ordnungh dieser kirchen,
sondern außerhalb landes suchen, der seine todten
nicht nach gewonheit des landes begraben, und in
summa 1591 sich in allen stucken, dem gottesdienste
und der kirchen zugehörig, anderen unsern under-
thanen nit gleichmeßigh bezeigen und conformiren
wolte, sondern etwa heimbliche zusammenkunffte
und winckelpredigen hielte oder hörete oder auch
woll, andere leute zuverfhüren und auf seine irrige
meinungh, seiner lehre dadurch einen anhangh zu-
machen, zubringen sich unterfangen und zu dem end
in geselschafften oder sonsten seinen gefaßten ir-
thumb verfechten und dergestald öffentliche erger-
nuße geben wurde11, der oder dieselbigen, die solcher
oberzehltten puncten überwiesen12 werden können,
sollen nicht alleine als stöhrer und feinde des geist-
und weltlichen regiments, aller guten ordnungh und
gemeinen friedens des landes ohn alle gnad verwie-
sen, sondern auch der halbe theill ihrer güthere, an-
deren derogleichen gottslesterlichen, halstarrigen
und verstockten leuten zum abschew (auf den noth-
fall gleichwol uns schärffere straffe furbehaldend),
confisciret werden.
Und dieweill wir diese unsere Verordnung zu allen
künftigen Zeiten festiglich gehalten haben wollen, so
gepieten wir hierauf unserm staller und rethen, die
jetzo seind oder kunfftigh sein werden, auch allen
andern, die unserntwegen zuthun und zulaßen ha-
ben, das sie ob diesen unsern befehlig steiff und fest

Evangelischen, Prophetischen und apostolischen Schriften
des alten und neuen Testaments, der Augspurgischen Con-
fesßion und dem Catechismo [...] D. Martini Lutheri
(Löw, Eiderstedter Landrechte, S. 235).
10 Speziell, s. FWb 3, Sp. 1269 f. (s.v. benantlich).
11 Vgl. dazu die in der Eingabe des Stallers und der Geist-
lichen der Landschaft Eiderstedt aus der ersten Hälfte
des Jahres 1608 gegen die devianten Gruppen erhobenen
Vorwürfe (die Eingabe ist ediert in Hansen, Wieder-
täufer in Eiderstedt, S. 210-214).
12 Überführt, s. Grimm, DWb 23, Sp. 640 f.

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