Got 22. Predigtmandat 1617
Got 22. Verordnung zur Predigt und zum Umgang
mit umstrittenen Glaubensartikeln3
26. Februar 16171
Wir, von Gottes gnaden, Friederich, Erbe zu Nor-
wegen, Hertzog zu Schleßwig, Holstein, Stormarn
und der Dithmarschen, Graff zu Oldenburg und
Delmenhorst2, Entbieten den Ehrnvesten, Würdi-
gen, Erbaren, Woigelarten, auch Ehrsamen und
Wolweisen, unsern Amptleuten, Stallern, Landvög-
ten, allen und jeden Pastorn und Kirchendienern,
Bürgermeistern und Rüthen, auch andern Officirern
unser Fürstenthümbe Schleßwig, Holstein etc., un-
sere gnade und setzen in keinen zweiffel, Es werde
menniglich gut wissenschafft tragen3, Welcher ge-
stalt hiebevor weiland der Hochgeborner Fürst,
Herr Johan Adolff, Erbe zu Norwegen, Hertzog zu
Schleßwig, Holstein etc.4, unser gnediger, vielgelieb-
ter Herr Vater, hochlöblicher, Christmilder gedecht-
nus, bey ihrer Liebden leb- unnd regierungs zeit
nach gehabtem zeitigem Rath und Christlicher vor-
betrachtung, so dann nach den hochrühmlichen Ex-
empeln vieler unterschiedlichen hohen Potentaten,
Chur- und Fürsten, ja ihrer Gottsehl[igen] Liebden
und unser eigenen höchst- unnd hochlüblichen
Herrn Vettern und Vorfahren, weiland Königs Frie-
a Textvorlage (Druck): LA Schleswig, Abt. 401 (Gottdor-
fer Verordnungen), Nr. 1617.26.2. Abdruck: Lack-
mann, Einleitung 2, S. 435-438.
1 Vgl. dazu Got Nr. 18: Das Predigtmandat Herzog Jo-
hann Adolfs vom 11. April 1609 ist hier zum Teil wört-
lich aufgenommen worden.
2 Friedrich III. zu Schleswig-Holstein-Gottorf (* 1597 in
Gottorf als ältester Sohn Herzog Johann Adolfs, f 1659
in Tönning) trat 1616 nach dem Tod des Vaters die Re-
gentschaft im Herzogtum Gottorf an. Aufgrund der von
Johann Adolf 1608 eingeführten Primogeniturordnung
fand keine Wahl durch die Stände statt; im Unterschied
zu seinen Vorgängern mußte Friedrich das Land auch
nicht mit seinen Brüdern teilen. Bis Mitte der dreißiger
Jahre des 17. Jh. verfügte Friedrich III. aber nur über
die Ämter Tondern und Gottorf sowie die Landschaften
Eiderstedt, Nordstrand und Norderdithmarschen, da die
Einkünfte aus den anderen Teilen des Landes zur Ver-
sorgung von Familienangehörigen (wie der Königinwit-
we Sophia) dienten. Die Regierung Friedrichs im Inne-
derichen des andern in Dennemarcken etc.5 und
Hertzog Johansen und Hertzog Adolffen, beyden
Gebrüdern, Hertzogen zu Schleßwig, Holstein
etc.6, aller Christseliger, hochrühmblicher gedecht-
nus, ins gesambt7 De Anno 1562 ergangenen Man-
dats8, als auch fürnemblich auff anleitung Göttli-
ches Worts, allein den frieden, ruhe, einigkeit und
erbawung der Christlichen Kirchen in denen Ihrer
Gottsehl[igen] Liebden von Gott anbefohlenen Lan-
den, vorab bey diesen letzten, gantz gefehrlichen
und zerrütteten Zeiten9 zubefürdern und zuerhalten,
bewogen worden, und gleichsamb für eine hohe not-
turfft geachtet, vermittelst zu unterschiedlichen
mahlen öffentlich ergangenen Edicten ernstlich zu-
mandiren unnd zugebieten, das ins gemein das selig-
machende Wort Gottes allenthalben rein, lauter und
unverfelscht geprediget und daneben die jenigen
Glaubens Articule, so in streit und disputation ge-
zogen werden wollen (worüber gleichwol im heiligen
Römischen Reiche noch zur zeit und biß in den heu-
tigen Tag keine rechtmessige erörterung ergangen,
welches theils meinung Gottes Wort und der analogi
ren ist durch einen verstärkten Absolutismus zu Lasten
der Stände geprägt, der sich insbesondere in einer eigen-
mächtigen Steuerpolitik und der Berufung auswärtiger
bügerlicher Räte äußerte. Die Anlehnung Friedrichs III.
an Schweden führte in der Außenpolitik zu einem ver-
stärkten Gegensatz zum dänischen König. Vgl. NDB 5,
S. 583 f.; Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein
12, S. 108-116.
3 Jedermann davon Kenntnis haben.
4 Zu Herzog Johann Adolf, der am 31. März 1616 gestor-
ben war, vgl. Got Nr. 10, Anm. 2.
5 Zu König Friedrich II. von Dänemark und Norwegen
vgl. Kön Nr. 8, Anm. 2.
6 Zu Herzog Johann d. Ä. vgl. Had Nr. 1, Anm. 2, zu Her-
zog Adolf, dem Großvater Herzog Friedrichs, Got Nr. 1,
Anm. 1.
7 Gemeinschaftlich, s. DRW 6, Sp. 276.
8 Die Verordnung von König Friedrich II. und den Her-
zogen Johann d. Ä. und Adolf vom 21. Juni 1562 (Gern
Nr. 3).
