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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0501
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12. Dithmarscher Landrecht 1567

12. Dithmarscher Landrechta
2. November 1567

Wir, Friedrich1 der andere, von Gottes gnaden kö-
nig zu Dännemarck, Norwegen, der Wenden und
Gothen, und von deßelben gnaden Johannes2 und
Adolff3, erben zu Norwegen, alle hertzogen zu
Schleswig, Holstein, Stormarn und der Ditmar-
schen, graven zu Oldenburg und Delmenhorst etc.,
vettern und gebrüdern, entbieten unsern landvög-
ten, räthen und sonst allen und jeden eingeseßenen
unsers landes Ditmarschen unsere gnade und geben
euch hiermit zu erkennen.
§ 1. Nachdem wir zu gemüthe geführet und be-
trachtet, daß der allmächtige uns unsere reichen,
fürstenthümern und landen königlicher und fürstli-
cher regierung darum vorgesetzet, daß wir die lehre
seines göttlichen, seligmachenden worts, darmit er
uns zu diesen Zeiten reichlich begabet, handhaben
und darüber halten sollen, daß im geistlichen und
weltlichen stände gute zucht und Ordnung erhalten,
die frommen bey gleich und recht beschützet und
beschirmet, die bösen gestraffet und einem jeden zu
dem, worzu er befuget, ohne einiges ansehn, wer er
sey, gleichmächtigen rechtens verholffen werde,
§ 2. Und aber die menschliche vernunfft durch
den fall des ersten menschen dermassen verdun-
ckelt, daß in erkentnis und unterscheid des rechtens
und unrechtens, guten und bösens mannigfaltig ge-
irret wird, derowegen eines bestendigen beschriebe-
nen rechtes, wornach sich ein yeder als nach einer
richtschnur zu halten wisse und | durch seiner sinne
und Verstandes Schwachheit nicht verleitet werde,
zum höchsten vonnöthen.
§ 3. Daß wir demnach auch zu gnädigster und

a Textvorlage (Handschrift): LA Schleswig Abt. 102 Lan-
desbibliothek Nr. 9. Abdruck in Niederdeutsch: Cron-
helm, Historischer Bericht, Anhang.

1 Friedrich II., König von Dänemark und Norwegen (reg.
1559-1588).
2 Herzog Johann (reg. 1544-1580 im Hadersiebener An-
teil).

gnädiger folge der Vertröstung, die euch vorlängst
durch uns geschehen, für nöthig und nützsahme an-
gesehen, dieweil das Dithmarsche landrecht4 in vie-
len articuln der natührlichen billigkeit und andern
beschriebenen vernünfftigen rechten zuwiedern,
auch zum theil aufgehoben, zum theil in vielen fäl-
len darvon nichtes klarhafftig gesetzet, mangelhaff-
tig, aus gnädigster und gnädiger Zuneigung euch mit
einem neuen, gewissen, beschriebenen rechte zu be-
gnadigen.
§ 4. Und haben demnach das alte Dithmarsche
landrecht durch unsere räthe und rechtsgelahrten
vornehmen, mit fleyß besichtigen und waß darinnen
befunden worden, daß abgestellet weren sollte, cas-
sieren und abthun, waß aber der vernunfft und bil-
ligkeit gemäß, in eine richtige Ordnung bringen und
den mangel sothanen landrechtens, auf was fälle die
gefunden werden, aus anweysung natürlicher billig-
keit der sächsischen5, auch gemeinen beschriebenen
rechten ersetzen lassen,
§ 5. Welche rechtsordnungen, im maaßen, die wir
Selbsten lesen, hören und an sich recht, billig und
unsträfflich befunden, wir euch hiermit für ein be-
ständig, behaarlich recht, darnach ihr euch hinfor-
tan zu richten haben mögen, gesetzet und gegeben
haben wollen. |
§ 6. Und befehlen euch demnach aus königlicher
und fürstlicher macht, obrigkeit und hoheit, daß ihr
in handthabung guter policey und verhelffung des
rechtens und iusticien, auch sonsten allenthalben
demselbigen folgen, darnach urtheilen, sprechen und
richten und darwieder nicht thun noch es anders

3 Herzog Adolf (reg. 1544-1580 im Gottorfer Anteil).
4 Das erste Dithmarscher Landrecht stammte von 1447,
Missfeldt, Staat und Kirche, S. 60 f.
5 Des Sachsenspiegels, des bedeutendsten Rechtsbuchs des
Mittelalters, das europaweit Verbreitung fand und lange
in Geltung war.

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