Einleitung
Visitation verschob sich bis 1616; in der Synode 1615 wurde abermals über ergänzende Visitationsartikel
beraten.
76. Mediascher Synodalartikel 13. Mai 1615 (Text S. 500)
Die erste vom neuen Superintendenten Weyrauch einberufene Synode376 tagte vom 6. bis 3. Mai in zehn
sessiones in Mediasch377. Geprägt war sie vom Gegensatz der bisherigen offenen Auslegung und Vertretern
eines orthodoxen Luthertums, personalisiert im Schäßburger Stadtpfarrer Simon Paulinus und im Her-
mannstädter Stadtpfarrer Petrus Besodner. „Von 1615 an kann in Siebenbürgen von einer lutherischen
Kirche gesprochen werden“378.
Die von der Synode verabschiedeten elf Synodalartikel beginnen erneut mit einer Bekenntnisregelung -
letztmalig als Synodalbeschluss. Die bisherige Ambivalenz wird beseitigt, indem ausdrücklich die Confessio
Augustana Invariata von 1530 als Norm der kirchlichen Lehre bezeichnet wird. Ein Mittelweg wurde bei
den Schriften Melanchthons beschritten; die frühen Schriften gelten als mit Luther konform, den späteren
wird eine Annäherung an reformierte Standpunkte unterstellt. Die propositiones von 1561, eine pointierte
Abgrenzung gegenüber gleichzeitig aufgestellten Klausenburger Standpunkten, werden in den Kanon ver-
bindlicher Schriftstücke eingefügt. Die Synodalbeschlüsse aus der Zeit Schiffbaumers bleiben unerwähnt.
Der sechste Artikel untersagt die Verwendung von Katechismen, die von lutherischen Auffassungen abwei-
chen, insbesondere des durch Namensnennung von Ursinus und Pareus bezeichneten Heidelberger Kate-
chismus. Andere Regelungen sind eher als kirchenordnende Detailarbeit anzusehen: Mindestalter für
Patenschaften und Heiraten, Ungültigkeit unitarischer Taufen, Beibehaltung des Exorzismus, Abendmahls-
regelungen für Abstinente sowie für Stumme und Taube.
Die Synodalartikel von 1615 sind in zahlreichen Abschriften überliefert379. In drei Überlieferungen fin-
den sich die Unterschriften der Teilnehmer380. Der gleichzeitige Eintrag im Protokollbuch des Hermann-
städter Kapitels überliefert zudem Unterschriften fast aller dem Kapitel angehöriger Pfarrer381. In den
mittelsiebenbürgischen Kapiteln Kisd und Kosd verweigerten die Kapitelsversammlungen die Annahme
der Artikel, im Burzenland erfolgte sie unter Vorbehalt des Vorrangs der Ordnungen von Honterus.
376 Das am 11. April 1615 ausgestellte Einberufungsschrei-
ben ist überliefert NatA Hermannstadt, Mss. Varia II 65
(Codex Adamianus), Pars II, pag. 72.
377 Das Protokoll der sessiones überliefern NatA Hermann-
stadt, Kapitel Magarei [Pelişor] (Inv. 293), Nr. 391 (2),
fol. 29v-35v, ebd., Mss. Varia II 81, pag. 320 und AHG
Kronstadt, IV F 1 Tq 105, pag. 268f. Zur Synode einge-
hend Teutsch, Geschichte I, S. 409-411 und Szegedi,
Kronstadt, S. 155-158.
378 Szegedi, Kronstadt, S. 158.
379 Neben der gleichzeitigen Leithandschrift NatA Her-
mannstadt, Kapitel Bulkesch [Bălcaciu] (Inv. 285),
Nr. 3 (1), fol. 60r-61v; ebd., Kapitel Magarei [Pelişor]
(Inv. 293), Nr. 391 (2), fol. 26v-29r; ebd., Sammlung
Brukenthal Y 1-5 Nr. 269, fol. 83r-86v, ebd., Kapitel
Leschkirch [Nocrich] (Inv. 291), Nr. 2, fol. 44r-47v;
ebd., Kapitel Bistritz [Bistriţa] (Inv. 286), Nr. 513 fol.
