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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (3. Band): Die Mark Brandenburg, die Markgrafenthümer Ober-Lausitz und Nieder-Lausitz, Schlesien — Leipzig: O.R. Reisland, 1909

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https://doi.org/10.11588/diglit.26784#0105
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Kirchenordnung Joachim’s II. von 1540.

85

die christliche kirch Christum geliebt hat und
liebt.
Darnach sprech der priester uber sie
beid den segen gottes Numeri am 6. und
befehle sie gott, dem allmechtigen:
Der herr segne und behüte dich.
Der herr lasse sein angesicht leuchten uber
dir und sei dir gnedig.
Der herr hebe sein angesicht uber dich und
gebe dir frid, amen.
Von berufung und ordination der
kirchendiener, auch bischoflicher
autorithet und jurisdiction.
Dieweil auch an gottforchtigen, fromen, ge-
lerten und getreuen pfarrern, predigern und
kirchendienern, die dem armen volk mit heilsamer
leer, reichung der hochwirdigen sacrament und
mit guten exempeln furgehen und dienstlich sein
mögen, am höchsten gelegen ist, sol derhalben mit
allem fleis das volk vermanet werden, den all-
mechtigen gott mit ernst um solche treue arbeiter
in den schnid der ernten des herrn zu senden zu
bitten, wie der herr Christus selber sagt Matthei
am 9.: Messis quidem multa etc.
So denn der teufel auch allweg sein eigne
aposteln oder sendboten hat, die hin und wider
unter dem schein des evangelii in stedten, dörfern
und heusern schleichen und die leute mit giftigen
opinionen und irthum, der sacramentirer, wider-
teufer, bildstürmer, zum teil auch mit den alten
misbreuchen und andern schwermereien beflecken
und allerlei aufruhr anrichten, so ist unser ernst-
licher befelch bei vermeidung gebürlicher straf,
das man niemands in unserm lande zum kirchen-
amt, on gebürliche vocation und verordnung zu-
lasse, das sich auch keiner vom adel, stad oder
gemeine, dieselben aus eigner autorithet anzunemen
unterstehe, doch wollen wir hiermit niemands
seiner hergebrachten gerechtigkeit, der vocation,
presentation oder beleihung und bestellung der
pfarren, pregigstul und aller anderer kirchen-
emter und lehen nicht benommen haben, sondern
sie darbei gnediglich bleiben lassen, doch das sie
nicht aus gunst, sondern nach geschicklichkeit der
personen vociren und presentiren.
So sollen auch dieselben, ehr sie ad possessio-
nem komen, erst und zuvor, fur unsern super-
attendenten alhier, ern Jacoben Stradner, und
andern, so wir ferner darzu ordnen, furgestelt
und fleissig vorhöret werden, ob sie in der leer
rein und sonst eins christlichen ehrlichen wandels
sein ; und da solchs befunden, sollen sie alsdenn,
durch den es von alters gebüret, institutionem und
possessionem erlangen; es sol auch keiner seine

pfarren und amt verlassen oder davon entsetzt
werden, propria autoritate, on vorgehende gnug-
same erkentnis jedes orts, da sichs gebürt.
Ob auch jemands zum kirchenamt berufen
und noch nicht ordiniret were, derselbig sol ge-
bürlicher weise ordinationem empfahen, eher er
sich des berufenen amts unterwinde.
Und wiewol Sanct Jeronymus an viel ortern
aus der heiligen schrift erweiset, das im anfang
der kirchen kein unterschied unter den bischofen
und priestern gewesen, solchs auch nach im etliche
lerer, scholastici und canonisten zeugen, unter
denen Panor. in cap. Quarto de consuedutine be-
kennet und clar sagt, das auch vor alters die
ordination durch die versamlung der priester ad-
ministriret per impositionem manuum, welchs denn
offentlich aus den actis apostolorum und der
episteln Pauli ad Timoth. auch erscheinet, dem-
nach so zu itziger zeit in etlichen fürstenthumen,
dieweil man on beschwerung der gewissen die
ordination von den bischofen nicht hat haben
mögen, haben solchs die priester der örter wider
angefangen. Weil aber gleichwol die christliche
kirche, als Sanct Jeronymus zeugt, spaltung zu
verhüten, vor gut angesehen, das unter den
priestern einer erwelet und erhöhet zu der super-
attendenz und ein bischof sein solt, dem die
ordination sonderlich vorbehalten und diese ord-
nung der kirchen fast nutzbar, damit nicht ein
jeder seins gefallens sich eins solchen grossen
werks unterwinde, dadurch mancherlei unschick-
ligkeit, auch verachtung dieses hohen stands, der
priesterlichen wirdigkeit mocht eingefüret werden,
so wollen wir in unserm lande jhe ungerne solche
gute ordnung zerrütten lassen und, nachdem der
allmechtig gott sein göttlich gnade verliehen, das
unser besonder freund, der bischof von Brandem-
burg, mit der heilsamen leer des heiligen evan-
gelii allenthalben (gott lob) einig, so ist auch
unser, meinung, das diejenigen, so in unsern landen
zu kirchenamtern gebraucht werden sollen und zu-
vor nicht ordiniret sein, ire ordination von be-
meltem unserm freunde, dem bischof zu brandem-
burg, empfahen, auch von andern unsern bischofen,
als fern sie sich dieser unserer christlichen kirchen-
ordnung und reformation halten und mit der-
selben verglichen werden, welchs denn wir inen
von herzen durch Jesum Christum, unsern lieben
herrn, gönnen und bitten und darzu durch sein
göttlich gnad, soviel als uns imer möglich, fürder-
lich sein wollen.
Es wil auch obgedachter unser freund in
der ordination die ordinanden mit ungebürlicher
bürden, als vorbietung des ehestands, welcher,
wem und wenn er von nöten, einem jedern frei
bleiben sol, auch sonst andern beschwerungen
nicht beladen, ob auch in zeit der not und nach
 
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