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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Dörner, Gerald [Oth.]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0472
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Dithmarschen

de he noch in siner Macht hefft. Unde dat he mit
suntliken Vorbuntnißenc ander Lüde Sunde tho ster-
kende nicht vorknuppet si, alse de Schlachte wedder
unde vortt in dußen Orden jegen erer Selen Salicheit
sick vorbunden hebben, dat de eine Schlechtesman
Mitman mit dem anderen will in dem Ede staen (so
he dartho genomet wert), unangesehen, efft ehme de
Warheit der Sake, umme welke me schweren schall,
bewust si effte nicht, unnd dat de eine deß Ge-
schlechtes mit dem anderen will gelden unde uthleg-
gen, so he Jemande dottschleit effte anderen Scha-
den deitt in sinem Live, unangesehen, effte solkes
mottwilligen uth Hate unde lütteren Averdade ge-
schutt effte nodtwehrens, dardorch se alles unschul-
digen Blödes deelhafftich unde mede schuldich wer-
den, dat up solken Trost der Mede-Hulpe effte
Biplicht vorgaten wert, Wente dorch solkeß werden
de Bösen gesterket in ehrer Oveldadt. Summa: ein
Christen Mitgenate mott schlichtes, unberuchtiget
unnd unargerlik sin in sinem Wanderen, alse dat he
in sinem Buerschoppe unnd mank sinen Naburn
gude Tuchenisse hebbe unde dat de Lüde gerne mit
ehme handelen unde tho doende hebben willen.
De Armen, de gesundt sin unnd wol mögen, mö-
ten sick nicht Schemen, framen Lüden tho dehnen
effte arbeiden umme de Neringe, unde möten unar-
diger Lungerie gantz unberuchtiget effte unvordech-
tich sin. Vorder, wowol eine christlike Gemene ein
Licham iß des Hövedes Christi15, in der Leve so
malkander vorbunden, dat, so dar eine der Lede li-
det, so liden alle Geleder mede, unde wen dar eine
wert herlik geholden, denne frowen sick alle Lidt-
mate mede. So kan it nicht anders sin, den ein recht-
schapen Christen wert sick siner Mitgenaten unde
Medeleder in Christo annehmen, darna de Dörffti-
cheyt unde bröderlike Leve eschet. Jedoch, dewile
de ungelövige Sorchfoldicheit unde schnöde Buek-
neringe so aver maten grott unde de bröderlike Leve
allenthalven so seher vorkoldet iß, dat it dem Min-
schend balde vordrutt, wen he Ungemak unnd jen-
nige Moye umme deß willen sines Mede Christen
c Am Rand: Schlachts-Bunteniße.
d Im Abdruck bei Rolfs: Minscheu.
e Am Rand: 2. Thess. 3 [10].
f Am Rand: 1. Cor. 5 [6].

schall dragen effte undergaen, so moth me noch, den
Christen Ernst tho bewisende, twierleye van den
eschen, de thor Gemenschop scholen 11721 gelaten
effte genamen werden, dat se dar Geloven up seggen
nha ehrem Vormoge tho holden. Dat ene, efft se ock
berede willen sin, nha ehrem Wolmoge den Christen
Mitgenaten in ehrer rechten Nodtrofft tho helpen
unde bithostaen, it si Armodes effte Krankheit hal-
ven, unde willen des tho freden sin, dat me se dri-
stigen anspreke, wen solke Nodt vorhanden iß, Wen-
te gelik alse de Jennen, de mit unardiger Vulheitt
unde Lungerie de Tidt Vorbringen unnd willen nicht
arbeiden effte wat redelikes schaffen edder hanteren
tho ehrer sulvest Neringe unde Nodtrofft, sonder
behelpen sick mit unschemeliker Truggelie ahne
Nodt unde sin anderen Lüden beschwerlik, scholen
nicht tho der Gemenschop gelaten effte genamen
werden, dewile de Apostel will, men schole mit sol-
ken nichtes tho schaffende, unde de nicht will ar-
beiden, schal ock nicht mede eten6. Also scholen ock
de nicht thogestadet werden tho dem Aventmale des
Heren, de den rechtschapen Armen effte Nodtroff-
tigen nicht willen tho Hulpe kamen unnd doch wol
vormögen. Wente wol sinen Broder nicht levet, de
blifft noch im Dode; unde wi scholen uns nicht leven
mit Worden alleine unde mit der Tungen, men mit
der Dadt unde Warheit, alse St. Johannes betuget
am 3. siner Epistelen16. Item, Christus wert sulvest
am jüngsten Gerichte seggen: gaet, gi Vorvlökeden,
in dat ewige Vuer! ick bin hungerich gewesen unnd
gi hebben mi nicht gespiset17. So sin den beide, de
Lungerß unnd de Unbarmhertigen der christliken
Meenschop unwerdich unde wert ane Twiffel ehne
mehr tho Schaden alse tho Heile sin, wen se rede
unvorsehns effte unwetenß werden thogelaten.
Darnegest, dewile wi in der Sambtnetinge des Lives
unde Blödes Christi ein Deeg unnd ein Koeke wer-
den18, ein luttik Suerdeges averst, so he nicht uth-
geveget wertt, den gantzen Deeg vorsuretf; unnd
vorderst, alse de Apostel betuget, so mott jo ein itlik
15 IKor 12,26-27.
16 3Joh.
17 Mt 25,41-42.
18 Didache 9,4; vgl. Wengst, Didache, S. 81.

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