29v-32r; ebd., Kapitel Kosd [Kozd-Rupea] (Inv. 295),
Nr. 684 (8/1), fol. 1r-2r; ebd., Mss. Varia II 65 (Codex
Adamianus), Pars II, pag. 76-79, ebd., Mss. Varia II 81
(Codex Pöldnerianus), pag. 336-340 und AHG Kron-
stadt, IV F 1 Tq 105, pag. 285-288.
380 Die umfangreichste Unterschriftenliste überliefert die
Leithandschrift NatA Hermannstadt, Kapitel Her-
mannstadt [Sibiu] (Inv. 287), Nr. 1007 (3), fol. 35v-38r.
Nach dem Superintendenten erscheinen zunächst 14
Dechanten bzw. Prodechanten, die ausdrücklich auch
namens ihres Kapitels unterschreiben. Mit separater
Überschrift folgen sieben weitere Teilnehmer der Syn-
ode, angeführt vom Generaldechanten des Vorjah-
res. Ohne differenzierende Zwischenüberschrift hat die
Unterschriftenliste NatA Hermannstadt, Sammlung
Brukenthal Y 1-5 Nr. 269, fol. 85r-86v (bis Georg Bon-
esius; es fehlt Kaspar Gregori). Eine gekürzte Liste hat
AHG Kronstadt, IV F 1 Tf 74, fol. 162.
381 NatA Hermannstadt, Kapitel Hermannstadt [Sibiu]
(Inv. 287), Nr. 1007 (3), fol. 38v-39r mit 20 weiteren
Unterschriften. Es fehlen lediglich der Pfarrer von Thal-
heim sowie der kapitelszugehörige reformierte Pfarrer
von Salzburg. Laut nachfolgendem Protokolleintrag
wurden diese Leges d[ominorum] pastorum am Beginn der
Kapitelsversammlung vom 16. Juni verlesen, verbunden
mit admonitiones des Dechanten.
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Visitation verschob sich bis 1616; in der Synode 1615 wurde abermals über ergänzende Visitationsartikel
beraten.
76. Mediascher Synodalartikel 13. Mai 1615 (Text S. 500)
Die erste vom neuen Superintendenten Weyrauch einberufene Synode376 tagte vom 6. bis 3. Mai in zehn
sessiones in Mediasch377. Geprägt war sie vom Gegensatz der bisherigen offenen Auslegung und Vertretern
eines orthodoxen Luthertums, personalisiert im Schäßburger Stadtpfarrer Simon Paulinus und im Her-
mannstädter Stadtpfarrer Petrus Besodner. „Von 1615 an kann in Siebenbürgen von einer lutherischen
Kirche gesprochen werden“378.
Die von der Synode verabschiedeten elf Synodalartikel beginnen erneut mit einer Bekenntnisregelung -
letztmalig als Synodalbeschluss. Die bisherige Ambivalenz wird beseitigt, indem ausdrücklich die Confessio
Augustana Invariata von 1530 als Norm der kirchlichen Lehre bezeichnet wird. Ein Mittelweg wurde bei
den Schriften Melanchthons beschritten; die frühen Schriften gelten als mit Luther konform, den späteren
wird eine Annäherung an reformierte Standpunkte unterstellt. Die propositiones von 1561, eine pointierte
Abgrenzung gegenüber gleichzeitig aufgestellten Klausenburger Standpunkten, werden in den Kanon ver-
bindlicher Schriftstücke eingefügt. Die Synodalbeschlüsse aus der Zeit Schiffbaumers bleiben unerwähnt.
Der sechste Artikel untersagt die Verwendung von Katechismen, die von lutherischen Auffassungen abwei-
chen, insbesondere des durch Namensnennung von Ursinus und Pareus bezeichneten Heidelberger Kate-
chismus. Andere Regelungen sind eher als kirchenordnende Detailarbeit anzusehen: Mindestalter für
Patenschaften und Heiraten, Ungültigkeit unitarischer Taufen, Beibehaltung des Exorzismus, Abendmahls-
regelungen für Abstinente sowie für Stumme und Taube.
