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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0090

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Die Kirchenordnungen. Die Mark Brandenburg.

die ire sunde bekennen, gottes zorn und den tod
forchten und nach der gerechtigkeit hungerig und
durstig sind. So wir uns aber selbs prüfen und
ein jeder in sein eigen gewissen gehen, wie uns
der heilig Paulus leret, werden wir gewislich
nicht anders finden, denn allerlei greuliche sund
und den tod, den wir mit der sunde verschuldet
haben, und können doch uns selbs in keinem wege
daraus helfen. Darum hat unser lieber herr Jesus
Christus sich uber uns erbarmet und ist um unser
sunde willen mensche worden, auf das er das
gesetz und allen willen gottes fur uns zu gut er-
füllet und den tod und alles, was wir mit unsern
sunden verschuldet hetten, fur uns und zu unser
ledigung auf sich neme und erlitte, und das wir
je das festiglich glauben und durch den glauben
frölich in seinem willen mochten leben, nam er
nach dem abendmal das brod, sagt dank, brachs
und sprach: Nemet hin und esset, das ist mein
leib, der fur euch dargeben wird, das ist, das ich
mensch bin worden und alles, das ich thue und
leide, ist alles euer eigen, fur euch und euch zu
gut geschehen; des zu einem gewissen anzeigen
und zeugnis gib ich euch mein leib zur speise.
Desgleichen nam er auch den kelch und sprach:
Nemet hin und trinket aus diesem alle, das ist
der kelch des neuen testaments in meinem blut,
das fur euch und fur viel vergossen wird zu
vergebung der sunde, so oft ir das thut, solt ir
mein darbei dabei gedenken, das ist, dieweil ich
mich eur angenomen und eur sunde auf mich
geladen hab, will ich mich selbs fur die sunde
in tod opfern, mein blut vergiessen, gnad und
vergebung der sunde erwerben und also ein neu
testament aufrichten, darinnen die sunde vergeben
und ewig nicht mehr sol gedacht werden, des zu
einem gewissen anzeigen und zeugnis, gib ich
euch mein blut zu trinken. Wer nu also von
diesem brod isset und von diesem kelch trinket,
auch diesen worten, so er von Christo höret und
diesen zeichen, die er von Christo empfahet,
festiglich glaubt, der bleibt in dem herrn Christo
und Christus in im, und wird ewiglich leben;
darbei sollen wir nu sein gedenken und seinen
tod verkündigen, nemlich, das er fur unser sunde
sei gestorben und zu unser rechtfertigung wider
auferstanden und im darum danksagen, ein jeder
sein creuz auf sich nemen und im nachfolgen
und nach seinem gebot einander lieben, wie er
uns geliebt hat; denn wir sind alle ein brod und
ein leib, dieweil wir alle eins brods teilhaftig
sind und aus einem kelch trinken.
Darauf sol angefangen werden das
responsorium discubuitJesuslatinisch
und ob der communicanten viel weren,
das man damit nicht zureichen mocht,
sol man dem volk deudsch anfahen zu

singen, gott sei gelobet, oder Jesus
Christus, unser heiland, welcher ge -
senge einer, ob auch gleich das discu-
buit zureichet, dennoch gleichwol nach
der communion sol gesungen werden.
Nunc communicantes accedunt et
cum eis corpus dominicum porrigitur
dicat sacerdos.
Nim hin und iss, das ist der leib Christi,
der fur dich geben ist.
Ad calicem dicat diaconus.
Nim hin und trink, das ist das blut des
neuen testaments, das fur deine sunde vergossen ist.
Deinde vertens se ad populum legat se -
quentern graciarum actionem.
Last uns bitten.
O almechtiger ewiger gott, wir sagen deiner
göttlichen mildigkeit Job und dank, das du uns
mit deinem heilsamen fleisch und blut deines
einigen sons Jesu Christi, unsers herrn, gespeiset
und getrenket hast, und bitten dich demütiglich,
du wollest durch deinen heiligen geist in uns
wirken, wie wir dis heilig sacrament mit dem
munde haben empfangen, das wir auch also dein
göttlich gnad, vergebung der sunde, vereinigung
mit Christo und ewigs leben, so darinnen an-
gezeigt und zugesagt ist, mit festem glauben mögen
begreifen und ewiglich behalten. Wir danken dir
auch, allmechtiger gott, das du uns durch diese
heilsame gabe des leibes und bluts Christi, deines
sons, hast erquicket, und bitten dein barmherzig-
keit, das du uns solchs gedeihen lassest zum
starken glauben gegen dir und zu brünstiger lieb
unter uns allen, durch unsern herrn Jesum Christum,
deinen son, der mit dir in ewigkeit des heiligen
geists lebt und herschet, warer gott imer und
ewiglich, amen.
[Der Abdruck in Mylius, Corp. Constit. March.
I. 1. Nr. II, lässt hier den Segen (Benedictio) folgen,
Derselbe fehlt in sämmtlichen Ausgaben von 1540 und
1542.]
Deinde inclinet se et dicat.
Corpus tuum domine quod nos peccatores
sumpsimus, et calix quem potauimus, adhaereat
visceribus nostris, et praesta omnipotens deus, ut
ibi nulla remaneat peccati macula, ubi tua pura
et sancta introierunt sacramenta, per eundem Chri-
stum dominum nostrum.
Quod ore sumpsimus domine pura mente ca-
piamus, et fiat nobis remedium sempiternum, per
Christum dominum nostrum.
In den kleinen flecken aber und auf den
dörfern, da niemands besonders von gelerten der
 
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