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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Armgart, Martin [Bearb.]; Meese, Karin [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (24. Band = Siebenbürgen): Das Fürstentum Siebenbürgen - das Rechtsgebiet und die Kirche der Siebenbürger Sachsen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30664#0154
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Einleitung

19 a. Disziplinarordnung der Unterwälder Geistlichkeit (Leges Ministrorum) 4. Januar 1564 (Text S. 287)
19b. Ergänzungen zur Disziplinarordnung 18. November 1572 (Text S. 289)
Die ältesten separata Verhaltensregeln für Nichtpfarrer unter Einschluß der Schullehrer, sind im Unter-
wälder Kapitelsbuch überliefert. Nach umfangreicher Einleitung erfolgen in acht Artikeln Regelungen zur
Versehung des Amtes, Verbot der Beteiligung an Trinkgelagen oder Würfel- und Kartenspiel und zum
Verhalten gegenüber der Pfarrerfamilie, Bediensteten und bäuerlichen Umgebung. Am Schluss des Textes
erfolgen Verweise auf spätere Regelungen 1565 und 1593 wie auch auf einen 1622 in Kleinpold gefassten
Kapitelsbeschluss. Umfangreiche förmliche Kapitelstatuten für alle Teile der Geistlichkeit wurden erst 1664
verabschiedet164. Zwei weitere Artikel, über Zehntauszahlung bei Stellenwechsel oder Tod zwischen Ernte
und dem üblichen Verteilungstermin an Nikolaus und über ungebührlichem Verhalten gegenüber dem Pfar-
rer, wurden am 18. November 1572 beschlossen und als leges emendatae et additae angefügt.

20. Hermannstädter Synodalartikel (Vierte synodale Ergänzung der Kirchenordnung) 29. November 1565
(Text S. 290)
Die vierte und letzte Synode, zu der Matthias Hebler die ad exemplum ecclesiae Wittenbergensium festhal-
tenden Geistlichen165 nach Hermannstadt berief, um die Kirchenordnung weiter ausgestalten zu lassen,
bekräftigte die konfessionelle Abgrenzung durch Festlegung auf „konservative Alternativen“, so zu Pri-
vatbeichte, Altarschmuck, teilweiser Beibehaltung der lateinischen Gottesdienstsprache und der Kirchen-
ausmalung166.
Die 1565 getroffenen Festlegungen sind in einer Anzahl von Abschriften überliefert. Während in den
ältesten Überlieferungen eine Zählung dieser Artikel fehlt, findet sich später167 eine weitgehend einheitliche
Anordnung und Numerierung in 17 bzw. 18 Artikel, allerdings von stark unterschiedlichem Umfang. Einzig
das im frühen 17. Jahrhundert zusammengestellte Kapitelsbuch des Leschkircher Kapitels168 überliefert den
Text in einer wesentlich eingehenderen (und gleichmäßigeren) Untergliederung in 35 Artikel. Die im frühen
18. Jahrhundert erstellte Sammlung Haner hat 38 Artikel.
Die bei Teutsch abgedruckte umfangreiche Unterschriftenliste ist in dieser Ausführlichkeit bei Haner
überliefert. Im Codex Adamianus hat sie Lücken und eine leicht abweichende Reihenfolge, in der Matrica
Mediensis wurrde sie von deutlich späterer Hand hinzugefügt. Die Matricula capituli Bogatziensis nennt nur
Glatz und Bomelius169. Graffius erwähnt neben den Unterschriften der Dechanten namentlich den vorma-
ligen ungarischen Superintendenten Dionysius Alesius170.

164 23 Artikel umfassende Leges et normae pro pastoribus,
diaconos et scholarum rectoribus eorumque domesticis capi-
tuli Antesilvani sive Sabesiensis ... in hanc formam redac-
tae; der Kleinpolder Kapitelsversammlung vom 30.
Januar 1664; NatA Hermannstadt, Mss. Varia II 45
(Manuskript Haner, Nota bene maius pastoris Saxo-
Transilvani ... addicti), Tomus I, Pars III, pag. 1073-
1077.
165 Über frühere sächsische Synoden hinaus weist die Teil-
nahme des weiterhin lutherischen ehemaligen ungari-
schen Superintendent Dionysius Alesius mit Herkunfts-
bezeichnung Claudiopolitanus - wenige Monate nach der
vom Landtag 1564 formulierten Differenzierung Her-
mannstädter und Klausenburger Kirche.
166 Zum Inhalt vgl. Reinerth, Gründung, S. 305-307.
167 Erstmals das im frühen 17. Jahrhundert zusammenge-
stellte Kapitelsbuch der Kaltwasser-Surrogatie, NatA

Hermannstadt, Kapitel Kaltwasser [Călvasăr] (inv. 287)
Nr. 537 (1) (Liber surrogatiae Transfrigidanae), fol. 16r-
23v.
NatA Hermannstadt, Kapitel Leschkirch [Nocrich]
(Inv. 291), Nr. 2. Als Schreiber (scribebat) der im Lesch-
kirchener Kapitelsbuch überlieferten Abschrift nennt
sich Matthias Bernhardi. 1606 ordiniert, wurde er 1617
Pfarrer von Holzmengen im Leschkirchener Kapitel,
1636 Stadtpfarrer von Mühlbach, wo er 1645 starb;
Wagner, Pfarrer, Nr. 1315.
ebd., Mss. Varia II 238 (Matricula capituli Bogatzien-
sis), fol. 5r-10r; dazu auch Teutsch, UB II, S. 108
Anm. 1.
NatA Hermannstadt, Mss. Varia II 44 (Manuskript
Graffius, Acta synodi generalis), pag. 1239-1246 Nr. 97,
hier auf pag. 1246: Publicata coram tota universitate in
aedibus plebani Cibiniensis, ubi omnes decani una cum

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