9 Vgl. 2Tim 3,1.
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Got 22. Verordnung zur Predigt und zum Umgang
mit umstrittenen Glaubensartikeln3
26. Februar 16171
Wir, von Gottes gnaden, Friederich, Erbe zu Nor-
wegen, Hertzog zu Schleßwig, Holstein, Stormarn
und der Dithmarschen, Graff zu Oldenburg und
Delmenhorst2, Entbieten den Ehrnvesten, Würdi-
gen, Erbaren, Woigelarten, auch Ehrsamen und
Wolweisen, unsern Amptleuten, Stallern, Landvög-
ten, allen und jeden Pastorn und Kirchendienern,
Bürgermeistern und Rüthen, auch andern Officirern
unser Fürstenthümbe Schleßwig, Holstein etc., un-
sere gnade und setzen in keinen zweiffel, Es werde
menniglich gut wissenschafft tragen3, Welcher ge-
stalt hiebevor weiland der Hochgeborner Fürst,
Herr Johan Adolff, Erbe zu Norwegen, Hertzog zu
Schleßwig, Holstein etc.4, unser gnediger, vielgelieb-
ter Herr Vater, hochlöblicher, Christmilder gedecht-
nus, bey ihrer Liebden leb- unnd regierungs zeit
nach gehabtem zeitigem Rath und Christlicher vor-
betrachtung, so dann nach den hochrühmlichen Ex-
empeln vieler unterschiedlichen hohen Potentaten,
Chur- und Fürsten, ja ihrer Gottsehl[igen] Liebden
und unser eigenen höchst- unnd hochlüblichen
Herrn Vettern und Vorfahren, weiland Königs Frie-
a Textvorlage (Druck): LA Schleswig, Abt. 401 (Gottdor-
fer Verordnungen), Nr. 1617.26.2. Abdruck: Lack-
mann, Einleitung 2, S. 435-438.
1 Vgl. dazu Got Nr. 18: Das Predigtmandat Herzog Jo-
hann Adolfs vom 11. April 1609 ist hier zum Teil wört-
lich aufgenommen worden.
2 Friedrich III. zu Schleswig-Holstein-Gottorf (* 1597 in
Gottorf als ältester Sohn Herzog Johann Adolfs, f 1659
in Tönning) trat 1616 nach dem Tod des Vaters die Re-
gentschaft im Herzogtum Gottorf an. Aufgrund der von
Johann Adolf 1608 eingeführten Primogeniturordnung
fand keine Wahl durch die Stände statt; im Unterschied
zu seinen Vorgängern mußte Friedrich das Land auch
nicht mit seinen Brüdern teilen. Bis Mitte der dreißiger
Jahre des 17. Jh. verfügte Friedrich III. aber nur über
die Ämter Tondern und Gottorf sowie die Landschaften
Eiderstedt, Nordstrand und Norderdithmarschen, da die
Einkünfte aus den anderen Teilen des Landes zur Ver-
sorgung von Familienangehörigen (wie der Königinwit-
we Sophia) dienten. Die Regierung Friedrichs im Inne-
derichen des andern in Dennemarcken etc.5 und
Hertzog Johansen und Hertzog Adolffen, beyden
Gebrüdern, Hertzogen zu Schleßwig, Holstein
etc.6, aller Christseliger, hochrühmblicher gedecht-
nus, ins gesambt7 De Anno 1562 ergangenen Man-
dats8, als auch fürnemblich auff anleitung Göttli-
ches Worts, allein den frieden, ruhe, einigkeit und
erbawung der Christlichen Kirchen in denen Ihrer
Gottsehl[igen] Liebden von Gott anbefohlenen Lan-
den, vorab bey diesen letzten, gantz gefehrlichen
und zerrütteten Zeiten9 zubefürdern und zuerhalten,
bewogen worden, und gleichsamb für eine hohe not-
turfft geachtet, vermittelst zu unterschiedlichen
mahlen öffentlich ergangenen Edicten ernstlich zu-
mandiren unnd zugebieten, das ins gemein das selig-
machende Wort Gottes allenthalben rein, lauter und
unverfelscht geprediget und daneben die jenigen
Glaubens Articule, so in streit und disputation ge-
zogen werden wollen (worüber gleichwol im heiligen
Römischen Reiche noch zur zeit und biß in den heu-
tigen Tag keine rechtmessige erörterung ergangen,
welches theils meinung Gottes Wort und der analogi
ren ist durch einen verstärkten Absolutismus zu Lasten
der Stände geprägt, der sich insbesondere in einer eigen-
mächtigen Steuerpolitik und der Berufung auswärtiger
bügerlicher Räte äußerte. Die Anlehnung Friedrichs III.
an Schweden führte in der Außenpolitik zu einem ver-
stärkten Gegensatz zum dänischen König. Vgl. NDB 5,
S. 583 f.; Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein
12, S. 108-116.
3 Jedermann davon Kenntnis haben.
4 Zu Herzog Johann Adolf, der am 31. März 1616 gestor-
ben war, vgl. Got Nr. 10, Anm. 2.
5 Zu König Friedrich II. von Dänemark und Norwegen
vgl. Kön Nr. 8, Anm. 2.
6 Zu Herzog Johann d. Ä. vgl. Had Nr. 1, Anm. 2, zu Her-
zog Adolf, dem Großvater Herzog Friedrichs, Got Nr. 1,
Anm. 1.
7 Gemeinschaftlich, s. DRW 6, Sp. 276.
8 Die Verordnung von König Friedrich II. und den Her-
zogen Johann d. Ä. und Adolf vom 21. Juni 1562 (Gern
Nr. 3).
9 Vgl. 2Tim 3,1.
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