Die Synodalartikel von 1615 sind in zahlreichen Abschriften überliefert379. In drei Überlieferungen fin-
den sich die Unterschriften der Teilnehmer380. Der gleichzeitige Eintrag im Protokollbuch des Hermann-
städter Kapitels überliefert zudem Unterschriften fast aller dem Kapitel angehöriger Pfarrer381. In den
mittelsiebenbürgischen Kapiteln Kisd und Kosd verweigerten die Kapitelsversammlungen die Annahme
der Artikel, im Burzenland erfolgte sie unter Vorbehalt des Vorrangs der Ordnungen von Honterus.
376 Das am 11. April 1615 ausgestellte Einberufungsschrei-
ben ist überliefert NatA Hermannstadt, Mss. Varia II 65
(Codex Adamianus), Pars II, pag. 72.
377 Das Protokoll der sessiones überliefern NatA Hermann-
stadt, Kapitel Magarei [Pelişor] (Inv. 293), Nr. 391 (2),
fol. 29v-35v, ebd., Mss. Varia II 81, pag. 320 und AHG
Kronstadt, IV F 1 Tq 105, pag. 268f. Zur Synode einge-
hend Teutsch, Geschichte I, S. 409-411 und Szegedi,
Kronstadt, S. 155-158.
378 Szegedi, Kronstadt, S. 158.
379 Neben der gleichzeitigen Leithandschrift NatA Her-
mannstadt, Kapitel Bulkesch [Bălcaciu] (Inv. 285),
Nr. 3 (1), fol. 60r-61v; ebd., Kapitel Magarei [Pelişor]
(Inv. 293), Nr. 391 (2), fol. 26v-29r; ebd., Sammlung
Brukenthal Y 1-5 Nr. 269, fol. 83r-86v, ebd., Kapitel
Leschkirch [Nocrich] (Inv. 291), Nr. 2, fol. 44r-47v;
ebd., Kapitel Bistritz [Bistriţa] (Inv. 286), Nr. 513 fol.
29v-32r; ebd., Kapitel Kosd [Kozd-Rupea] (Inv. 295),
Nr. 684 (8/1), fol. 1r-2r; ebd., Mss. Varia II 65 (Codex
Adamianus), Pars II, pag. 76-79, ebd., Mss. Varia II 81
(Codex Pöldnerianus), pag. 336-340 und AHG Kron-
stadt, IV F 1 Tq 105, pag. 285-288.
380 Die umfangreichste Unterschriftenliste überliefert die
Leithandschrift NatA Hermannstadt, Kapitel Her-
mannstadt [Sibiu] (Inv. 287), Nr. 1007 (3), fol. 35v-38r.
Nach dem Superintendenten erscheinen zunächst 14
Dechanten bzw. Prodechanten, die ausdrücklich auch
namens ihres Kapitels unterschreiben. Mit separater
Überschrift folgen sieben weitere Teilnehmer der Syn-
ode, angeführt vom Generaldechanten des Vorjah-
res. Ohne differenzierende Zwischenüberschrift hat die
Unterschriftenliste NatA Hermannstadt, Sammlung
Brukenthal Y 1-5 Nr. 269, fol. 85r-86v (bis Georg Bon-
esius; es fehlt Kaspar Gregori). Eine gekürzte Liste hat
AHG Kronstadt, IV F 1 Tf 74, fol. 162.
381 NatA Hermannstadt, Kapitel Hermannstadt [Sibiu]
(Inv. 287), Nr. 1007 (3), fol. 38v-39r mit 20 weiteren
Unterschriften. Es fehlen lediglich der Pfarrer von Thal-
heim sowie der kapitelszugehörige reformierte Pfarrer
von Salzburg. Laut nachfolgendem Protokolleintrag
wurden diese Leges d[ominorum] pastorum am Beginn der
Kapitelsversammlung vom 16. Juni verlesen, verbunden
mit admonitiones des Dechanten.
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