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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0077

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Kirchenordnung Joachim’s II. von 1540.

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Last uns bitten.
Gott Abraham, gott Isaac, gott Jacob, gott,
der du deinem knecht Moisi auf dem berge Sinai
erschienen bist, und die kinder Israel aus dem
lande Egypten gefuret hast und vorsahest sie mit
dem engel deiner güte, der sie bewaret tag und
nacht, wir bitten dich, herr, auf das du deinen
heiligen engel herschicken wollest, damit er des-
gleichen beware diesen deinen diener (oder
dienerin) N. und füre in (oder sie) zur gnad
deiner tauf durch Jesum Christum, unsern herrn.
Darumb, du vermaledeiter teufel, erkenne
dein urteil und gib die ehre dem lebendigen und
waren gott, gib die ehre Jesu Christo, seinem
son, und dem heiligen geist, und weich von diesem
diener (oder dienerin) gottes N., welchen
(oder welche) gott und unser herr Jesus
Christus zu seiner heiligen gnad und segen, und
zum brun der tauf durch sein gabe gnediglich
berufen hat, und dis zeichen des heiligen †creuzes,
das wir an sein stirn machen, mussest du leidiger
teufel nimermehr mit frevel antasten, durch den,
der da künftig ist, zu richten die lebendigen und
die toten und die welt durchs feur.
Folget:
Da höre nu, du verfluchter satan, beschworen
durch den namen des ewigen gottes und unsers
heilands Jesu Christi, und weich von dannen
zitternd und seufzend mit deinem hass uberwunden,
du solt nichts gemein haben mit dem knecht
(oder der dienerin) gottes, der (oder die)
nu auf das himlische gedenkt, und der (oder
die) dir sampt deiner welt entsagt, und der (oder
die) in seliger unsterblichkeit leben wird. Dar-
umb gib die ehre dem heiligen geist, der von der
hohen burg des himels kompt, weil dein betrug
zerstöret ist, auf das er dis herz, so im göttlichen
brun gereinigt, gott zu einem geheiligten tempel
und wonung mache, damit er genzlich von aller
schuld der vorigen laster erlöset, dieser knecht
(oder dienerin) gottes dem ewigen gott alle-
zeit danksage und lobe seinen namen zu ewigen
zeiten, amen.
Darumb, du vermaledeiter teufel etc. wie
zuvor.
Ich beschwere dich, du unreiner geist, im
namen des vaters †, und des sons † und des heiligen
geists †, auf das du ausfarest, und weichest von
diesem diener (oder dienerin) gottes N.; denn
der gebeut dir, du verfluchter und verdampter,
der mit trucken füssen uber das meer gangen ist,
und der Petro, da er sinket, die hand reichet,
Jesus Christus, unser herr, der da künftig ist, zu
richten die lebendigen und die toten und die welt
durchs feur.
Darumb, du vermaledeiter teufel etc. wie
zuvor.
Sehling, Kirchenordnungen. III.

Last uns bitten.
Herr, heiliger vater, almechtiger ewiger gott,
ich bitte deine ewige und allergerechteste güte,
der du bist des lichtes und der warheit anfenger,
auf das du uber diesen deinen diener (oder
dienerin) N. deinen se†gen giessest und wollest
in (oder sie) erleuchten mit dem licht deines
verstands, reinige und heilige † in (oder sie) gib
im (oder ir) die ware erkentnis, auf das er
(oder sie) wirdig gemacht werde, zu komen zur
gnade deiner tauf, und halte die feste hoffnung,
den rechten rath, die heilige lere, damit er (oder
sie) geschickt werde, zu empfahen die gnade
deiner tauf durch unsern herrn Jesum Christum.
Folget:
Der herr sei mit euch. Die nachfolgenden
wort des heiligen evangelii nach Sanct Marcus
beschreibung.
Mache ein creuz mit ausgestrecktem
arm uber das kind.
In der zeit brachten sie kindlein zu Jesu,
das er sie anrüret; die jünger aber furen die an,
die sie trugen; da es aber Jesus sahe, ward er
unwillig und sprach zu inen: Lasset die kindlein
zu mir komen und wehret in nicht, denn solcher
ist das reich gottes, warlich, ich sage euch, wer
das reich gottes nicht empfehet als ein kindlein,
der wird nicht hinein komen, und herzet sie und
legt die hende auf sie und segnet sie.
Darnach sprech der pfarrer oder taufer
die gefattern nachfolgender meinung an:
Ich vermane euch in kraft der christlichen
liebe, die ir itzt an des kindleins statt bei der
tauf thut, wenn es seiner eltern durch tods oder
andern unfall beraubt würde, ehe denn es zum
brauch seiner vernunft kome, das irs fleissig und
treulich wolt unterrichten und leren, erstlich die
zehen gebot, auf das es den willen gottes und
seine sunde dadurch lerne erkennen, darnach den
christlichen glauben, durch welchen wir gnad,
vergebung der sunde und den heiligen geist em-
pfahen , zuletzt auch das vater unser, damit es
gott anrufen und hilf bitten könne, dem satan
widerstand zu thun, und christlich zu leben, bis
gott an im erfüllet, was er itzt in der tauf an-
gefangen hat, und es selig werde.
Darnach lege der priester die hand auf
des kindes haubt, und die gefattern
rüren das kind samptlich an und sprechen :
Vater unser, der du bist im himel, geheiliget
werde dein name, zu kome dein reich, dein
wille geschehe, als im himel auch auf erden, unser
teglich brod gib uns heute, und vergib uns unser
schuld, als wir vergeben unsern schuldigern, und
füre uns nicht in versuchung, sondern erlöse uns
vom ubel, amen.
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