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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0076
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56

Die Kirchenordnungen. Die Mark Brandenburg.

selbs befolhen und sie in sein reich aufzunemen
verheissen hat.
Darumb, meine geliebten, ich vermane und
bitte euch alle, die ir alhie versamlet seid aus
christlicher lieb und treu, das ir erstlich zu herzen
nemen und bedenken wollet, dieses treffenlich
werk gottes und den grossen ernst, der darinnen
ist und angezeigt wird; denn aus den worten
dieses gebets höret ir, sehet auch aus dem werk,
wie armselig und elend die christlich kirch dieses
kindlein hieher tregt und fur gott so bestendig-
lich und offenbar bekennet, das dasselbig kindlein
ein kind des zorns, der sunden und ungnaden
sei und darumb so herzlich umb hilf und gnad
bittet, das es durch die taufe ein kind gottes
werden möge.
Bedenket auch mit fleis, das es ie nicht ein
scherz oder kinderspiel ist, dieses christenlich
tapfer werk zu handeln, welchs dem teufel be-
iegnet und in nicht allein von dem kind treibt,
sondern auch das kind wider in, als wider ein
steten gewissen feinde, sein leben lang zu streiten
verpflichtet, derhalben hoch von nöten ist, mit
einem starken glauben und herzlichen vertrauen
zu gott andechtiglich zu bitten, das gott, der all-
mechtig, das kindlein nicht allein von des teufels
gewalt erledigen, sondern auch also sterken wolle,
das es dem feinde im leben und sterben statlichen
widerstand thun und erhalten werden möge;
darumb wollet mit fleis auf euch selbs achtung
haben, in einem rechten glauben alhier zu stehen,
gottes wort zu hören und andechtiglich zu gott
zu rufen und zu bitten; denn wir je alhie zum
gebet nicht vergebenlich, sondern aus not ermanet
werden, auf das gott unsern ernst und ein recht vor-
treulich herz erkennen möge, auch dis hochwirdig
sacrament durch uns dem teufel nicht zum spot
gesetzt und gott, der allmechtige, geunehret werde,
der darinnen so ein uberschwenklichen reichthum
seiner gnaden uber uns schüttet, das er die tauf
selbst ein neugeburt nennet, also, das wir durch
dieselbe von aller tyrannei des teufels, auch der
sünden, des tods und der hellen erledigt, kinder
des lebens und erben aller güter gottes und mit-
erben Christi werden; hierumb lasset uns umb
gottes willen solche uberreichliche göttliche gnaden
nicht vorrechtlich, sondern mit aller schuldiger
dankbarkeit handeln, dieweil doch dis hochwirdig
sacrament der tauf unser einiger trost und ein-
gang ist, zu allen göttlichen gütern und gemein-
schaft aller heiligen.
Form der tauf.
Der pfarrer oder taufer sprech:
Fare aus, du unreiner geist, und gib raum
dem heiligen geist.

Darnach mache er dem kinde ein creuz
beid an die stirn und brust und spreche:
Nim das zeichen des heiligen creuzes beid
an der stirn und an der brust.
Last uns bitten.
Allmechtiger ewiger gott, ein vater unsers
herrn Jesu Christi, du wollest sehen auf diesen
deinen diener (oder dienerin), den (oder die)
du zum anfang des glaubens gnediglich berufen,
hast, und wollest alle blindheit des herzen von
im (oder ir) treiben; zerreisse alle stricke des
satans, damit er (oder sie) gebunden ist, thue
im (oder ir) auf, herr, die thür deiner güte, auf
das er (oder sie) mit dem zeichen deiner weis-
heit bestrichen, aller begirden gestank on werde
und zum süssen geruch deiner gebot dir in deiner
kirchen frölich diene, und neme zu von tage zu
tage, damit er (oder sie) tüchtig werde, zu
komen zur gnade deiner taufe und arznei empfahe
durch Jesum Christum, amen.
Last uns beten.
Gott, du unsterbliche zuflucht aller, die da
bitten, du erlösung der unterthenigen, frid der
bittenden, leben der glaubigen, auferstehung der
toten, dich rufe ich an uber diesen deinen diener
(oder dienerin), der (oder die) umb die
gabe deiner tauf bittet und begeret, durch die
geistliche wiedergeburt die ewige gnad zu erlangen;
nim in (oder sie) an, herr, und weil du gesagt
hast, bittet, so werdet ir nemen, suchet, so werdet
ir finden, klopfet an, so wird euch aufgethan,
darumb uberreiche das lohn dem , der da bittet,
und thue auf die thür dem, der da klopfet, auf
das er (oder sie) die ewig benedeiung des
himlischen bads erlange und das verheissen reich
deiner gabe empfahe durch Jesum Christum, amen.
Hie neme der priester das salz, gebe
es dem kinde in den mund und spreche:
N. nim hin das salz der weisheit, das du
in Christo Jesu, unserm herrn, habst das ewig
leben.
Last uns bitten.
Gott unserer veter, gott, ein schepfer aller
creaturen, wir bitten dich untertheniglich, das du
diesen deinen diener (oder dienerin) gnedig-
lich ansehen woltest, und in (oder sie), weil er
(oder sie) die erste speis des salzes kostet, nicht
lenger hungern lassen nach deiner gnaden, sondern
mit derselben himlischen speis erfüllen, auf das
er (oder sie) allweg brünstig im geist und
frölich in der hoffnung sei und deinem namen
allwege diene; bring in (oder sie) her zum bad
der neuen widergeburt, auf das er (oder sie)
mit deinen glaubigen den ewigen lohn deiner
verheissung zu erlangen wirdig werde, durch Jesum
Christum, unsern herrn, amen.
 
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