Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0091
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kirchenordnung Joachim’s II. von 1540.

71

latinischen sprach verstendig vorhanden, ist on
not, das die epistel und evangelium, wie in den
grossen stedten zuvor latinisch gesungen werde,
sondern sollen die pfarherrn die epistel und das
evangelium iren audienten und pfarkindern allein
in deutscher sprach lesen, so sol auch allenthalben,
in stedten und dörfern in den pfarkirchen nach
dem evangelio, wenn das patrem oder wir gleuben
all an einen gott deudsch von der gemeine ge-
sungen ist, der pfarrer oder prediger die predig
des evangelii von der dominica oder festen, wie
solchs die zeit bringet, anfahen und nach ge-
endigter predig das offertorium von der dominica
oder festen, aber auf den dörfern mag man dafur
einen deudschen psalmen singen, darauf sol folgen
die latinische prefation, das sanctus, die communio
und ferrer der beschlus, wie die ordnung der
messen anzeigt.
Vom tagampt, wenn kein communicant
vorhanden, wie dasselbig sol gehalten
werden.
Dieweil auch die mess mit dem brauch des
abendmals on communicanten nicht mag gehalten
werden und dennoch sich zutragen und begeben
mocht, das zuweilen auf die sontage, festtage oder
sonst am Werktage, in den stedten, stiften und
allen klöstern, zuvoraus da man hievor teglich
mess gehalten, kein communicanten verhanden,
damit alsdenn von wegen mangel der communi-
canten die gemeine nicht vergeblich versamlet
werde oder die in stiften und klöstern nicht teg-
lich also müssig hingingen, wollen wir, wenn sich
solchs begibt oder zutregt, das es folgender gestalt
sol gehalten werden.
Erstlich sol man den introitum von der do-
minica oder festen, nach gelegenheit der zeit,
singen.
Darauf das kyrieeleison, gloria in excelsis und
et in terra etc. latinisch.
Die collecten de tempore oder festis latinisch
oder deudsch.
Folgend die epistel gegen dem volk, in
stiften und klöstern latinisch, aber in der pfar-
kirchen und dörfern deudsch.
Darauf das gradual oder in den pfarren ein
deudschen psalmen an stat des graduals.
Folgend das alleluia und sequentz oder aber
nach gelegenheit ein tractum latinisch.
Darnach das evangelium von der dominica
oder von festen, auch gegen dem volk, wie mit
der episteln, in stiften und klöstern latinisch, in
pfarkirchen deudsch singen oder lesen.
Darauf das credo in unum deum und in
stiften und klöstern das latinisch patrem, aber in

stedten und auf den dörfern deudsch, wir gleuben
alle an einen gott.
Folgend die predig des evangelii von der
dominica oder festen, nach gelegenheit der zeit.
Nach beschehener predig, weil die gemein noch
beieinder versamlet, mag man die deudsche letanei
wie hernachfolget singen, oder das vater unser
gesangweis gemacht, oder mitten wir im leben
sein, oder es wolt uns gott gnedig sein, und denn
zuletzt verleihe uns frid gnediglich etc. mit der
collecten pro pace, und endlich mit dem gewön-
lichen segen beschliessen; in stiften und klöstern
aber sol man nach der predig singen das respon-
sorium, tua est potencia mit der collecten pro
pace und darauf mit gewönlicher benediction be-
schliessen;
Es sollen auch, wenn solche empter gehalten
werden, die priester kein casula., sondern allein
ein korkappen oder auf den dörfern, do die kor-
kappen nicht weren, ein schlechten korrock an-
haben, damit das einfeltig volk nicht auf voriger
meinung bleib oder geleitet werde, als wolt man
die mess nach voriger weiss mit der communion
on communicanten widerum anheben und halten,
da man es auch an kirchendienern haben kan,
als in stiften und klöstern, auch in etlichen grossen
stedten mag man zu solchem ampt auch mini-
stranten in diaconröcken brauchen.
So wollen wir auch, das die priester in gött-
lichen emptern und predigen, auch sonst, wenn
etwas in den kirchen gehandelt und die sacra-
menta administriret werden, ire korröcke, wie
bisher geschehen, gebrauchen. Auch sollen die
gewönlichen lichter zu den horis, messen und
andern emptern, auch sonst des winters zur not-
turft gebrand werden; was aber darüber sonst
sonderliche lichter der bruderschaften und gülden
oder enzeler personen verhanden, sollen abgethan
und was etwan darauf gewand, sol nach befelch
der visitatorn zu besserm brauch gekart werden.
Vom chorgesange.
Der chorgesang sol, wie bisanher, in allen
stiften und klöstern, auch den pfarkirchen, wie.
der gebreuchlich gewesen, latinisch gesungen und
gelesen werden, zuvoran, so es de tempore ist, da
sol nichts nachgelassen werden, es sei metten,
prima, tertia, sexta, nona, vesper, complet oder
was der mehr ist, ein iglichs, wie mans findet,
nach seiner rubrica on alle leichtfertigkeit.
Was aber de sanctis ist, sol von uns und
unsern verordneten ubersehen und, wo es von
nöten, corrigirt werden, also das auch solch löb-
lich gewonheit wie vor alters unableslich gott zu
1 ehren gehalten worden sol.
| Sonst sol offentlich in den kirchen gesungen
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften