Dithmarschen
9. Beschlüsse des Meldorfer Kalandsa
19. April 1547
Im Jhare nha Christi Gebortt voffteinhundert unde
veer unnd vertich1, Dingestedages nha dem Sondage
Quasi modo geniti sin binnen Meldorpe in des Kerk-
heren2 Huse personlik ersehenen de wehrdigen, acht-
baren unde wolgelerden Heren veer Superintenden-
ten3 unnd gemene Predigere im Lande tho
Ditmerschen unnd hebben sick eindrechtichliken in
miner, Hermanni Schröderß, Jegenwardicheit dußer
nhavolgenden Articul vergeliket unnd desulven ock
also stede, vaste unnd unvorbraken tho holdende
angenhamen.
Erstlik, nademe de Dottschlach wedder Gott, alle
11481 beschrevene Rechte unde Billicheit, dardorch
Landt unde Lüde tho mehrmalen geplaget, unde
Godt solke grote Mißhandlinge nicht ungestraffet
wert laten, So sin de vorgenömeden Superintenden-
ten mit sambt den gemenen Predighern averein ge-
kamen, dar solcher mottwilliger Dottschlach van
den acht unde vertich Regenten unde Richteren
nicht ordentliker Wise nha Vormöge keiserliker be-
schrevenen Rechten4 hernhamalß scholde gestrafft
werden, alse Halß vor Halß, Handt vor Handt, datt
se alßdenn henvorder im Lande tho Ditmerschen
nicht predigen edder de Sacramente der hilligen
Kerken administreren können unde willen.
Thom anderen, dewile allerhande Volk im Lande tho
Ditmerschen, de sick tho Hope vorbinden unnd in
a Textvorlage (Abdruck): Neocorus, Chronik 2,
S.147-149.
1 Gemeint ist 1547.
2 John Roger studierte in Cambridge und 1540 (1536?) in
Wittenberg. Er war zunächst Pfarrer in Antwerpen, von
1543 bis 1549 Pfarrer und Superintendent in Meldorf,
anschließend Pfarrer an St. Paul in London. 1554 ist er
als Professor der Theologie genannt, im Jahr darauf wur-
de er als Ketzer verbrannt, Arends, Gejstligheden II,
den Standt des hilligen Echtes geven laten, unnd
doch vaken geschutt, dat men nicht weten kan, wo
nha dejennigen, so sick thosamen copuleren laten,
Blodeß halven hören, worinne groter Mißbruk ge-
spöret unde dachlikes bevunden wertt, Solkem Miß-
bruke mit gebörliken Middel unde Wegen vortho-
kamen, sin de Superintendenten sambt der gantzen
Communitet der Pastorn unnd Capellanen averein-
gekamen, dat dejennigen, so sick henvorder in den
Standt des hilligen Echtes denken tho begeven ed-
der geven werden, dat sick desulvigen dre Sondage
nha malkander van den Predigstölen proclameren
unnd affkundigen laten schölen, ifft Jemandt dar
weß inthoseggende hebbe edder nicht.
Thom drudden unde latesten, nhademe se in Erva-
ringe quemen, dat etlike Predicanten van velen deß
Landes Ingesetenen sunder ehehaffte Orsake genö-
diget unde gedrungen werden, de Kinder im Huse
tho dopende, welkes doch wedder der hilligen christ-
liken Kerken olden, loffliken Gebruke unde Cere-
monien iß, unde darmede den Predicanten keineß
weges tho geduldende unnd solken unhörliken Miß-
bruk nhathogeven billik anstunde, So sin desulven
Pastorn unde Predicanten avereingekamen, dat ne-
mant van ehren Confratribus nha dußem Dage
schall edder will in den Huseren, sunder nha olden
christliken Gebruke dat Sacramente der hilligen
Dope in der Kerken administreren.
S. 209; III, S. 131; Weng, Melanchthons Ausstrahlung,
S. 9-13.
3 John Roger in der Meldorfer Döfft (1543-1549), Cle-
mens Selter in der Westerdöfft (1542-1552), Johann
Schneck in der Osterdöfft (1533-1551) und Vincents
Wilckens in der Mitteldöfft (1542-1548), Arends,
Gejstligheden III, S. 8. Zu den einzelnen Personen siehe
die folgenden Anm.
4 Carolina, Peinliche Gerichtsordnung Kaiser Karls V.
von 1532, §§ 34, 137 f.
