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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (23. Band = Schleswig-Holstein): Die Herzogtümer Schleswig und Holstein — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.41731#0505
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13.a Visitationsartikel für den Süderdrittenteil 1574/75

doms afgewieset und beth so lang se sik bekehren,
afgeholden werden, de avers modewillig ahne ge-
nochsame Orsacke und wreventlich in de langen le-
ven Jahren Tyde van dem Aventmahle des Herrn
sick entholden, de schölen de Pastores jedes Ordes
an Calande4, wenn de geholden, vermelden, darmit
ordentlicke Erkenntniße aver se ergahn, und wenn
se van Calande alse vor Bavende erkläret, schölen se
derna offentlicke Bothe dohn und vor dem Altäre
des Falles vor der Gemeyne absolveret werden,
wenn se averst nene Bothe dohn und daröver unbe-
richtet henstorven ahne Sacramente, schölen se der
Begreffnisse up den Kerkhave tho samt den upsin-
gende und der Beurdinge und aller christliken Ce-
remonien berovet und entsettet werden, und schölen
de offentlicke Sünders alse in der Kerken Ordenant-
ze5 genömet Dodschläger, Ehebreker, 14091 Meyne-
dige etc., wenn se van der Averigkeit und jegendele
afgedinget, vor dem Altäre offentlicke Bothe dhon,
aldar und nicht anders absolveret werden.
Wol up den Sondage tho den Aventmale des Herrn
ghan will und up den Dörpern wohnhaftig is, de
schall des Frydages tho vörne thor Kerken kamen
und na gehörter Predige ein jeder Person intsündere
vor enen vorordneten Kerkendener sin Bychte
dhon, sick underrichten laten und de Absolution
entfangen, de averts in Karspel Meldorp binnen
Blecken6 wahnen, schölen des Sonnavents, wenn
man thor Vesper gelüdet hefft, sick in de Kerken
begeven und, wenn de Vesper uthgesungen, in der
Kerken bychten, und mögen also darna den folgen-
den Sondag fin, bequem und ordentlyk thosamende
tho den hilligen Sacramente ghan, also dat, wenn de
Pastor vom Predigtstohl stigt, dewyle man en vers
uth einen Psalmen singet, se op stracks up dat Chor
treden, wat gelesen und gesungen wart, anhören und
tho Tröste annehmen mögen, desfals und sünsten
mehr Orsacke halven schall ok nemand mehr als de
Kerkendener und Scholdener samt den Schölern und

4 Als Kaland wurde die Versammlung der Superintenden-
ten mit den Pfarrern bezeichnet, die zwei Mal jährlich in
Meldorf zusammenkam. Der Kaland hatte synodale und
konsistoriale Aufgaben und Befugnisse, siehe oben,
S. 442.

den, de ere gewontlike Stöhle in Chor hebben, in
Chor ghan, up dat de, so thom Sacramente ghan
willen, bequemen Ruhm in Chor hebben, mit An-
dacht darin stahn und sitten mögen, so lange, bet
dat alles, wat geböhrlich, aldor gehandelt, gesungen
und uthgerichtet is worden. So averst etliken Per-
sonen Schwachheit edder Older halven edder ock
sünsten umb bewegliker Orsaken willen ungelegen,
also balde upt Chor tho ghande, mögen de in ehren
Benken und Stölten sick in Christliker Andacht so
lange verholden, bet de Worte van der Insettinge
des Aventmahles van Prädikanten uthgesungen,
und wenn man anfanget, up dat Orgelen tho speien-
de, unvertöget upt Chor sick begeven. Man schal
averst henvörder vor der Predige des Sonndags in
den Huse edder Kerken vor nemanden mehr bycht
hören, vele weiniger, wo beth herto gebrucklich ge-
west, hüpig tein, twintig, dortig Personen tho gelick
berichten und absolveren.
Darmede ock de geböhrlicke Gadesdenste, wenn de
Gemene in der Kerken vorsamlet, nicht verstöret
werde, schal men sowol under dem Gesänge alse ock
under dem Predigende keine Doden upsingen und
beerden, vel weniger mit den Kloken alsedan se be-
lüden, Sündern man mag dat Lyck na Gelegenheit
an enen bequemen Orde in der Kerken neddersetten
und bet na geendigten Ambte alda sthan und als-
dann christlick bestedigen laten. 14101
Dewylen ock in den Doden-Begräffnissen mit dem
D odenbeere unchristlik und unordentlik gehandelt,
also dat oftmahls gantzen Tonnen Bers und mehr
uthgesapen, daröwer man sick geschlagen und ver-
wundet und allerley Bös begangen, so schall herna-
mahls de Dodenbere to gevende und drinkende ver-
baden syn derogestalt, dat beyde, Gever und
Drinker, schölen in hoge Straffe und der Königl.
Maj. Bröke vorfallen syn, und schölen darogegen en
temliche Gave de Vründe des vorstorvenen, dar idt

5 Schleswig-Holsteinische Kirchenordnung von 1542, siehe
oben, S. 97.
6 Flecken.

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