470
9. Beschlüsse des Meldorfer Kalandsa
19. April 1547
Im Jhare nha Christi Gebortt voffteinhundert unde
veer unnd vertich1, Dingestedages nha dem Sondage
Quasi modo geniti sin binnen Meldorpe in des Kerk-
heren2 Huse personlik ersehenen de wehrdigen, acht-
baren unde wolgelerden Heren veer Superintenden-
ten3 unnd gemene Predigere im Lande tho
Ditmerschen unnd hebben sick eindrechtichliken in
miner, Hermanni Schröderß, Jegenwardicheit dußer
nhavolgenden Articul vergeliket unnd desulven ock
also stede, vaste unnd unvorbraken tho holdende
angenhamen.
Erstlik, nademe de Dottschlach wedder Gott, alle
11481 beschrevene Rechte unde Billicheit, dardorch
Landt unde Lüde tho mehrmalen geplaget, unde
Godt solke grote Mißhandlinge nicht ungestraffet
wert laten, So sin de vorgenömeden Superintenden-
ten mit sambt den gemenen Predighern averein ge-
kamen, dar solcher mottwilliger Dottschlach van
den acht unde vertich Regenten unde Richteren
nicht ordentliker Wise nha Vormöge keiserliker be-
schrevenen Rechten4 hernhamalß scholde gestrafft
werden, alse Halß vor Halß, Handt vor Handt, datt
se alßdenn henvorder im Lande tho Ditmerschen
nicht predigen edder de Sacramente der hilligen
Kerken administreren können unde willen.
Thom anderen, dewile allerhande Volk im Lande tho
Ditmerschen, de sick tho Hope vorbinden unnd in
a Textvorlage (Abdruck): Neocorus, Chronik 2,
S.147-149.
1 Gemeint ist 1547.
2 John Roger studierte in Cambridge und 1540 (1536?) in
Wittenberg. Er war zunächst Pfarrer in Antwerpen, von
1543 bis 1549 Pfarrer und Superintendent in Meldorf,
anschließend Pfarrer an St. Paul in London. 1554 ist er
als Professor der Theologie genannt, im Jahr darauf wur-
de er als Ketzer verbrannt, Arends, Gejstligheden II,
den Standt des hilligen Echtes geven laten, unnd
doch vaken geschutt, dat men nicht weten kan, wo
nha dejennigen, so sick thosamen copuleren laten,
Blodeß halven hören, worinne groter Mißbruk ge-
spöret unde dachlikes bevunden wertt, Solkem Miß-
bruke mit gebörliken Middel unde Wegen vortho-
kamen, sin de Superintendenten sambt der gantzen
Communitet der Pastorn unnd Capellanen averein-
gekamen, dat dejennigen, so sick henvorder in den
Standt des hilligen Echtes denken tho begeven ed-
der geven werden, dat sick desulvigen dre Sondage
nha malkander van den Predigstölen proclameren
unnd affkundigen laten schölen, ifft Jemandt dar
weß inthoseggende hebbe edder nicht.
Thom drudden unde latesten, nhademe se in Erva-
ringe quemen, dat etlike Predicanten van velen deß
Landes Ingesetenen sunder ehehaffte Orsake genö-
diget unde gedrungen werden, de Kinder im Huse
tho dopende, welkes doch wedder der hilligen christ-
liken Kerken olden, loffliken Gebruke unde Cere-
monien iß, unde darmede den Predicanten keineß
weges tho geduldende unnd solken unhörliken Miß-
bruk nhathogeven billik anstunde, So sin desulven
Pastorn unde Predicanten avereingekamen, dat ne-
mant van ehren Confratribus nha dußem Dage
schall edder will in den Huseren, sunder nha olden
christliken Gebruke dat Sacramente der hilligen
Dope in der Kerken administreren.
S. 209; III, S. 131; Weng, Melanchthons Ausstrahlung,
S. 9-13.
3 John Roger in der Meldorfer Döfft (1543-1549), Cle-
mens Selter in der Westerdöfft (1542-1552), Johann
Schneck in der Osterdöfft (1533-1551) und Vincents
Wilckens in der Mitteldöfft (1542-1548), Arends,
Gejstligheden III, S. 8. Zu den einzelnen Personen siehe
die folgenden Anm.
4 Carolina, Peinliche Gerichtsordnung Kaiser Karls V.
von 1532, §§ 34, 137 f.
470